Zur Aufklärung der Missbrauchs-Vorwürfe an der Hochschule für Musik in München wurde schon 2016 unter Studierenden und Beschäftigten eine Befragung durchgeführt. Die konkrete Art der Befragung und Ergebnisse wollte die Hochschulleitung aber bislang nicht bekanntgeben. Nun hat die BILD-Zeitung Teile der Befragungsbögen und deren Auswertung veröffentlicht.
Bildquelle: BR/Fabian Stoffers
Nach einem ausführlichen Bericht des "Spiegel" über sexuelle Übergriffe an der Musikhochschule in München (BR-KLASSIK berichtet seit 2016 über Vorwürfe gegen den ehemaligen Präsidenten der Hochschule und einen weiteren Professor) hatte auch Hochschulpräsident Bernd Redmann Stellung genommen und bestätigt, dass im Herbst 2016 hochschulintern eine Befragung in anonymisierter Form durchgeführt wurde. Zu konkreten Inhalten und Ergebnissen dieser Umfrage unter den rund 800 Studierenden und Beschäftigten wollte man sich jedoch nicht detailliert äußern.
Nach Aussage von Redmann war die Umfrage von ihrer Fragestellung her nicht differenziert genug, um die Ergebnisse zu veröffentlichen: Es wurde nicht klar genug danach gefragt, ob Vorkommnisse im Hochschulbereich stattgefunden hätten oder im privaten Bereich, außerdem ob es sich um aktuelle Vorkommnisse handelte und ob Hochschulangehörige beteiligt waren. Als Versäumnis räumte Redmann ein, dass man sich vorher nicht genau überlegt hätte, wie die Ergebnisse kommuniziert werden sollten.
Nun hat die BILD-Zeitung die hochschulinternen Befragungsbögen veröffentlicht und nennt dabei auch Zahlen aus der Auswertung, etwa wie häufig bestimmte Formen sexueller Nötigung von den Befragten in der Hochschule erlebt wurden.
Den Umgang mit der Umfrage kritisiert Kompositionsprofessor Moritz Eggert im Interview mit BR-KLASSIK. Für ihn sei die Umfrage das beste Beispiel, dass in der Aufklärung einiges falsch angegangen werde. Denn die Umfrage sei groß angekündigt worden, er selbst habe daran teilgenommen. Wie ursprünglich von der Hochschulleitung angekündigt, sollte nun auch ausführlich über den Ausgang der Befragung informiert werden, fordert Eggert. Das sei aber bisher nicht passiert.
Kultusministerium und Hochschule bestätigten gegenüber BR-KLASSIK, dass nach Auswertung der Fragebögen derzeit intern einem weiteren möglichen Fall von Machtmissbrauch nachgegangen wird.