Intrigen und Machthunger, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt: Die Geschichte um den schottischen König Macbeth ist blutgetränkt. Shakespeare hat den Stoff in einem Schauspiel verarbeitet, Verdi hat dieses in einer Oper vetont. Und das Theater Hof wagt sich jetzt an eine ganz besondere Umsetzung des "Macbeth": In einer spartenübergreifenden Inszenierung bringt Intendant Reinhardt Friese erstmals Oper und Schauspiel gleichzeitig auf die Bühne - plus Ballettszenen. Premiere ist am 17. Juni 2017; BR-KLASSIK war bei den Proben.
Bildquelle: H. Dietz
Macbeth ist nichts für einen entspannten Theaterbesuch - düster ist Verdis Musik, und voll schreiender Gewalt sind Shakespeares Verse. Auf ihrem Weg zur Macht gehen Macbeth und die Lady über Leichen - mehrfach.
Eigentlich gibt es keine sympathischen Charaktere auf der Bühne.
Ob Schauspiel oder Oper - "Macbeth" nimmt für den Hofer Theater-Intendanten Reinhardt Friese eine Ausnahme-Stellung ein: "Wir haben es hier mit einem Stück zu tun, in dem es eigentlich keine sympathischen Charaktere auf der Bühne gibt. Man kann sich also als Zuschauer an keine Figur 'andocken', kann nicht sagen: In dieser Figur finde ich mich wieder, kann dort mein Hoffen und mein Sehnen parken. Im Gegenteil: Beide Hauptfiguren, und eigentlich auch alle anderen Charaktere, haben sehr unsympathische Seiten - sind Karrieristen, Egozentriker und Egoisten." Und dies rufe, so Friese, geradezu nach einer spartenübergreifenden Inszenierung: "Es ist mir aufgefallen, dass mich Aufführungen dieses Stücks auf der Schauspielbühne oft kalt lassen. Umgekehrt wirkt es als Oper oft ein bisschen zu sehr "L'Art pour l'art" - es fehlt ein direkter Zug. Wir hoffen, dass wir das jetzt in einer Art und Weise verzahnt bekommen, dass sich dem einen oder anderen noch eine zusätzliche Dimension erschließt."
Fast alle Rollen sind doppelt besetzt - jeweils mit Schauspielern und Sängern. Die Handlung wird vor allem über Shakespeares Schauspiel-Fassung erzählt, die Solisten und der Chor stehen dagegen auf einer zweiten kleineren Bühne, die von Zeit zu Zeit in den Vordergrund fährt und den Vorhang öffnet - um der jeweiligen Szene Nachdruck zu verleihen, wie zum Beispiel nach dem Mord an Macbeths Gegenpart Banquo.
Marco Stickel (Macbeth), Marieke Kregel (Lady Macbeth) | Bildquelle: H. Dietz
Diese Geschichte der rücksichtslosen Intrigen, der Skrupellosigkeit ist zeitlos, sagt der Hofer Theater-Chef Friese - und stellt mit Bühnenbild und Kostümen doch ganz klare Bezüge zur Nazi-Diktatur her: "Wir haben das Stück in die 30er-Jahre verortet, weil viel von faschistoiden Dingen die Rede ist. Dauernd wird zum Beispiel der Begriff des Vaterlandes bemüht, ohne jedoch inhaltlich durch irgendetwas gefüllt zu werden. Auch erfährt man von den Potentaten eigentlich nie, was sie mit ihrer Macht eigentlich genau anfangen wollen. Wenn man Shakespeares Texte und dann Goebbels und Hitler hört - das ist wirklich gruselig."
Die spartenübergreifende Inszenierung ist eine Mammut-Aufgabe für das Hofer Ensemble - bis zu 60 Akteure aus Schauspiel, Musiktheater und Ballett stehen auf der Bühne, plus die Hofer Symphoniker im Orchestergraben. Verdi und Shakespeare haben an sich schon abendfüllende Stücke geschrieben; Frieses Zusammenfassung kommt auf gut drei Stunden. "Wahrscheinlich scheitern wir, und ich hoffe, wir scheitern interessant", sagt Friese. "Wenn man sich so etwas vornimmt, dann wird der Zuschauer mit Recht einiges vermissen, zum Beispiel die Pförtnerszene. Wir haben einige Striche gemacht; das kann man gut finden oder auch nicht. Aber ich hoffe, am Schluss wird ein interessanter Theaterabend daraus".
"Macbeth"
Spartenübergreifendes Projekt mit Musik von Giuseppe Verdi und Texten von William Shakespeare
Theater Hof, Großes Haus
Premiere:
Samstag, 17. Juni, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen:
Freitag, 30. Juni 2017, 19.30 Uhr
Mittwoch, 05. Juli 2017, 19.30 Uhr
Samstag, 08. Juli 2017, 19.30 Uhr
Sonntag, 09. Juli 2017, 19.30 Uhr
Freitag, 14. Juli 2017, 19.30 Uhr
Samstag, 15. Juli 2017, 19.30 Uhr
Sonntag, 16. Juli 2017, 19.30 Uhr