Corona macht auch vor dem Grünen Hügel nicht Halt: Dirigent Pietari Inkinen ist erkrankt und fällt zunächst aus. Für ihn übernimmt nun kurzfristig Cornelius Meister die Probenarbeit. Nun stellt sich die Frage, ob Meister auch die "Ring"-Premieren dirigieren wird.
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Eigentlich sollte Cornelius Meister in diesem Sommer nur mit der Neuinszenierung von "Tristan und Isolde" sein Bayreuth-Debüt geben. Doch jetzt ist "Ring"-Dirigent Pietari Inkinen an Corona erkrankt. Für die Proben zum "Ring", ebenfalls eine Neuproduktion, springt nun Cornelius Meister ein. Der scheint an der Mammutaufgabe durchaus Gefallen zu finden, wie er in einem Tweet bekannt gab: "Auch auf diesem Weg wünsche ich Dir, lieber @InkinenPietari, alles Gute. – Mit viel Schwung probe ich zusätzlich zum #BFTristan22 den #BFRing22. Das Vertrauen der Mitglieder des Festspielorchesters @WagnerFestival ist großartig, gemeinsam haben wir viel Freude."
Doch wird Meister auch den kompletten "Ring" bei den diesjährigen Festspielen leiten? Der Pressesprecher der Festspiele sagte gegenüber BR-KLASSIK, es sei wünschenswert, dass der Dirigent der Hauptproben, die am 15. Juli beginnen, dann auch die Vorstellungen leitet. Doch man erhofft sich auf dem Grünen Hügel bis dahin verlässlichere Angaben Inkinens zu seinem Gesundheitszustand. Falls Cornelius Meister tatsächlich den kompletten "Ring" übernehmen würde, kämen auf ihn 13 Einsätze in gerade mal 16 Tagen zu – ein Marathon. Andererseits ist der "Ring" kein musikalisches Neuland für Meister. Er hat alle Teile bereits mehrfach dirigiert, den "Siegfried" erstmals 2008.
Dennoch: Fünf Premieren, alles Neuproduktionen – eine vergleichbare Situation hat es bislang in der Geschichte der Festspiele noch nie gegeben. 1951 sprang Herbert von Karajan für Hans Knappertsbusch ein und übernahm zusätzlich zu den "Meistersingern von Nürnberg" auch den kompletten "Ring". Aber damals handelte es sich "nur" um den 2. Zyklus.
Wie genau es weitergeht, dazu hält sich die Festspielleitung derzeit noch bedeckt. Im Münchner Merkur wird spekuliert, Meister könne eventuell die für ihn vorgesehene "Tristan"-Premiere abgeben und sich ganz auf den "Ring des Nibelungen" konzentrieren. Möglich ist auch, dass Katharina Wagner noch andere Dirigenten oder Dirigentinnen ins Boot holt, so der Sprecher der Festspielleitung zu BR-KLASSIK.
Ja, es gibt hier ganz viele Optionen.
Auf dem Grünen Hügel hat es in den vergangenen Monaten immer wieder Ausfälle wegen Corona-Erkrankungen gegeben. Mit der Premiere von "Tristan und Isolde" am 25. Juli 2022 werden die diesjährigen Bayreuther Festspiele eröffnet – live zu erleben auf BR-KLASSIK. Der "Ring des Nibelungen" startet dann mit der Premiere von "Rheingold" am 31. Juli 2022. BR-KLASSIK überträgt diese Premieren zeitversetzt am jeweils selben Tag im Rahmen des ARD Radiofestivals.
BR-KLASSIK und 3sat präsentieren die Bayreuther Festspiele 2022 im Radio, Fernsehen und Online. Alle Infos zum Programm finden Sie hier.
Sendung: "Leporello" am 13. Juli 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
Kommentare (4)
Freitag, 15.Juli, 09:42 Uhr
Klaus Nier
Nicht nur den Blick auf Bayreuth verengen
Gestern ging mit dem "Parsifal" das 3-wöchige Wagner-Festival "Wagner 22" in der Leipziger Oper zu Ende. Alle 13 Wagner-Opern, inkl. dem Frühwerk wurden in chronologischer Reihenfolge mit einer hochkarätigen Sängerbesetzung und einem in Bestform spielenden Gewandhausorchester vor internationalem Publikum aufgeführt. Ein Mammut-Projekt: Chapeau Oper Leipzig!
Hierzu gibt es nicht einmal eine Randnotiz in BR Klassik, obwohl Generalmusikdirektor Ulf Schirmer lange Chefdirigent des BR-Klangkörpers Münchner Rundfunkorchester war.
Einen Ring-Zyklus de Luxe gab es dieses Jahr auch in Leipzig. Daher wäre es wünschenswert, wenn der Blick über den grünen Hügel nicht verloren ginge
und Konkurrenz belebt ja bekanntermaßen das Geschäft.
Trotzdem wünsche ich den Bayreuther Festspielen gutes Gelingen und den Künstlern und Festspielbesuchern beglückende musikalische Stunden.
Donnerstag, 14.Juli, 22:01 Uhr
L. L.
Ganz simpel: Cornelius Meister dirigiert «Der Ring del Nibelungen» und Markus Poschner dirigiert «Tristan und Isolde».
Donnerstag, 14.Juli, 08:39 Uhr
Bernd Vielitz
1951 fanden die ersten Festspiele nach dem Krieg statt, insoweit gab es nur Neuinszenierungen und keine „Wiederaufnahmen“.
Richtig ist, dass Karajan und Kappertsbusch sich in diesem Jahr die Meistersinger und die beiden Ring-Zyklen geteilt haben.
Mittwoch, 13.Juli, 18:48 Uhr
Alexander Störzel
Wer dirigiert Bayreuths neuen "Ring"?
Also kann doch nicht ernsthaft behaupter werden wir hätten die Pandemie überwunden.
Selbstverständlich freue auch ich mich sehr auf die kommenden Festspiele, namentlich den neuen "Ring".
Doch wird die ganze Sache negariv überschattet und ich frage mich ernsthaft ob dieserHerausforderung nicht doch noch zu früh ist.
Freilich, der Theaterbetrieb und Alles ist vorbereitet. Auch den wirtschaftlichen Aspekt habe ich im Auge.
Einen Dirigenten oder Dirigenten wird man bekommen, die andernorts das Werk dirigierten.
Die Bayreuther Akustik ist natürlich wieder eine extra Sache.
Auf jeden Fall die besten Wünsche für das Produktionsteam und für uns Alle eine friedliche und gesündere Welt.