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Saison 2020/21 am Staatstheater Nürnberg Spielplan in Portionen

Das Staatstheater Nürnberg stellt seine Planungen für die Saison 2020/21 vor – einen flexiblen Jahreszeiten-Spielplan, der alle Vierteljahre an die Situation und die gesetzlichen Bedingungen angepasst wird.

Nürnberg, Staatstheater, Opernhaus | Bildquelle: picture alliance/imageBROKER

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Die Saison 2020/21 zu planen, ist für Theater und Opernhäuser momentan eine große Herausforderung, denn Planungssicherheit ist bis weit ins nächste Jahr hinein nicht gewährleistet. Das betonte auch Jens-Daniel Herzog, Intendant des Staatstheaters Nürnberg, bei der Vorstellung der neuen Saison. Es sei noch nicht abzusehen, wann wieviel Publikum die Spielstätten besuchen dürfe, wie lange welche Abstandsregeln für die Besucher und – besonders wichtig für die Auswahl des Programms – für die Musiker im Graben oder die Sänger und Schauspieler auf der Bühne gelten.

"Wir fahren auf Sicht", sagte Herzog gegenüber BR-KLASSIK. "Wir fahren sehr kurzfristig und sind dabei aber in der glücklichen Lage, dass wir eben aus eigenen Kräften heraus Spielpläne und künstlerische Antworten kreieren können." So zahlt sich in dieser Lage die langfristige Strategie des Staatstheaters Nürnberg aus, auch große Projekte überwiegend aus dem eigenen Solisten-Ensemble heraus zu realisieren. So müssen bei der Verschiebung von Aufführungen und Premieren nicht die Terminkalender zahlreicher Gastsolisten in Einklang gebracht werden. Das ermöglicht immerhin eine größere Flexibiliät – für die Saison 2020/21 das große Stichwort.

Auf die Gegenwart reagieren

Intendant Jens-Daniel Herzog | Bildquelle: Semperoper Jens-Daniel Herzog, Intendant des Staatstheaters Nürnberg, reagiert mit einem flexiblen Spielplan auf die Corona-Krise | Bildquelle: Semperoper Um schnell und flexibel auf die Unwägbarkeiten der nächsten Monate reagieren zu können, haben Jens-Daniel Herzog und sein Team einen Jahreszeiten-Spielplan entwickelt. Das heißt, es gibt verschiedene Pläne und Optionen in der Schublade, die dann immer wieder alle drei Monate aktualisiert werden und an die jeweilige Situation mit ihren gerade geltenden Regelungen angepasst werden. "Wir werden jetzt einen Spielplan bis Ende November ankündigen", erläutert Herzog im Gespräch mit BR-KLASSIK. Im September wird dann das Programm für die Wintermonate vorgestellt. "Denn wir wissen nicht, wie sich die Bedingungen im Herbst entwickeln. Wir wollen aber auch – und das ist unser Ehrgeiz – künstlerische Antworten geben auf das, was in der Gesellschaft auf uns einströmt, wir wollen das natürlich verarbeiten."

Einfach seinen Plan durchexerzieren, obwohl er nicht mehr auf die Gegenwart trifft, ist nicht die richtige Antwort.
Intendant Jens-Daniel Herzog

Aktueller denn je

Joana Mallwitz: Dirigentin und ab der Saison 2018/19 Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg  | Bildquelle: © Lutz Edelhoff Musikdirektorin Joana Mallwitz erstellt mit dem Komponisten Frank Löhr eine neue Orchesterfassung für "Orfeo" | Bildquelle: © Lutz Edelhoff So reagieren Jens-Daniel Herzog als Regisseur und Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz auf die Krise mit einer Oper, die trotz ihres Alters von über 400 Jahren gerade jetzt nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat: Claudio Monteverdis "Orfeo" (Premiere am 2. Oktober 2020). Die Oper zeigt eine Welt der Lebenslust, der Lebensgier, der Konsumfreude, über die sich plötzlich ein dunkler Schatten legt. Gerade noch glücklich und unbeschwert, muss sich Orpheus plötzlich mit den Schrecken des Todes auseinandersetzen. "Das sind Themen", so Herzog, "die sich jetzt ganz neu aufladen, die auch unserem Publikum die Möglichkeit geben, sich mit dem, was uns umgibt, auseinanderzusetzen." Für die Nürnberger Aufführung erstellt Joana Mallwitz gemeinsam mit dem Komponisten Frank Löhr sogar eine eigene Orchesterfassung, die historische Instrumente und modernen Orchesterklang versöhnt und dramaturgisch miteinander in Beziehung setzt.

Flexibel planen

Barockoper bietet sich auch aus einem ganz pragmatischen Grund heraus an: Sie ist für kleine Orchesterbesetzungen geschrieben, die mit Abstandsregeln leichter unter einen Hut zu bringen sind. So ist auch die zweite große Premiere im Herbst am 7. November eine Barockoper: Antonio Vivaldis "Bajazet" in der Inszenierung von Nina Russi und unter der musikalischen Leitung des Barockexperten Wolfgang Katschner.

Aber auch größere Produktionen nimmt Jens-Daniel Herzog für Herbst ins Visier, obwohl er hier vorsichtshalber zweigleisig fährt. So hofft er, Verdis "Il Trovatore" in der Inszenierung von Peter Konwitschny planmäßig im November auf die Bühne zu bringen: "Wir werden aber trotzdem parallel andere Produktionen einstudieren, die wir, falls es dann doch nicht möglich sein sollte, stattdessen zeigen können."

Die Saison 2020/21 am Staatstheater Nürnberg

Einzelheiten zum neuen Jahreszeiten-Spielplan finden Sie auf der Homepage des Staatstheaters Nürnberg. Vom 25. Juni bis zum 25. Juli 2020 bietet das Staatstheater einen spartenübergreifenden Sonder-Spielplan an.

Tanz trotz Distanz?

"Dekade" - 10- Jahre Ballett mit Goyo Montero am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: © Jesús Vallinas Ballettdirektor Goyo Montero will die Corona-Krise kreativ in den Tanz einbeziehen | Bildquelle: © Jesús Vallinas Auch im Ballett lautet die Devise, kreativ mit der Situation umzugehen. Tanz lebt vom Kontakt zwischen Menschen. Dass diese Nähe plötzlich nicht mehr möglich war, veranlasste Ballettdirektor Goyo Montero zum Nachdenken über Tanzkunst, Choreografie und Bewegungsrepertoire. Mit seinen künstlerischen Mitteln versucht er, auf die Fragen einzugehen, die wir uns alle stellen: Wovor haben wir Angst? Was macht die Isolation mit uns? Wie stark irritiert uns die angeordnete Distanz? Diese Fragen führten Goyo Montero zu dem berühmten musikalischen Märchen "Peter und der Wolf". Denn auch den Jungen Peter hindert die Angst vor einer Gefahr daran, unbeschwert nach draußen zu gehen. "Über den Wolf", eine neue Choreografie von Goyo Montero, wird am 24. Oktober 2020 Premiere feiern.

Sendung: "Leporello" am 25. Juni 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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