Seine Karriere begann im Dresdner Kreuzchor. Der Sänger und Regisseur Theo Adam war vor allem für seine Wagner-Rollen berühmt. Am 10. Januar ist er im Alter von 92 Jahren nach langer Krankheit in einem Dresdner Pflegeheim gestorben, wie die Familie am Freitag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Ein Nachruf.
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Den Poeten im Schuster ließ Theo Adam immer hervortreten, sobald das Gewand des Hans Sachs auf ihn wartete: Den sensiblen Witwer akzentuierte er stärker als den polternden Handwerker. Die Riesenpartie in Wagners "Meistersingern" stattete er mit durchdachten Facetten aus. Nirgendwo ist das schöner dokumentiert als in der bis heute unübertroffenen Studioproduktion dieser Oper aus dem Jahr 1970: mit der fulminanten Dresdner Staatskapelle unter Herbert von Karajan.
Aber auch in einer anderen anspruchsvollen Rolle Wagners fand Theo Adam zu einer starken Interpretenleistung: "Harte Schale, weicher Kern!" war sein Gestaltungsmotto für Wotan in der "Ring"-Tetralogie. Besonders die introvertierten Momente des tragisch scheiternden Göttervaters gerieten diesem Sänger plastisch.
Regie führte Theo Adam nicht etwa an Provinzbühnen, sondern an der Staatsoper Berlin: "Mich interessiert nun einmal das Theater als Ganzes: nicht nur eine Partie, wo man Teil eines Ablaufs ist. Ich finde, es ist schön, wenn man die ganze Oper - in dem Fall - in die Hand nehmen kann. Und sie nach seinen Gedanken, nach seinen Vorstellungen verwirklichen kann."
Mich interessiert nun einmal das Theater als Ganzes.
Theo Adam als Wotan | Bildquelle: terapeak Die Sängerkarriere hatte er im Dresdner Kreuzchor begonnen, als Kruzianer, wie sein Tenorkollege Peter Schreier. Wie er machte Theo Adam sich später als versierter Bach-Interpret einen Namen. Die Dresdner Semperoper und parallel dazu die Bayreuther Festspiele entwickelten sich nach und nach zu seinen zentralen Wirkungsstätten. Im Wagner-Fach sang der Bassbariton neben Sachs und Wotan oft auch den "Fliegenden Holländer", im "Parsifal" zuerst den Amfortas, danach den Gurnemanz. Was seine Karriere ordentlich anschob, war der Tod eines Fachkollegen: des Kanadiers George London. Dessen Stimmgewalt und Dämonie ersetzte Theo Adam durch intelligente Phrasierung und Artikulation – und vor allem durch darstellerische Qualitäten. Überzeugend verkörperte er so unterschiedliche Rollenprofile wie Mozarts Giovanni und Schönbergs Moses, Beethovens Pizarro und Verdis Philipp, auch bei seinen häufigen Gastspielen zwischen Wien, New York oder bei den Salzburger Festspielen.
Zu den diskografischen Sternstunden, an denen Theo Adam beteiligt war, gehört Carlos Kleibers Referenzaufnahme von Webers "Freischütz". Der Jägerbursche Kaspar stammt hörbar aus Akademikerkreisen – Theo Adam verlieh ihm die Konturen eines Bösewichts, an dessen Klugheit niemand zweifelt.
Radio-Tipp:
Einen Nachruf auf Theo Adam sendet das Klassikmagazin "Piazza" am 12. Januar 2019 ab 08:05 Uhr; außerdem ändert BR-KLASSIK sein Programm und widmet dem großen Sänger eine Ausgabe der Sendung "Klassik-Stars" 14. Januar um 18:05 Uhr.
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