BR-KLASSIK

Inhalt

Dirigentin Oksana Lyniv über Frauen am Pult "Ich bin gegen eine Frauenquote"

Im Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" sprach sich die Dirigentin Oksana Lyniv gegen eine Frauenquote aus. Im Dirigentenberuf zähle alleine "gesunder Wettbewerb", sagte die gebürtige Ukrainerin.

Die Dirigentin Oksana Lyniv | Bildquelle: Bayerische Staatsoper

Bildquelle: Bayerische Staatsoper

Dass der Dirigentenberuf immer noch eine vorwiegend von Männern dominierte Bastion ist, gehört zu den traurigen Wahrheiten des Musikbetriebs. Doch von einer Quotenregelung für das Dirigentenpult rät die 34-jährige Oksana Lyniv ab: "Ich bin gegen eine Frauenquote: Was zählen muss, ist Qualität", sagte die Dirigentin dem "Corriere della Sera". Und weiter: "Wir Frauen können nur durch gesunden Wettbewerb Erfolg haben."

Pionierin in Italien und Deutschland

Die Ukrainerin Oksana Lyniv ist seit 2022 die erste Chefin am Pult eines italienischen Opernorchesters: Das Teatro Comunale der Stadt Bologna ernannte sie zur Musikdirektorin. Zu Beginn dieser Tätigkeit leitete sie dort am 14. Januar eine Aufführung von Wagners "Walküre". Auch in Deutschland machte sie als Pionierin von sich reden: Im Juli 2021 stand sie als erste Frau in der Geschichte der Bayreuther Festspiele am Pult und dirigierte die Festspielpremiere des "Fliegenden Holländers".

Sexistische Bemerkung von Masur

Im Interview mit BR-KLASSIK vermerkte Oksana Lyniv vor knapp zwei Jahren, "dass sich die Situation für junge Frauen am Dirigierpult in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert hat". Zu Beginn ihrer Karriere machte sie allerdings andere Erfahrungen: "Ich war allein, es gab keine Möglichkeit, Ratschläge zu bekommen und sich mit einer Kollegin austauschen." Sexistische Kommentare waren nicht selten. So habe der Dirgent Kurt Masur bei einem Meisterkurs aus heiterem Himmel vor großer Zuhörerschaft zu ihr gesagt: "Was stehst du so sexy da? Denkst du, so wird dich jemals jemand ernst nehmen?“, erzählte sie in einem Gespräch mit BR-KLASSIK. Mittlerweile jedoch habe sich das Blatt gewendet: "Man merkt, dass sehr viele Orchester Interesse haben, mal eine Frau zu einem Konzert oder zu einem Projekt einzuladen."

Sendung: "Allegro" am 5. Januar 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player