Till Brönner, Deutschlands Vorzeigejazzer und herausragender Trompeter, befindet sich auf großer Weihnachtstour. BR-KLASSIK hat er verraten, wo der Weihnachtsmann kurze Hosen trägt und mit welchem Gefühl die Menschen sein Konzert verlassen können.
Bildquelle: Rob Freiberger
BR-KLASSIK: Herr Brönner, es ist Mitte November, sind Sie denn schon in Weihnachtsstimmung?
Till Brönner: Ich habe die Frage natürlich erwartet, also sich hinzustellen, Mitte November und zu sagen "Frohe Weihnachten", das ist keine gute Idee. Insofern nehmen wir die Menschen schon ein bisschen an der Hand und haben Musik ausgewählt, die vielleicht ein bisschen auch weltlicher Natur ist, die man auch symbolisch für das, was gerade politisch, aber auch in Kürze dann wieder adventlich um die Ecke kommt, repräsentiert. Ich halte es obendrein für wahnsinnig wichtig, immer auch die eigene persönliche Geschichte zu erzählen. Dazu gehören persönliche, weihnachtliche Erfahrungen genauso wie Filme, die ich in den Weihnachtstagen als Kind, als Jugendlicher und auch später immer wieder gesehen habe. Die besprechen wir, spielen also ein bisschen auf der Klaviatur all dessen, was passiert, wenn Menschen endlich mal ein bisschen die Zeit anhalten können. Und das ist eigentlich unsere Hauptaufgabe, an solchen Abenden die Zeit anzuhalten. Und wir sehen und merken es an den Reaktionen der Menschen, dass sie das auch so mitbekommen haben.
BR-KLASSIK: Was sind das dann für persönliche Geschichten?
Trompeter Till Brönner 2024 auf "Silent Night" Tour in Bamberg | Bildquelle: Rob Freiberger Till Brönner: Wir erzählen verschiedene Geschichten auf der Bühne. Es macht unheimlich Spaß, mit dem Publikum immer auch ein bisschen einzutauchen in die deutschen TV-Klischees, also welche Filme wurden zwischen den Jahren traditionsgemäß immer gezeigt und werden es immer noch? Und wenn dann plötzlich das Publikum aufgefordert wird, die Filme reinzurufen auf die Bühne und da kommt meistens immer als Erstes „Sissi“, dann kommt „Winnetou“, und als drittes kommt sofort „Stirb langsam“. Das ist eine etwas skurrile Tradition in Deutschland, solche Action-Filme zur Weihnachtszeit zu bringen. Ich hatte immer das Gefühl, dass „Stirbt langsam“ eher ein Osterfest sein könnte. Solche Witze machen wir dann auf der Bühne, aber eigentlich nur als Brücke zu einer Darbietung, die natürlich so wohl Virtuosität als auch wirklich Emotionen in sich tragen soll. Denn am Ende sind wirklich Konzerte und Musik pure Emotion. Darum geht es mir!
BR-KLASSIK: Wie klingen die großen Weihnachtsklassiker in Ihren Till-Brönner-Versionen?
Till Brönner: Wir machen auf der Bühne eine Version des berühmtesten Weihnachtslieds der Welt, nämlich "Stille Nacht". Das kommt aus unseren Breitengraden, aber natürlich gibt es das auch in Rio de Janeiro und da, wo der Weihnachtsmann kurze Hosen trägt. Da klingt dieses Stück natürlich auch nach Brasilien. Aber es ist immer noch die gleiche Komposition, und deswegen machen wir eine Samba-Version von "Stille Nacht".
BR-KLASSIK: Sind Ihre Konzerte dann Abende von süßer und entspannter Harmonie?
Till Brönner: Meine Konzerte zeichnen sich dadurch aus, dass wir dem Publikum natürlich auch etwas zumuten. Also wir sind keine Häppchen taugliche Band, sondern wir finden es gerade gut, wenn man auch mal die eine oder andere Nummer dabei hat, die dem Publikum etwas abverlangt, wo man mal kurz überlegt, was war das jetzt? Was könnte das sein? Aber am Ende er singt die ganze Halle "Feliz Navidad" von José Feliciano mit uns und das in unserer Version. Ich glaube, es könnte gar nicht mehr Zusammengehörigkeitsgefühl bedeuten, als so ein Moment miteinander zu erleben, nachdem man vorher eine gemeinsame Reise hingelegt hat.
BR-KLASSIK: Welche Botschaft möchten Sie Ihrem Publikum mitgeben?
Trompeter Till Brönner | Bildquelle: Gregor Hohenberg Till Brönner: Es ist eine komische Zeit, viel, viel Unsicherheit und da sind Konstanten, nämlich das, woran man sich gern erinnert, etwas sehr, sehr Wichtiges. Konstanten schaffen, Stabilität, hat mir mein damaliger Trompetenlehrer immer mitgegeben. Und wenn sich Menschen in einem Raum, 2000 Stück, auf einen Klang, auf einen Sound, auf eine Reise verständigen können, dann sitzen da plötzlich 2000 Konstanten im Raum. Und das hat ein Gefühl der Wohligkeit, des Zuhause seins zur Folge, dass wir nach den Konzerten wenn wir signieren und wenn ich mit den Menschen spreche, auch widergespiegelt bekommen. Und insofern ist es ein bisschen natürlich auch Balsam für die Seele.
BR-KLASSIK: Haben Sie auch ein Lieblings-Weihnachtslied?
Till Brönner: Oh, ich habe kein wirkliches Lieblings-Weihnachtslied, aber was ich sehr mag ist "Maria durch ein Dornwald ging". Das ist ein Stück, das kommt aus unseren Landen, das ist kein großer Welthit geworden, aber sich dem deutschen Programm zu widmen, das ist als Künstler, der hierherstammt nicht nur Pflicht, sondern auch großer Spaß. Und: "White Christmas", ein riesen Weihachtshit von Irving Berlin. Das klingt wie ein Stück, das jeder spielen kann, wenn er vor dem Klavier sitzt, aber es ist relativ kompliziert, ich mag es trotzdem wahnsinnig gerne.
Am 13. und 14. Dezember auf Schloss Elmau bei Garmisch-Patenkirchen, und am 17. Dezember in Gersthofen bei Augsburg.
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