Wagner satt, fünf Produktionen mit Meisterregisseur Christof Loy und ein neuer "Peter Grimes" an der Bayerischen Staatsoper: Das Jahr 2022 wartet mit etlichen spannenden Neuinszenierungen auf. BR-KLASSIK gibt Ihnen einen Vorgeschmack und hilft bei der Auswahl.
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Ausblick auf das Opernjahr 2022
Wagnerianer dürfen jubeln: Es kommt 2022 zu einer enormen Ballung von zehn herausragenden Premieren innerhalb von vier Monaten – zwischen Ende März und Ende Juli! Die Festspielchefin Bayreuths zum Beispiel, Katharina Wagner, inszeniert in Leipzig "Lohengrin". Doch gibt’s das Gralsdrama auch bei den Salzburger Osterfestspielen, unter der Regie von Jossi Wieler. Und wegen dieses Schweizer Theatermachers ist das für mich die spannendere Neuproduktion. Gilt Wieler doch zu Recht als einer der Klügsten und zugleich Sensibelsten in der Zunft der Theatermacher. Und die Konzepte, die er szenisch umsetzt, haben gedanklich in der Regel ein scharfes Profil. Wie oft schon hat die analytische Sicht dieses Mannes geholfen, der jeweiligen Oper auf den Grund ihrer Seele zu schauen! Schade, dass der frühere Stuttgarter Intendant nur noch selten am Regiepult sitzt. Umso schöner, dass er sich im Frühjahr außer Wagners Gralsritter auch den Schuster und Poeten Hans Sachs vorknöpft: für die neuen "Meistersinger" der Deutschen Oper Berlin. Doppelte Vorfreude also.
Als Meister subtiler Charakterzeichnung wird sich Christof Loy 2022 an fünf Schauplätzen bewähren. | Bildquelle: Picture-Alliance / Tagesspiegel Liest man die Ankündigungen der wichtigsten deutschsprachigen Opernbühnen vor allem mit Interesse an genialen Regisseuren, stellt man fest, dass kein verheißungsvoller Name so oft auftaucht wie der von Christof Loy. Als Meister subtiler Charakterzeichnung muss und wird er sich diesmal auf fünf Schauplätzen bewähren: in Basel, Frankfurt, Berlin, Dresden und Salzburg. Mein persönlicher Favorit unter den fünf Stücken ist dem Repertoire nach Schrekers "Schatzgräber", ein viel zu selten aufgeführtes Werk. Aber: Die Deutsche Oper Berlin gibt ihm eine Chance. Geht es nach der Besetzung, so favorisiere ich eindeutig Puccinis Zyklus "Il trittico" bei den Salzburger Festspielen. Denn die fantastische Sopranistin Asmik Grigorian soll die verschiedenen Frauenfiguren durchleuchten, und dadurch gibt es für mich in diesem Fall zwei Kraftzentren: neben Loy auch Asmik Grigorian, die Sängerin mit der fulminanten Ausdruckswut. Erinnerungen an ihre spektakuläre Senta im letzten Bayreuth-Sommer werden dann wohl überlagert vom Staunen über ihre Wandlungsfähigkeit innerhalb eines einzigen Abends. Übrigens: Zuvor stattet Asmik Grigorian schon den ebenso vornehmen Baden-Badener Osterfestspielen einen Besuch ab, wo Kirill Petrenko sie auf Händen durch Tschaikowskys "Pique Dame" tragen will.
Ein Kuriosum: Die beiden meistgespielten Opernkomponisten genießen einige Monate lang Verschnaufpausen, Verdi und Mozart werden bis zum Herbst kaum oder gar nicht von neuem hinterfragt! Ein überfälliges Hausdebüt an der Bayerischen Staatsoper gibt der fantasievolle, stets mit Bilderfluten überrumpelnde Regisseur Stefan Herheim – aber nicht etwa mit dem "Troubadour" oder der "Entführung aus dem Serail", nein, der Norweger nimmt Benjamin Brittens "Peter Grimes" unter die szenische Lupe. Vielleicht mit dem Münchner Tenorschwarm Jonas Kaufmann in der Titelpartie? Nicht doch, der hat sich Wien für sein Rollendebüt als Grimes ausgesucht. Und das schon in wenigen Tagen.
Sendung: "Allegro" am 3. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (3)
Montag, 03.Januar, 12:33 Uhr
Carl Probst
Oper
Sehr erfreulich dass die kommende Spielzeit selten aufgeführte Werke im Programm hat. Ich wünsche mir viele Übertragungen in hochwertigem Dolby-Surround.
Montag, 03.Januar, 10:14 Uhr
Wilfried Schneider
SO WIRD DAS OPERNJAHR 2022
Das liest sich ja recht gut, aber was haben die 75% durch staatliche Willkür ausgesperrten potentiellen Besucher davon? NICHTS!! Für Leute wie Söder und Konsorten sind Theater, Konzert- und Opernhäuser in erster Linie offensichtlich Virenschleudern, in denen zudem Dinge passieren, von denen sie intellektuell überfordert sind. Kultureinrichtungen sind für diese Herrschaften Teufelszeug mit hochgefährlichen Auswirkungen: sie regen zum Denken und Nachdenken an. Und diese Auswirkungen scheinen einige Möchtegern- Zügelanzieher zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Ende 2020 sagte ein gewisser Herr Peter Tschentscher, seines Zeichens erster Bürgermeister Hamburgs sinngemäß: "Gehen Sie in die Oper, das ist der sicherste Platz in Hamburg!" Ein gewisser Markus Thomas Theodor Söder soll nach dieser Aussage kurzfristig zur Salzsäule erstarrt sein. Danach erfuhr man, dass "Freizeiteinrichtungen" wie Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Bordelle umgehend zu schließen seien.
Montag, 03.Januar, 10:09 Uhr
Konrad Schemer
Oper 2022
"Verdi und Mozart werden bis zum Herbst kaum oder gar nicht von neuem hinterfragt!"
Warum müssen Verdi und Mozart 'hinterfragt' werden? Was ist an den Komponisten bzw. ihren Opern so 'fragwürdig'?