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SOUND VISIONS - Nachgefragt Die musikalischen Köpfe

Die Probe des Münchner Rundfunkorchesters für das Konzert "Sound Visions": Ein Experiment zwischen klassischer Musik und Elektronik. Die Hauptakteure des Abends sind der DJ und Sound-Tüftler Julian Maier-Hauff und der Geiger und Dirigent Henry Raudales. Ob sie sich ergänzen, haben wir im BR-KLASSIK-Interview überprüft.

BR-KLASSIK: Die Proben für Sound Visions sind in vollem Gange. Wie funktioniert das Aufeinandertreffen so unterschiedlicher musikalischer Welten?

Julian Maier-Hauff: Für mich ist das irgendwie gerade sehr locker. Es ist deutlich weniger Druck vorhanden als bei anderen Produktionen, die ich im Rahmen klassischer und elektronischer Musik gemacht habe. Ich muss vor allem checken, dass die Technik funktioniert. Den Rest habe ich eigentlich schon mehr oder weniger fertig in meinem Kopf.

Henry Raudales und Julian Maier-Hauff bei der Probe zu Sound Visions mit dem Münchner Rundfunkorchester | Bildquelle: © Lisa Hinder Henry Raudales | Bildquelle: © Lisa Hinder Henry Raudales: Wir haben nur professionelle Leute dabei. Für die Beleuchtung, den Klang, die Mischung - und die Leute im Orchester sind natürlich alles tolle Musiker. Wir brauchen eine besondere Aufstellung im Raum. Das heißt: Wir haben zwei verschiedene Orchester. Eines bleibt auf der linken Seite, und das andere muss ganz weit weg. Somit sind wir ungefähr 25 Meter voneinander entfernt. Das wird eine Herausforderung. Aber wir sind schon bei guten 70 Prozent, haben schon sehr viel Soundcheck gemacht und haben noch ein paar Tage zum Proben. Es läuft wirklich so, wie man es sich wünscht. Ich bin wirklich begeistert, weil die Atmosphäre schon in die richtige Richtung geht.

BR-KLASSIK: Gab es auch Überraschungsmomente bei den Proben?

Julian Maier-Hauff: Dadurch, dass die Musiker des Orchesters meine Seite musikalisch noch nicht kennengelernt haben, ist das für viele schon noch ein Fragezeichen. Aber was wirklich passieren wird, konnte ich selbst bis vor ein paar Wochen nicht beantworten. Aber sobald man das Gefühl für den ganzen Abend bekommt, haben alle Spaß.

Henry Raudales: Das Rundfunkorchester hat viel Erfahrung, etwa im Bereich Filmmusik. Aber es ist das erste Mal, dass wir mit diesen DPA Mikrophonen (kleinen Mikrophone, die direkt am Instrument angebracht werden) spielen. Das ist eine Anpassung: Man spielt, der Ton kommt direkter und mit Soundeffekten. Trotzdem wollen wir, dass die Instrumente nicht elektronisch klingen.

Henry Raudales und Julian Maier-Hauff bei der Probe zu Sound Visions mit dem Münchner Rundfunkorchester | Bildquelle: © Lisa Hinder Julian Maier-Hauff | Bildquelle: © Lisa Hinder BR-KLASSIK: Was macht es mit der Elektronik, wenn klassische Musik dazukommt und andersherum?

Julian Maier-Hauff: Es ist ein bisschen so, als würde man den besten Matheschüler neben den besten Bioschüler setzen. Für mich wäre es super, wenn sich beide ein bisschen bereichern könnten. Konkret: Wenn das Publikum durch die Elektronik sein Ohr "aufmacht", damit man im klassischen Bereich noch mehr wahrnehmen kann.

Henry Raudales: Veränderungen sind immer ein Teil unseres Lebens. Wir haben jetzt 2017. Wenn man die Geschichte betrachtet, weiß man, wie es früher war. Vielleicht behält man manches aus der Vergangenheit bei. Aber heute gibt es neue Sachen. Deswegen ist die Elektronik eine sehr große Bereicherung.

BR-KLASSIK: Bitte ein Satz über den jeweils anderen!

Julian Maier-Hauff: Henry hat in das Projekt auch eigene Vorstellungen rein gebraucht, was eine gute Sache ist, da wir uns ziemlich perfekt ergänzen.

Henry Raudales: Julian hat ein enormes Potential, und wir haben schon sehr gute Gespräche gehabt, zudem sind wir uns über die Stilistik und das Gesamtkunstwerk, das wir erarbeiten wollen, wirklich einig.

Die Fragen stellte für BR-KLASSIK Juliane Sauter.

Konzerttermin SOUND VISIONS

1. April 2017, 19.00 Uhr im BR-Funkhaus München, Studio 1

Programm:
Antonio Vivaldi, Vier Jahreszeiten: Der Sommer
Antonio Vivaldi, Concerto „in due cori“, B-Dur
Max Richter, Vivaldi Recomposed
Samuel Barber, Adagio for Strings
Arvo Pärt, Fratres für Streichorchester und Schlagzeug


Mitwirkende:
Julian Maier-Hauff - Elektronik und Improvisation
Annekatrin Schnur - Moderation
Henry Raudales - Leitung
Dominik Schatz - Lichtdesign

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