Er habe Musik nie für Geld oder Ruhm gemacht. Vielleicht war das das Geheimrezept von Quincy Jones, der in sieben Jahrzehnten alles erreicht hat – als Musiker, Komponist, Arrangeur, Musikproduzent und Medienunternehmer. Dabei standen die Zeichen nicht immer auf Erfolg. Am 3. November ist Quincy Jones im Alter von 91 Jahren in Los Angeles gestorben.
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Würdigung
Quincy Jones gestorben
Quincy Jones sitzt in einem Bus in Seattle. Er wartet, stundenlang. Darauf, endlich mit dem Vibraphonisten Lionel Hampton auf Tournee gehen zu können. Der Big Band-Leader ist überzeugt vom Talent des jungen Trompeters und will Quincy unbedingt in seinem Ensemble haben. Der 15-Jährige ist auch deswegen so früh dran, damit seine Eltern nicht Wind von der ganze Sache bekommen, und weil er befürchtet, dass Hampton doch noch seine Meinung ändert. Quincy Jones hat aber nicht mit der Frau von "Hamp" gerechnet. Als der Rest der Band einsteigt und die Reise beginnen soll, entdeckt sie den Teenager und fragt ihren Mann, was dieses Kind dort mache. "Steig aus dem Bus und geh' zurück zur Schule", sagt sie zu Quincy. Und der Tourbus fährt ohne ihn los.
Quincy ist traurig - und enttäuscht. Die Big Band um Hampton ist mehr als angesagt und das Größte, was ihm zu diesem Zeitpunkt hätte passieren können. Aber er muss nicht lange auf eine neue Chance warten: Ein Jahr später fragt Hampton ihn erneut und der junge Trompeter willigt ein - trotz eines Stipendiums am Berklee College of Music in Boston.
Diese anderthalb Jahre auf Tour mit Hampton brachten mir zehn Jahre an Erfahrung.
Die Tourneen mit den Big Bands von Lionel Hampton und Dizzy Gillespie sind seine Schule. Er komponiert und arrangiert, gibt Konzerte in der ganzen Welt, bleibt 1957 aber vorerst in Paris hängen. Nadia Boulanger verfeinert sein musiktheoretisches Wissen und er gründet in Europa seine eigene Band: Die Quincy Jones Bigband. Ihr Ruf ist schon bald legendär, auch wenn die Band nur wenige Monate zusammenbleibt. Jones hält den Druck, für alles zuständig zu sein, nicht aus - und ist bald pleite.
Wieder in den USA fängt Quincy Jones als A&R-Manager bei Mercury Records an. Obwohl er mit "It’s my Party", gesungen von Lesley Gore, einen Hit landet, entscheidet sich Jones gegen den Büro-Job. "Die Musik rief mich", erinnert er sich später. Er will nicht die nächsten 20 Jahre hinter einem Schreibtisch sitzen - lieber Filmmusik schreiben. In acht Jahren komponiert er zu 35 Filmen und TV-Shows die Soundtracks. Heute sind Titel wie "Soul Bossa Nova" und "Ironside" Kult und werden, auch noch Jahre nach deren Veröffentlichung, von Film-Regisseuren wie Quentin Tarantino eingesetzt.
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Soul Bossa Nova - Quincy Jones Sweet Charity 1969 #soulbossanova #austinpowers
1964: The Pawnbroker
1967: In the Heat of the night
1969: TV-Serie “Die Bill Cosby Show”
1978: The Wiz
1985: The Color Purple (Oscar-Nominierung)
Spielte auf dem Mond "Fly me to the moon": Buzz Aldrin | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ein Song schafft es sogar in den Weltraum. Als Buzz Aldrin 1969 mit der Apollo 11 auf dem Mond landet, schaltet er seinen tragbaren Kassettenrekorder ein: Der Walzer "Fly me to the moon", den Jones in einen 4/4-Takt umarrangiert und mit Frank Sinatra und Count Basie einspielt hat, ist das erste Musikstück, das auf dem Mond zu hören ist. "Q", wie Sinatra ihn nennt, arbeitet hart, stößt mit seinem Pensum aber auch an seine Grenzen: 1974 erleidet er eine Gehirnblutung - und überlebt. Wegen des hohen Drucks darf er aber keine Blasinstrumente mehr spielen.
Ende der 70er lernt er einen schüchternen, talentierten jungen Sänger kennen: Michael Jackson. Gemeinsam arbeiten sie an der Musik zu dem Film "The Wiz", was in Jackson den Wunsch weckt, auch in Zukunft von Jones produziert zu werden. Für "Thriller" versammelt der Produzent die besten Instrumentalisten und Songwriter ihrer Zeit im Studio und schafft eine Musik, die alle erreicht - egal, ob schwarz oder weiß, alt oder jung. Die Rechnung geht auf: Bis heute ist "Thriller" das meist verkaufte Album aller Zeiten.
Ich liebe es, dass er so hohe Ansprüche an sich selbst hat, weil ich selbst auch so bin.
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Quincy Jones Talks About The Making Of "Thriller" | Letterman
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung steigt Jones ins Mediengeschäft ein und produziert den Kino-Film "Die Farbe Lila", für den er Steven Spielberg als Regisseur engagiert. Jones selbst schreibt die Filmmusik, in demselben Jahr, als er eine der erfolgreichsten Singles aller Zeiten produziert und dirigiert: "We are the World", für die er 46 Superstars ins Studio holt.
Es ist nicht das einzige humanitäre Engagement, das Jones zeigt. 1999 trifft er den Papst zu einer Audienz, bei der er sich für einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer einsetzt. Ihm fällt auf, dass alle Mitarbeiter des Vatikans schwarze Schuhe tragen - außer einem: Johannes Paul II. Jones ist irritiert von den roten Lederschuhen und sagt zu Bono, dem Sänger der Popgruppe "U2": "Der Papst hat Zuhälterschuhe an. Die Katholiken werden mich umbringen, wenn sie das hören." Aber sie haben es wohl nicht mitbekommen. Als direkte Folge dieses Treffens, wie Jones erzählt, "erhielten Mosambik, Bolivien und die Elfenbeinküste einen Schuldenerlass von über 27,5 Millarden Dollar."
Zum Tod von Quincy Jones ändern wir das Programm
4. November 2024, 22:03-23:00 Uhr: ARD Jazz. Spotlight
Star-Gala für Quincy Jones in Montreux
Produzent des meistverkaufen Albums aller Zeiten: Michael Jackson (links) und Quincy Jones (rechts) | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Quincy Jones lebte ein Leben der Superlativen. In Laufe seiner Karriere erhielt er 28 Grammy-Preise, arbeitete mit den Superstars der Musikbranche, war einer der einflussreichsten Jazzmusiker und Musikproduzenten des 20. Jahrhunderts und er erhielt als erster schwarzer Komponist einen Ehrenoscar der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.
Am 3. November ist Quincy Jones in seinem Haus in Bel Air in Los Angeles im Kreise seiner Familie gestorben. In einer Mitteilung von Jones' Sprecher Arnold Robinson heißt es: "Heute Abend müssen wir mit vollem, aber gebrochenem Herzen die Nachricht vom Tod unseres Vaters und Bruders Quincy Jones überbringen. Und obwohl dies ein unglaublicher Verlust für unsere Familie ist, feiern wir das großartige Leben, das er gelebt hat, und wissen, dass es nie einen anderen wie ihn geben wird".
Sendung: "Leporello" am 4. November 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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