Nachdem vor zwei Monaten der ehemalige Präsident der Hochschule für Musik und Theater in München wegen sexueller Nötigung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, soll jetzt ein neuer Fall vor Gericht kommen. Es geht um Vergewaltigung und Drogenbesitz.
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Die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen in dem neuen Fall abgeschlossen, das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Ein derzeit freigestellter Professor, gegen den an der Hochschule bereits ein Disziplinarverfahren läuft, soll sich wegen drei Fällen der Vergewaltigung und Drogenbesitz vor Gericht verantworten. Die Anklage liegt laut SZ bereits der 3. Strafkammer am Landgericht München I vor - das Gericht muss jetzt über die Zulassung entscheiden.
Der 62-jährige Professor soll Ende 2006 und Anfang 2007 eine Frau vergewaltigt haben - der Bruder des mutmaßlichen Opfers war Student an der Hochschule, der Professor soll diese Situation ausgenutzt haben, indem er drohte, die Studien-Karriere des Bruders zu beenden. Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 29 Studenten und Freunde als Zeugen benannt, die in intimem Kontakt mit dem Professor gestanden haben sollen - sie hätten aber bei den Vernehmungen die Freiwilligkeit ihrer sexuellen Beziehungen zu dem Professor betont, heißt es in der SZ. "Es gab viele Studentinnen und Studenten, die da gerne mitgemacht haben", so zitiert die Zeitung einen mit dem Fall vertrauten Juristen. Auch von gemeinsamen Swinger-Club-Besuchen ist die Rede.
Bereits im April 2015 war das Münchner Haus des Professors von einem Sondereinsatzkommando der Polizei gestürmt worden - nach der Anzeige des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers vermutete die Polizei eine illegale Schusswaffe sowie Drogen im Besitz des Mannes. Tatsächlich fand die Polizei eine Gaspistole, Kokain und Amphetamine.
Der Verteidiger des Musikhochschul-Professors zweifelt die Glaubwürdigkeit der Vergewaltigungs-Vorwürfe an: Das angebliche Opfer habe eine einjährige Beziehung zu seinem Mandanten unterhalten und sei ihm sogar nachgereist. Auch die Familie des Professors gibt sich von dessen Unschuld überzeugt und vermutet ein Komplott eines Konkurrenten aus Musikerkreisen.