Als Barocksängerin fing sie an, ist mehrmals für Anna Netrebko eingesprungen und singt nun auf den großen Bühnen weltweit: die Sopranistin Sonya Yoncheva. An der Bayerischen Staatsoper ist sie im April in der Rolle der Violetta in Verdis "La Traviata" zu erleben. Im Interview mit BR-KLASSIK spricht sie über die Kraft der Musik und verrät, welche Musikrichtung sie noch anzieht.
Bildquelle: sonyayoncheva.com
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BR-KLASSIK: Sonya Yoncheva, gerade ist ihr Händel Album erschienen. Und mit dem Händel-Programm sind Sie auch auf Europatournee. Das klingt ein bisschen, ich sage es mal frech, nach dem, was alle machen. Worin liegt für Sie der Reiz dieses Albums?
Sonya Yoncheva: Mir ging es nicht nur darum, die schönsten Händel-Arien zu singen, sondern darum, die starken weiblichen Charaktere zu präsentieren, die Händel so sehr geliebt und verehrt hat. Für mich war es interessant zu sehen, wie unterschiedlich er Harmonien und Melodien einsetzt, um Kleopatra, Agrippina oder Theodora zu beschreiben. Es war sehr spannend, diese Unterschiede heraus zu arbeiten und ihre verschiedenen Gesichter zu zeigen. Ich wollte ihre Geschichte erzählen.
BR-KLASSIK: Im April singen Sie in München in einigen Vorstellungen von Verdis "LaTraviata" die Violetta Valéry an der Bayerischen Staatsoper. Ein Journalisten-Kollege hat in einer Rezension geschrieben: Sie seien die beste Violetta seit Maria Callas. Was bedeutet Ihnen so ein Vergleich?
Sonya Yoncheva: Das sind sehr große Worte und es berührt mich, dass meine Arbeit so gut ankommt. Was ich an "La Traviata" so toll finde, ist, dass die Rolle der Violetta auf einer wahren Geschichte basiert. Das Schicksal dieser Frau hat viele Menschen inspiriert. Nicht nur Musiker oder Komponisten. Sie war eine sehr starke und interessante Frau. Sie hat dafür gekämpft, die sein zu können, die sie wirklich war. Sie hat zu sich selbst gestanden. So wollte ich auch immer sein.
Sie hat dafür gekämpft, die sein zu können, die sie war.
Sonya Yoncheva als Violetta in "La Traviata" | Bildquelle: C. Tandy
BR-KLASSIK: Sie sind noch jung und singen schon überall auf den wichtigen Bühnen der Welt. Ist es Ihnen manchmal auch ein wenig unheimlich?
Sonya Yoncheva: Natürlich hätte ich mir als Kind niemals träumen lassen, dass ich eines Tages so ein Leben führen werde. Trotzdem hatte ich immer so ein Gefühl, dass ich etwas mit Kunst machen muss. Vielleicht kann man es Schicksal nennen. Dass das so große Formen annimmt, konnte ich ja nicht ahnen. Ich habe aber schon früh angefangen Musik zu machen. Ich habe jahrelang Klavier gespielt, war immer auf der Bühne, habe Theater gespielt - und sogar gemalt.
Wie es weitergeht, das weiß natürlich niemand. Ich kann leider nicht in die Zukunft sehen. Aber ich habe Projekte, an denen ich gerne arbeiten möchte, zum Beispiel Tosca oder Elisabeth aus "Don Carlos". Was ich mir wünsche, ist vor allem Gesundheit, damit ich so weitermachen kann.
BR-KLASSIK: Sie haben auch ein großes Faible für die Filmmusik und sind auch mit Elvis Costello und mit Sting aufgetreten.
Sonya Yoncheva: Ich sage immer, die Stimme ist der Ausdruck der Seele. Und wenn man die Dinge, die man tief in sich spürt artikulieren möchte, dann ist Musik das ideale Werkzeug dafür. Darum bin ich auch an jeder Form von Musik interessiert. Natürlich an klassischer Musik aber auch an Metal, Rock, Jazz oder sogar Rap. Musik hat sehr viel Macht und kann uns sehr viel Kraft geben, uns aber auch total runter ziehen. Sie gibt uns ein breites Spektrum, mit dem wir ausdrücken können, was wir wirklich fühlen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich in zehn Jahren wieder komplett andere Musik mache. Warum nicht?
Das Gespräch für BR-KLASSIK führte Annika Täuschel.
"La Traviata" von Giuseppe Verdi
Sonya Yoncheva als Violetta Valéry
Ihre nächsten Vorstellungen:
Mittwoch, 26. April 2017 um 19:00 Uhr
Samstag, 29. April 2017 um 19:00 Uhr
Dienstag, 02. Mai 2017 um 19:00 Uhr
Weitere Termine und Informationen unter staatsoper.de