Mit einem Mini-Orchester fürs Klassenzimmer will das Konzerthaus Berlin Kindern die Instrumente des Orchesters auf spielerische Weise nahebringen. Die "Orchesterbox" ist teils anlog, teils digital und macht die Instrumente hörbar. Das Konzerthaus Berlin ist bekannt für virtuelle Musikvermittlung. Musikerinnen und Musiker des Konzerthausorchesters Berlin werden in dem Projekt Modelle für eine interaktive Musikanwendung.
Bildquelle: Felix Löchner / Sichtkreis
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Die Orchesterbox – Neues Digitalprojekt des Konzerthauses Berlin
"Golliwogg's Cakewalk" von Claude Debussy, eingespielt von 18 Musikern des Konzerthausorchesters Berlin: Jedes Instrument wird einzeln in einem schalltoten Raum der TU Berlin aufgenommen. Denn für die sog. "Orchesterbox" werden die Stimmen einzeln gebraucht, ganz sauber, um sie später im digitalen Raum verorten zu können, erklärt Elena Kountidou, die am Konzerthaus für Kommunikation und Digitale Vermittlung zuständig ist.
Anschließend geht es für die Orchestermitglieder in einen 3-D-Scan. Anhand dieser Scans werden kleine Figuren erstellt, mit einem Chip, der die Einzelstimme des Instruments innehat. In einer Holzbox, die Elena Kountidou als kleine Bühne beschreibt, können die Figuren dann verteilt werden.
Im Lautsprecher der Box zu hören sind dann nur die Instrumente, deren Figuren auf der Bühne aufgestellt sind. Eine einzelne Geige zum Beispiel. Für Kountidou ist klar: Das Spannende an dem Projekt ist die Interaktion. Wer wissen will, wie das Stück klingt, wenn man die Streicher weglässt, oder sich nur Kontrabass und Fagott anhören will, der stellt die Figuren eben entsprechend auf.
Das Konzerthaus arbeitet schon länger mit digitalen Angeboten. Seit zweieinhalb Jahren bietet es ein Virtuelles Streichquartett an, das man sich mit Hilfe einer App aufs Smartphone oder Tablet holen kann. Auch dort können die einzelnen Instrumente ein- oder ausgeblendet werden.
Jugendliche finden den Zugang oft über die Technologie, so die Erfahrung der Konzerthaus-Mitarbeiterin Kountidou. Die Jugendlichen fragten erst einmal, um was für ein iPad es sich handele, um welches Modell. Aber im nächsten Zug fänden sie es spannend, dass auf einmal wie beim Pokémon-Spiel, ein Streichquartett auf ihrem Schultisch ist.
Die Musiker erscheinen auf einem Tisch, wenn die Kamera des Smartphones auf einen Tisch gerichtet ist, man kann sie aber auch vor jedem anderen Hintergrund auftreten lassen. Technikspielereien können den Besuch von realen Konzerten zwar nicht ersetzen, sagt Elena Kountidou, aber sie können eine Art Einstiegsdroge sein. Im Konzerthaus Berlin werden sie mit anderen Vermittlungsangeboten kombiniert.
Virtuelles gab es im Konzerthaus bereits vor dem Lockdown. So wurde etwa das "Virtuelle Quartett" im Haus vorgestellt, erkläutert Elena Kountidou: "Wenn man die Freitreppe des Konzerthaus Berlin hochgeht, ist immer die Tür im Vestibül auf. Dort hatten wir zum Beispiel VR-Brillen, auch dieses virtuelle Quartett und Ehrenamtliche, die einem die Technologie nahe bringen", so Kountidou.
Und auch an Schulen kann das Virtuelle Streichquartett zum Einsatz kommen – ebenso wie die Orchesterbox, wenn sie erst einmal da ist. Die Musikerfiguren müssen erst noch hergestellt und die Chips, auf denen die Musik gespeichert wird, programmiert werden. Im Juni – so Elena Kountidou – soll die erste Box fertig sein.
Sendung: "Allegro" am 01. März 2021 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK