SWEET SPOT.
Neugierig auf Musik
Jazzender Elektroniker oder elektronischer Jazzer? Das ist hier die Frage. Doch die will der studierte Jazztrompeter Julian Maier-Hauff eigentlich nicht so gerne beantworten. Als einer der wenigen improvisiert Julian live am DJ-Pult und mixt Trompete, Saxophon, Posaune und Rhodes mit analoger Elektronik zu einem harmonischen Gesamtklang.
Bildquelle: Alescha Birkenholz
Ohne Noten fand er schon immer besser. Der Griff zur Jazz-Trompete war da nur folgerichtig und sein Handwerk, das hat er von der Pike auf gelernt. Seither gibt Julian Maier-Hauff gelegentlich den "Mann an der Trompete" für Sammy Deluxe, Irie révoltés oder die Junge Norddeutsche Philharmonie. Aber sein Lieblingsplatz ist im Club in der DJ-Ecke. Dabei hat der heute 23-Jährige seine Liebe zur elektronischen Musik erst spät entdeckt. "Ich studiere Jazz - das sind tausend Akkorde, Skalen – richtig komplex. Und die Elektronik kommt da mit Viertelbeats daher - das ist doch langweilig", so dachte Julian in seiner Studienzeit.
Doch irgendwann merkte er: Nur eine Stimme, die Stimme seiner Trompete, reicht nicht so richtig. Auf Youtube entdeckte Julian zufällig eine Loop-Station – und war sofort von den Möglichkeiten des Geräts fasziniert. Also musste so ein Ding her! Zusammen mit einem Freund und der Loop-Station zog Julian los und machte – ganz ohne Proben und Vorbereitungen – Straßenmusik. Das war der Startschuss für die Elektronik. Die Auftritte wurden immer größer und Julian steckte die verdiente Kohle in neue analoge Geräte für die Soundtüftel-Sammlung.
Heute hat Julian Maier-Hauff seine Nische gefunden: Er produziert live elektronische Musik, sampelt sich selbst, spielt alles selbst ein. Seine Musik entsteht im Moment: Alles ist improvisiert, nichts wiederholbar. Der Sound-Tüftler kennt jeden seiner Klänge in- und auswendig, weil er sie selbst erschaffen hat. Manchmal geht Julian auf Klangfang in die Natur und nimmt Waldgeräusche auf – ein anderes Mal muss eine Gießkanne als Soundquelle herhalten. "Wenn ich irgendwelche Sound-Bibliotheken durchklicke - da sind die besten Snares, die besten Hi-Hats, die besten Drums - das ist alles schön und gut, aber ich habe keinen Bezug dazu“, sagt Julian. Er sucht lieber im Alleingang nach den klanglichen Seelen der Gegenstände, nach emotional aufgeladenen Sounds.
Und plötzlich steht ein Jazztrompeter hinter dem DJ-Pult und feuert seine Beats ab.
Mit der Ausbeute kehrt Julian in sein Studio zurück und bastelt an den nächsten Tonkreationen für seine Live-Auftritte. Die Leute feiern Julian dafür - auch wenn nicht alle genau verstehen, was der Typ mit der Trompete hinter dem DJ-Pult gerade macht. Aber das ist Julian egal. Er will die Crowd mitreißen und das ist das, was die elektronische Musik für ihn ausmacht: "Ich mag es, wenn man sich zu Musik bewegt - vor allem dann, wenn man es eigentlich gar nicht möchte und trotzdem so mitgezogen wird."
"U21-Vernetzt" mit Julian Maier-Hauff und Annekatrin Schnur.