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Oper für alle in München "Das schlaue Füchslein" auf dem Max-Joseph-Platz

Am Samstag wird vermutlich das gesamte Ensemble der Bayerischen Staatsoper auf die Wetter-App schauen. Denn "Oper für alle", mittlerweile eine Veranstaltung mit Kultcharakter, findet wieder statt: Auf dem Max-Joseph-Platz vor der Münchner Staatsoper wird die große Leinwand aufgebaut und alle können dann das sehen, was abends auf der Bühne im Nationaltheater stattfindet: Leoš Janáčeks Oper "Das schlaue Füchslein".

Bayerische Staatsoper: Oper für alle 2018 | Bildquelle: Wilfried Hösl

Bildquelle: Wilfried Hösl

Seit Monaten plant das Team der Bayerischen Staatsoper an der Großveranstaltung: Oper als Public Viewing. Elf Kilometer Kabel wurden verlegt, sieben Kameras übertragen die Aufführung live nach draußen und streamen auch ins Wohnzimmer. Die Leinwand misst mittlerweile 60 Quadratmeter, und etwa 95 Menschen arbeiten nur von der technischen Seite aus mit, damit das Erlebnis auch ein musikalisches wird.  

Sir Peter Jonas als Initiator

Begonnen hat das alles eher klein 1997: Die Idee hatte der damalige Intendant Sir Peter Jonas, der 2020 verstarb. Vor fünf Jahren erinnerte er sich noch einmal daran, wie er auf die Idee kam, eine Aufführung von drinnen nach draußen zu übertragen. 

'Oper für alle' ist ein Slogan, den ich erfunden habe.
Sir Peter Jonas, ehemaliger Intendant der Bayerischen Staatsoper

Das Ganze war ein Prototyp: Public Viewing einer Opernaufführung, und das noch lange, bevor der Fußball das für sich entdeckt hat. Die einen kamen zum Feiern, die anderen zum Kunstgenuss, auch wenn dieser anfangs wegen der lichtschwachen und viel zu kleinen Leinwand eher mäßig ausfiel. 

"Oper für alle" als Exportschlager

"Oper für alle" 2017 | Bildquelle: Bayerische Staatsoper / W. Hösl Abendstimmung bei "Oper für alle" 2017 | Bildquelle: Bayerische Staatsoper / W. Hösl Mittlerweile hat sich die Technik verbessert und "Oper für alle" wird in vielen Städten kopiert. Die Technik ist längst ausgereift - und für alle gilt das Versprechen vom Operngenuss gratis. In München wird diesmal "Das Schlaue Füchslein" von Leoš Janacek aus dem Nationaltheater nach draußen übertragen. Die Neuproduktion hatte im Januar Premiere - und auch wenn Tiere die Hauptrollen spielen, wollte Regisseur Barrie Kosky keine Kinderoper inszenieren, mit Tieren und Menschen, sondern ein psychologisches Seelenleben. Sein Credo: "In uns allen steckt ein 'schlaues Füchslein'". Auf der Bühne dominiert kein Wald oder Naturalismus, stattdessen erzeugt die Beleuchtung Stimmung. Der Wald des Füchsleins: Ein heller Glitzervorhang – und dazu der satte und berauschende Orchesterklang von Janáček.

In uns allen steckt ein 'schlaues Füchslein'.
Regisseur Barrie Kosky

Die Oper als Piazza

Für Intendant Sergy Dorny ist es das erste Jahr mit "Oper für alle". Für ihn war klar, dass er diese Tradition weiterführt, schließlich ist es eine einmalige Gelegenheit, wirklich alle zu klassischer Musik einzuladen. Er will die Türen öffnen und versteht die Oper als Piazza. Und welcher Platz würde sich da besser eignen als der Max-Joseph-Platz im Herzen der Bayerischen Landeshauptstadt! Für Alt und Jung will Sergy Dorny dort ein ein großes Opernfest organisieren.

Operngenuss ohne strenge Etikette

Ein Opernfest mit Picknick, auch wenn der Abend eigentlich nicht mal zwei Stunden dauert. Man muss ja früh da sein, für die guten Plätze, so dass man davor in die Guacamole dippen oder in die Leberkässemmel beißen kann. Auch der Opernchef selbst will sich unter die Gäste gesellen; ob dann mit Bier oder Champagner, dass will Donry kurzfristig entscheiden.

Bei "Oper für alle" gibt es keine  Dos and Don'ts, wobei - eine Spielregel gibt es schon: Dass man nämlich während der Oper so leise wie möglich ist. Denn es soll ja vor allem ein Musikgenuss werden.

Sendung: "Leporello" am 15. Juli 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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