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Depression nach der Geburt - Therapie mit Musik Singen gegen Babyblues & Co.

Während die positive Wirkung des Singens etwa bei Demenz von Wissenschaftlern bereits nachgewiesen wurde, hat sich nun erstmals eine Studie mit dessen Einfluss auf depressive Vestimmungen bei Müttern nach der Geburt eines Kindes beschäftigt. Das Ergebnis gibt Hoffnung, denn schnelle Hilfe ist wichtig.

Neugeborenes liegt auf der Brust einer Frau | Bildquelle: colourbox.com

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Stimmungskrisen nach der Geburt

Nach der Geburt eines Kindes kann es bei der Mutter aufgrund physiologischer und psychischer Belastungen sowie hormoneller Schwankungen zu depressiven Verstimmungen kommen, die unter dem Begriff postpartale oder auch postnatale Stimmungskrisen zusammengefasst werden. Während sich streng genommen 'postnatal' allerdings auf das Kind nach der Geburt bezieht, wird der Begriff 'postpartal' auf die Mutter nach dem Gebären angewandt und ist somit in diesem Zusammenhang die medizinisch korrekte Bezeichnung. Im Wesentlichen können die Stimmungskrisen in drei Schweregrade eingeteilt werden: das postpartale Stimmungstief, die postpartale Depression sowie die postpartale Psychose.

Beim postpartalen Stimmungstief handelt es sich um die leichteste Form einer depressiven Verstimmung nach der Geburt. Sie ist auch besser als Babyblues bekannt und tritt in der Regel in der ersten Woche nach der Geburt auf. Typischerweise leiden die Betroffenen für nur wenige Tage unter ausgeprägten Stimmungsschwankungen, die etwa mit Weinattacken oder einer erhöhten Reizbarkeit einhergehen. Die üblicherweise auch als Wochenbettdepression bezeichnete postpartale Depression kann dagegen jederzeit in den ersten zwei Jahren nach der Geburt entstehen. Symptome wie Traurigkeit, Erschöpfung, Schuldgefühle, ambivalente Gefühle gegenüber dem Kind, Gereiztheit oder Handlungsunfähigkeit sind dabei keine Seltenheit, aber auch Konzentrationsstörungen, Herzbeschwerden oder Panikattacken können auftreten. Unter der postpartalen Psychose, auch Wochenbettpsychose genannt, versteht man die schwerwiegendste psychiatrische Komplikation im Wochenbett. Sie geht mit starken Persönlichkeitsveränderungen der Betroffenen einher und kann sich auch aus einer postpartalen Depression heraus entwickeln.

Neue Studie: Hilft Singen bei postpartaler Depression?

Gemeinsames Singen beschleunigt die Genesung von Müttern bei einer postpartalen Depression. Das geht aus einer Studie hervor, die im "British Journal of Psychiatry" veröffentlicht wurde. Wissenschaftler fanden heraus, dass bei Frauen, die gemeinsam mit ihren Babys in Gruppen sangen, eine schnellere Verbesserung der Symptome beobachtet werden konnte gegenüber nicht-singenden Müttern. Um langfristig negative Auswirkungen auf Mutter und Kind aufgrund einer depressiven Verstimmung nach der Geburt begrenzen zu können, ist eine schnelle Erholung und damit rechtzeitige Hilfe unabdingbar.

Vorherige Studien haben bereits einen positiven Effekt auf die mentale Gesundheit älterer Menschen und Demenzkranker durch Singen nachweisen können. Nun wurde erstmals in einer kontrollierten Studie diese Wirkung auch bei postpartaler Depression untersucht. Hierfür wurden die Daten von insgesamt 134 Müttern mit postpartaler Depression herangezogen und ausgewertet. Für zehn Wochen wurden die Frauen in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils an unterschiedlichen Hilfsangeboten teilnahmen:

  • gemeinsames Singen mit anderen Müttern und ihren Babys
  • regelmäßige Treffen in einer Spielgruppe
  • übliche Therapiemethoden wie etwa Angebote zur Unterstützung der Famlie oder Einnahme von Antidepressiva

Singen in der Gruppe beschleunigt Genesung

Mutter-Kind-Gruppe | Bildquelle: picture alliance/KEYSTONE Bildquelle: picture alliance/KEYSTONE Beim Singen mit den Babys erlernten die Mütter unter anderem Schlaflieder. Außerdem erfanden sie gemeinsam in der Gruppe neue Lieder, in denen sie sich insbesondere mit der Mutterschaft beschäftigten. Frauen mit mäßigen bis schweren Symptomen postpartaler Depression berichteten von einer schnelleren Genesung als Mütter in den beiden Vergleichsgruppen. Innerhalb der zehnwöchigen Studienphase konnte bei den Teilnehmern aller drei Gruppen eine Verbesserung der Situation beobachtet werden. Allerdings war bei der singenden Gruppe ein Rückgang der depressiven Symptome von durchschnittlich 35 Prozent bereits in den ersten sechs Wochen zu verzeichnen.

Eindeutiges Ergebnis: Singen hilft!

Studienleiterin Dr. Rosie Perkins sprach trotz der eher kleinen Studie von einem signifikanten Ergebnis. Denn es sei wichtig, die Symptome so schnell wie möglich anzugehen: "Postpartale Depression ist für Mütter und ihre Familien eine große Einschränkung. Aber unsere Untersuchung zeigt, dass einigen Frauen eine so einfache Möglichkeit wie das Singen mit dem eigenen Kind helfen könnte, die Genesung in einer der verletzlichsten Zeiten ihres Lebens zu beschleunigen." Auch die Hauptautorin der Studie, Dr. Daisy Fancourt vom University College London, betont, dass Singen eine weitere nützliche Therapieform darstelle, die den betroffenen Müttern angeboten werden könne: "Viele Frauen haben Bedenken, Medikamente gegen Depression während der Stillzeit einzunehmen." Das Ergebnis der Studie sei deshalb äußerst spannend, da es einen positiven Effekt auf den Gesundheitszustand der Mütter allein durch die Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten nachweisen könne. Die Vorsitzende der "Royal College of Psychiatrists' Perinatal Faculty", Dr. Trudi Seneviratne, freue sich über die wachsende Bedeutung neuer psychosozialer Eingriffe und erwarte zukünftig eine verstärkte Forschungsarbeit in diesem Gebiet, die schließlich sowohl den Müttern wie auch ihren Kindern zugutekommen werde.

Singen als Alternative

Positive Effekte des Singens auf Körper und Geist konnten Wissenschaftler bereits vor einiger Zeit bestätigen. Der Gesang ist neben Sport, Licht, Sex oder auch Drogen für eine besonders hohe Ausschüttung von Glückshormonen verantwortlich. Zudem stärke Singen das Immunsystem und fördere den Abbau von Stress, wie Eckart Altenmüller vom Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin an der Musikhochschule Hannover unterstreicht. Und auch die Schmerzmedizin macht sich immer öfter die Wirkung des Singens auf das allgemeine Wohlbefinden zunutze. Insbesondere dem gemeinschaftlichen Singen wird eine große Bedeutung beigemessen, denn hier wirkt auch immer das Gemeinschaftserlebnis. Gerade für depressive Menschen bedeutet der soziale Kontakt eine wichtige unterstützende Maßnahme, um sie aus ihrer Isolation herauszuholen.

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