BR-KLASSIK

Sie schaffte es als erste Frau in die Blechbläsergruppe der Berliner Philharmoniker. Die britisch-deutsche Hornistin Sarah Willis ist eine Pionierin. Und das nicht nur mit ihrem Instrument: Auf Twitter, Facebook und Youtube spricht sie über ihre Arbeit als Orchestermusikerin und erreicht so eine Riesencommunity.

"Als Hornist hast du das Potenzial, ein Konzert mit einem einzigen Ton zu ruinieren", sagt Sarah Willis. Wer Horn spielt, braucht gute Nerven. Das weiß Sarah Willis nur zu gut: "Man hat auch oft das Gefühl, das Horn ist eine Glücksspirale. Was man reinpustet, ist nicht unbedingt das, was rauskommt."

Hörner können kieksen. Das passiert auch den besten Profis. Und jeder hört's. Der Spitzname "Glücksspirale" trifft aber im doppelten Sinne ins Schwarze bei diesem Instrument: Fürs Horn braucht man nicht nur Glück und gute Nerven – ein schöner Hornton kann eben auch glücklich machen. Denn kein Instrument ist der menschlichen Stimme ähnlicher, sagt Sarah Willis: "Alle meine Studenten müssen auch singen. Das ist ihnen oft peinlich, aber wenn es schön klingt, wenn man singt, dann klingt es auch gut auf dem Horn."

Sarah Willis auf Youtube & Co.

Diese Freude an der Musik wollte Sarah Willis schon immer mit möglichst vielen Menschen teilen. Deswegen war sie von Anfang an mit ihren Lieblingsthemen in den sozialen Netzwerken aktiv. Ihr Erfolg auf Twitter, Facebook, Youtube und Co. stieß bei ihren Orchesterkollegen anfangs nicht nur auf Begeisterung. Doch als die Berliner Philharmoniker ihre Digital Concert Hall starteten, zeigte sich schnell, wie wertvoll es ist, wenn ein Spitzenorchester Menschen in seinen Reihen hat, die begeistert über ihre Arbeit kommunizieren. "Man sieht es in allen Branchen – Sport, Kochen, Wissenschaft – dass Leute aus den eigenen Reihen rausgehen und erklären, was sie machen", sagt Sarah Willis. "Und das ist für uns in der Klassik noch wichtiger, um unsere Liebe zur Musik zu teilen."

Sarah Willis führt Interviews mit Gastkünstlerinnen und Dirigenten in der Digital Concert Hall, konzipiert und moderiert Familienkonzerte und hat sogar eine eigene Fernsehsendung auf Deutsche Welle TV: "Sarahs Music". Die Begabung dafür hat sie von ihrem Vater. Der moderierte eine Gesprächssendung für die BBC. "Ich habe einfach sehr früh gelernt, dass man kommunikativ sein kann und neugierig auf andere Leute. Mein Vater war ein fantastischer Interviewer und er brachte seine berühmten Gäste auch nach Hause mit."

"Mozart y Mambo" – Musik mit kubanischem Drive

Sarah Willis spielt mit Musikerfreunden auf einem Dach in Havanna. | Bildquelle: BR So begegnete schon die kleine Sarah Promis wie der Klarinettisten-Legende Benny Goodman oder dem Ex-US-Präsidenten Jimmy Carter. Als Tochter eines Auslandskorrespondenten wuchs Sarah Willis in Moskau und Tokyo auf. Neugierig auf fremde Länder ist sie geblieben – auch als Musikerin. Ihre Herzensmusik entdeckte sie in Wim Wenders Film "Buena Vista Social Club". Sie lernte Salsa tanzen und reiste nach Kuba. Im Lyceum Orchestra in Havanna fand Sarah Willis einen idealen Partner – nicht nur für Mambo, sondern auch für Mozart.

Aus der Freude an der Zusammenarbeit entstand das Projekt "Mozart y Mambo": Die Musik von Mozart begegnet der populären kubanischen Musik. Sarah Willis vergab Aufträge an mehrere kubanische Komponistinnen und Komponisten. Alle Erlöse aus dem Projekt kommen den Musikerinnen und Musikern in Kuba zugute. Jetzt ist "Mozart y Mambo" auf Tournee in Deutschland. Und Sarah Willis brennt darauf, das deutsche Publikum für ihre Herzensthemen zu begeistern: Musik und Kommunikation. Eine Klassik-Influencerin mit Glücksspirale.

Sendung: "Meine Musik" am 5. November 2022 ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK