Nach 25 Jahren gibt es in Paris wieder eine Neuproduktion von Camille Saint-Saëns' Oper "Samson et Dalila". Ein Wunsch-Stück des Chefdirigenten Philippe Jordan. Inszeniert hat die alttestamentarische Geschichte um Glaubenskämpfe, Liebe, Hass und Verführung der Italiener Damiano Michieletto. Von Franziska Stürz:
Bildquelle: © Vincent Pontet/Opera national de Paris
Dalila schwört Rache für den erfolgreichen Aufstand der Israeliten: Rache an deren Anführer Samson, mit dem sie schon einmal angebandelt hatte. Auf der Bühne der Pariser Opéra Bastille sind allerdings keine konkreten Hinweise auf Israel, Gaza oder Palästina zu erkennen, wo die Geschichte ursprünglich spielt. Eine kalte Metallgitterwand sperrt das geknechtete, misshandelte Volk der Israeliten ab von der auch nicht viel besseren Welt der Philister. Die leben zwischen grauen Steinmauern in einem gläsernen Kasten und schießen mit Maschinengewehren.
Regisseur Damiano Michieletto verzichtet vollkommen auf religiöse Symbole oder gar Orientalismus in seiner über lange Zeit unterkühlten Deutung des hochemotionalen Stoffes. Hier kommt Dalila nicht von Blumenmädchen umringt aus einem Tempel. Nein, sie sitzt im Negligée im Schlafzimmer mit lauter Knaben in schwarzen Anzügen. Auch die Verführung Samsons im zweiten Akt vollzieht sich genau abgezirkelt im cremefarbenen Schlafzimmer. Umso mehr brodelt es heiß in der Musik, was dann paradoxerweise besonders in Dalilas Arien echte Gänsehautmomente schafft.
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Anita Rachvelishvili und Aleksandrs Antonenko lassen durch ihre Ausnahmestimmen die pure Kraft des Samson und die atemberaubende Sinnlichkeit von Dalila ideal spürbar werden, und Philippe Jordan kostet die enorme Bandbreite von Saint-Saëns' Tonsprache mit dem Orchester und Chor der Pariser Oper voll aus.
Von Oratorium bis Orgie reicht das musikalische Spektrum, und letztendlich lässt sich auch die Regie zu mehr Farbe, mehr Spiel auf der Bühne verführen. Das Bacchanal im Schlussakt wird zur wilden Faschingsparty unter dem Motto "Dekadentes Altes Rom". Jetzt geht es rund auf der Bühne und gipfelt im letzten, dramatischen Knalleffekt: In Paris bereut Dalila ihren Verrat an Samson, übergießt sich zusammen mit ihm mit Benzin und sprengt den ganzen Laden in die Luft. Was die Regie an Vielschichtigkeit des Stoffes nur unzusammenhängend und wenig scharf zu zeichnen weiß, kann die packende Musik zum Glück auch alleine transportieren.
"Samson et Dalila"ist an der Pariser Opéra Bastille noch am 10., 13., 16., 19., 24., 27. und 30. Oktober sowie am 02. und 05. November zu sehen.
Kommentare (1)
Donnerstag, 06.Oktober, 11:50 Uhr
gna
samson
Ein Wund er !!?? Eine Oper ganz ohne akustische Beteiligung von Sängern
- jedenfalls lt Rezesion.