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Okka von der Damerau im Interview "Ich glaube an Intuition"

Okka von der Damerau übernimmt in Verdis "Un ballo in maschera" ihre bisher größte Rolle als Opernsängerin. Mit BR-KLASSIK spricht die Mezzosopranistin über ihren Karrieresprung und darüber, warum Intuition so wichtig ist.

Mezzosopranistin Okka von der Damerau | Bildquelle: © Mathias Leidgschwendner

Bildquelle: © Mathias Leidgschwendner

BR-KLASSIK: Am Sonntag feiert Verdis „Un ballo in maschera“ Premiere in der Münchner Staatsoper. Sie spielen die Ulrica, eine Wahrsagerin. Eine gruselige Person?

Okka von der Damerau: Ganz und gar nicht. Sie prophezeit zwar den Tod von Riccardo, aber wir haben die Ulrica neu interpretiert. Sie ist Riccardos innere Stimme, sie sitzt in seinem Kopf und seiner Seele. Ulrica nimmt in unserer Neuinterpretation eine gewichtige Stellung ein. Sie ist sehr präsent, taucht immer wieder auf und beeinflusst den Hauptcharakter Riccardo stark.

BR-KLASSIK: Wie wichtig ist es für Sie, die Rolle der Ulrica übernehmen zu dürfen?

Okka von der Damerau: Ulrica ist meine bisher größte Rolle. Deswegen ist das auch ein großer Schritt nach vorne, der für meine Karriere als Opernsängerin auch überfällig ist. Ich habe schon länger gewusst, dass ich die Ulrica spielen werde und ich habe die Aufgabe sehr gerne angenommen. Ich freue mich, dass es am Sonntag endlich losgeht.

BR-KLASSIK: Was ist die größte Herausforderung dabei, die Partie der Ulrica zu singen?

Okka von der Damerau in einer Szene aus "Un ballo in maschera" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl Okka von der Damerau als Ulrica. | Bildquelle: © Wilfried Hösl Okka von der Damerau: Das Schwierige an der Rolle ist, dass ich gleich zu Beginn eine Arie singe. Ich kann mich also stimmlich nicht lange vorbereiten, sondern komme auf die Bühne und muss gleich richtig loslegen. Unter Mezzosopranen ist Ulrica eine starke Herausforderung, weil sie zum einen eine stimmlich starke Tiefe verlangt. Zum anderen schraubt sich die Partie dann deutlich immer höher und höher.  Ich komme damit gut zurecht, denn ich habe stimmlich eine starke Mittellage. Ich muss also muss nicht viel draufgeben, um den hohen Part zu bewältigen.  Ulrica zu singen, ist eine sehr schöne Sache.

BR-KLASSIK: Können Sie sich mit der Figur identifizieren?

Okka von der Damerau: Absolut. Denn ich glaube an Intuition. Wir sollten viel öfter tief in uns hineinhorchen und mehr auf unsere Sinne, Wahrnehmungen und Eindrücke vertrauen. Wir müssen uns selbst als Menschen vertrauen. Das ist bei vielen abhanden gekommen, sie lassen sich von anderen Leuten Angst einjagen. Vor allem heutzutage sollte man mehr auf seine innere Stimme hören und nicht darauf, was andere einem einreden wollen. Ich finde, dass Ulrica eine Figur ist, die das Vertrauen zu sich selber sehr gut transportiert.

BR-KLASSIK: Würden Sie selber mal zu einer Wahrsagerin gehen?

Okka von der Damerau: Nein, denn ich denke bereits auch schon so viel zu viel nach. Über alles! Da brauche ich niemanden, der mich zusätzlich zum Grübeln bringt.  Man befürchtet ja, dass eine Wahrsagerin etwas Schlimmes sagen könnte. Ich finde es besser, im Hier und Jetzt zu leben.

BR-KLASSIK: Haben Sie ein Ritual vor einem Auftritt?

Okka von der Damerau: Meine Familie verhindert, dass ich solche Rituale habe. Ich bin sehr gut ausgelastet mit meinen zwei kleinen Kindern, die interessiert es natürlich noch nicht, dass die Mama einen großen Auftritt hat. Ich versuche allerdings immer, vor Auftritten oder anderen wichtigen Aufgaben eine Stunde früher aus dem Haus zu gehen.  Dann habe ich noch etwas Zeit für mich, kann einen Kaffee trinken oder nochmal etwas durchlesen.

BR-KLASSIK: Haben Sie kurz vor der Premiere Lampenfieber?

Szene aus "Un ballo in maschera" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl Als Ulrica übernimmt sie eine wichtige Rolle. | Bildquelle: Wilfried Hösl Okka von der Damerau: Nein, eigentlich nicht, denn ich habe große Lust auf die Aufführung. Bei der Generalprobe war ich auch kein bisschen nervös. Falls doch mal Nervosität aufkommen sollte, dann horche ich mich hinein und frage, was ich tun kann, damit es mir besser geht. Dann entscheidet ganz einfach mein Gefühl, was ich mache. Schlimm ist es, wenn man vier Stunden lang auf etwas warten muss – da kommt dann meistens doch Nervosität hoch. Dann kann man sich aber zum Beispiel mit einem Spaziergang oder einer Dusche ablenken.

BR-KLASSIK: Was ist das Schöne daran, Opernsängerin zu sein? 

Okka von der Damerau: Ich liebe meinen Beruf. Nicht nur, weil er sehr privilegiert ist. Sondern auch, weil ich mich ständig mit mir selber auseinander setzen und mich um mich selber kümmern muss. Ich bin quasi meine eigene Therapeutin.  Wie ein Sportler überwindet auch ein Opernsänger ständig Grenzen oder Ängste. Die Grenzen werden ständig erweitert, um sie dann wieder zu überwinden. Man muss immer hart an sich arbeiten. Das Singen macht unglaublich viel Spaß. Ich versuche, immer mehr aus mir herauszuholen. Es ist ein „Hier und Jetzt“-Ding, denn ich arbeite mit vielen anderen Menschen zusammen. Das hat etwas schönes Gemeinschaftliches.

BR-KLASSIK: Welche Rolle würden Sie gerne mal spielen?

Okka von der Damerau: Sarastro (lacht). Nein, im Ernst, darüber rede ich gar nicht. Ich finde das blöd, sich selbst solche Hürden zu stellen. Es kommt doch ohnehin immer so, wie es kommt. Natürlich habe ich Ideen, aber die behalte ich lieber für mich.  Es passt gerade alles wunderbar, so wie es ist.

BR-KLASSIK: Wie ist es für Sie als Norddeutsche in München?

Okka von der Damerau: Ich fühle mich hier sehr wohl. Es lässt sich in München wirklich sehr gut leben.  Außerdem habe ich hier viele gute Freunde dazugewonnen.

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