Das heroische Thema der Fantasy-Serie "Game of Thrones" kennt mittlerweile (fast) jeder, der Soundtrack von "Chernobyl" besteht nur aus Geräuschen und in "The Mandalorian" treffen exotische Flöten auf E-Gitarren-Sound. BR-KLASSIK stellt zehn herausragende Serien-Soundtracks vor, die Sie kennen sollten.
Bildquelle: obs/ARD Das Erste/Frédéric Batier
Nie gab es einen größeren Hype um eine Serie als bei "Game of Thrones". Die packenden Intrigen und Schlachten um die Regentschaft auf dem fiktiven Kontinent Westeros begeisterten Millionen. Für den dramatischen Soundtrack zum Fantasy-Epos war der gebürtige Duisburger und Hans-Zimmer-Schüler Ramin Djawadi verantwortlich. Schon die ersten Takte des Vorspanns sind ein Earcatcher: Ein Solo-Cello und der treibende Trommel-Beat verleihen der Titelmelodie Pathos. Außerdem baut Djawadi trotz des mittelalterlichen Settings der Serie Synthesizer-Klänge ein – eine Referenz an die Game-Ästhetik des Vorspanns. Der perfekte Start in das insgesamt 73 Episoden lange Epos!
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Game Of Thrones Season 1 Intro [1080p HD]
In der fiktiven Kleinstadt Winden sorgt das Verschwinden zweier Kinder für Aufsehen. Im Laufe der Ermittlungen wird immer deutlicher: Hinter der scheinbar friedlichen Fassade des Ortes verbergen sich ungeahnte Abgründe... "Dark" ist die erste Serie von Netflix, die komplett in Deutschland entwickelt, produziert und gefilmt wurde – der Komponist des Soundtrack ist jedoch Australier. Ben Frost, bekannt für seine experimentell-minimalistische Klangwelt, hat den unvergleichlichen Sound für das drei Staffeln lange Mystery-Drama geschaffen. Der Musik gelingt es auf geniale Weise, komplette Erzählstränge zu tragen, ganz ohne erklärende Dialoge. „Was mich vor allem interessiert hat, als ich die Musik komponiert habe, war, das Offensichtliche zurückzufahren", erzählt Frost in einem Interview. "Dass man nicht noch mal das aufnimmt, was man sowieso auf dem Bildschirm sieht, sondern dass man all die Zwischentöne und Details abholt und einfängt.“ In "Dark" ist ihm das absolut gelungen.
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Ben Frost | DARK Netflix Series Soundtrack
Schon in den 1960er Jahren kämpfte der fiktive Strafverteidiger Perry Mason im amerikanischen Fernsehen für Gerechtigkeit. Nun ist Mason zurück auf dem Bildschirm, mit Matthew Rhys in der Titelrolle. Die neue "Perry Mason"-Version spielt zur Zeit der großen Wirtschaftskrise in den USA der 30er-Jahre, und der zukünftige Anwalt muss sich als Privatdetektiv durchschlagen. Den jazzigen Elektro-Soundtrack schrieb der Komponist und Trompeter Terence Blanchard, der bereits zweimal für den Oscar nominiert war. Und welches Instrument spielt in Blanchards Musik die Hauptrolle? Die Trompete, ist ja klar.
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Perry Mason 1 Official Soundtrack | End Credits (Perry Mason Ch 1) | Terence Blanchard | WaterTower
Die französische Netflix-Produktion mit Gérard Depardieu könnte man als eine Mischung aus "Versailles" und "House of Cards" beschreiben. Die erste Staffel nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in den erbitterten Wahlkampf um den Posten des Bürgermeisters. Das Drehbuch schwächelt zwar, doch der stimmige Soundtrack ist absolut hörenswert. Die wunderschön-melancholischen Streicherklänge stammen nämlich aus der Feder des französisch-griechischen Komponisten und zweifachen Oscarpreisträgers Alexande Desplat.
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Marseille
Das Star-Wars-Universum ist zurück: als Serie auf Disney +. Fünf Jahre nach dem Untergang des Imperiums verdient sich ein namenloser Mandalorianer sein Geld als Kopfgeldjäger – bis ein besonderer Auftrag ihn zum Umdenken zwingt. Die Musik zur Serie komponierte kein Geringerer als Oscar-Preisträger Ludwig Göransson ("Black Panther"). Sein Markenzeichen: ein unverwechselbarer Mix aus Ethno-Sounds mit Perkussionsinstrumenten und Flöten, dazu E-Gitarre und Orchester. Das Hauptmotiv von "The Mandalorian" ist so einfach wie genial: ein aus wenigen Tönen bestehender Ruf, der im Lauf der Episoden vielfach variiert wird. Besser kann man den einsamen Krieger, der im Mittelpunkt der Serie steht, nicht charakterisieren.
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The Mandalorian OST - Main Theme
Nicht nur die Filmszenen der Katastrophen-Serie "Chernobyl" jagen einem einen Schauer über den Rücken, sondern auch der beklemmende Score von Hildur Guðnadóttir. Dafür hat sich die isländische Komponistin und Cellistin auf akustische Spurensuche begeben und in einem litauischen Atomkraftwerk typische Geräusche mit dem Mikro aufgenommen: das Knallen schwerer Stahltüren das Quietschen der Schuhe in den endlosen Fluren, oder das Summen der Elektronik. Jeder einzelne Ton im Soundtrack stammt von diesen Kraftwerk-Aufzeichnungen. "Faktenbasierte Musik" sagt Guðnadóttir dazu. Ihr reduzierter, stark atmosphärischer Score ist wie geschaffen für die Verkörperung des Unheimlichen. Zwar kann man die tödliche Strahlung in "Chernobyl" nicht sehen, trotzdem ist sie durch die rostig-rauen Klangflächen und die bedrohlichen Bässe allgegenwärtig.
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Chernobyl Soundtrack Full Album|HBO
Mit etwa 38 Millionen Euro Produktionskosten ist "Babylon Berlin" die bislang aufwendigste deutsche Fernsehserie. Drogen, exzessive Feierlaune, Emanzipation von Geschlechterrollen und Mord: "Babylon Berlin" zeigt das Leben in der deutschen Hauptstadt der "Goldenen Zwanziger" in all seinen Facetten. Bei der Entstehung der Serie hatte Tom Tykwer gleich mehrere Funktionen: Er war nicht nur Drehbuchautor und führte Regie, sondern schrieb auch noch den Score – gemeinsam mit Johnny Klimek. Tykwer und Klimek haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ein gutes Komponisten-Team sind. Aus ihrer Feder stammen bereits die hochgelobten Filmmusiken zu "Lola rennt" und "Das Parfum". Für die Orchesterstücke zu "Babylon Berlin" holte Tykwer das MDR-Sinfonieorchester ins Tonstudio, dirigiert von Kristjan Järvi. Den Regisseur und den Dirigenten verbindet nämlich seit Jahren eine künstlerische Freundschaft. Und so klingen die Streicher, Bläser und Schlagzeuger des MDR-Sinfonieorchesters im Soundtrack:
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Soundtrack #4 | Dunkles Babel | Babylon Berlin (2017)
Wie viele Filmkomponisten sind Ihnen ein Begriff? Und wie viele Filmkomponistinnen? Eben. Laura Karpman will das ändern. Als Präsidentin der "Alliance for Women Film Composers" setzt sie sich dafür ein, dass Filmkomponistinnen sichtbarer werden. Karpman studierte Jazz an der New Yorker Juillard School und hat sich vor allem mit Musik für Fernsehproduktionen, Theaterstücke und Videospiele einen Namen gemacht. Auch wenn Karpman beim Komponieren mit Computern arbeitet: Für die Hauptthemen benutzt sie immer Bleistift und Papier – ganz klassisch. Erst kürzlich konnte sich die 62-Jährige über einen Emmy Award freuen: Für den Soundtrack zur Dokuserie "Why we hate". Die von Steven Spielberg produzierte Dokuserie geht der Frage nach, warum wir Menschen zu Hass fähig sind. Karpmans orchestraler Score greift die ganze Palette menschlicher Gefühle auf: Hoffnungsvolle Klänge mischen sich mit düsteren, pessimistischen Tönen.
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Laura Karpman - Why We Hate (Why We Hate)
73 Episoden voller Drama, Sarkasmus und politischer Intrigen: Schon die erste Staffel der Netflix-Serie "House of Cards" über den Politiker Frank Underwood war 2013 ein großer Erfolg. Filmkomponist Jeff Beal schuf für alle sechs Staffeln den charakteristischen, spannungsgeladenen Soundtrack – und erzeugt mit ein paar kompositorischen Kniffen das unangenehme Gefühl: "Hier stimmt was nicht". Beispiel Hauptthema: Die Basslinie steht in a-Moll, doch die Melodie geht ein paar Mal in A-Dur über. Dissonanzen, die das manipulative Setting in "House of Cards" widerspiegeln. Wenn Jeff Beal Soundtracks produziert, dann am liebsten im Alleingang. Assistenten oder Orchestrierer braucht er nicht. Die Trompeten-, Gitarren- und Klavierparts spielt er alle selbst ein. Und für die Aufnahmen der Streicher hat er sich kurzerhand ein 17-köpfiges Streicherensemble in sein Wohnzimmer kommen lassen.
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House of Cards (2013) Intro Credits Theme - Jeff Beal
Der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar steht im Mittelpunkt der ersten beiden Staffeln von "Narcos", einer Kriminalserie über Drogenkartelle der 1980er und 1990er-Jahre. Das folkloristische Eröffnungslied "Tuyo" stammt vom Rodrigo Amarante, einem brasilianischen Singer-Songwriter. Er hatte überlegt, welche Art Musik Pablo Escobar wohl in seiner Kindheit gehört hatte, als er noch in seinem Elternhaus aufwuchs. Amarante beschloss, den Song als Bolero zu schreiben – und hatte damit Erfolg. "Tuyo" wurde unter anderem für den Primetime Emmy Award in der Kategorie "Outstanding Main Title Theme Music" nominiert.
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Narcos | Opening Credits [HD] | Netflix
Sendung: "Cinema – Kino für die Ohren" am 27. Juni 2021 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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