Walter Levin, der Mitbegründer des legendären LaSalle-Quartetts, ist tot. Er starb am 4. August in Chicago, wie seine Familie mitteilte. Mit seinem Quartett, das zu den bedeutendsten Kammermusikensembles des 20. Jahrhunderts zählte, setzte sich Levin ein Leben lang für die Musik des 20. Jahrhunderts ein - besonders die Werke der Zweiten Wiener Schule.
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Es gab im Leben des Geigers Walter Levin eine Initialzündung. Das war in den 40er-Jahren in Tel Aviv, auf der Dachterrasse des Schönberg-Experten Peter Gradenwitz. Frisch aus den USA waren Schallplatten eingetroffen: eine Privataufnahme des Kolisch-Quartetts mit Streichquartetten von Arnold Schönberg, und die hörten sie damals - Levin und Gradenwitz - unter dem nächtlichen Himmel von Tel Aviv. Walter Levin war sofort begeistert von dieser Musik, und diese Begeisterung sollte sein Leben lang nicht nachlassen.
Levin, gebürtiger Berliner des Jahrgangs 1924, hat mit 14 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern Deutschland in Richtung Palästina verlassen. Er studierte in Tel Aviv und dann an der Juilliard School in New York, wo er 1946 mit Kommilitonen das LaSalle-Quartett gründete; bis 1988 bestand dieses Ensemble, das auf Kammermusik des 20. Jahrhunderts spezialisiert war. Viele Schallplatteneinspielungen des LaSalles galten als Referenzaufnahmen - so die mit Preisen überhäufte Gesamtaufnahme der Streichquartette von Schönberg, Berg und Webern. Auch mit zahlreichen lebenden Komponisten arbeitete Levin eng zusammen - etwa mit Lutoslawski, Ligeti und Nono, deren Quartette die LaSalles ebenfalls auf Tonträger aufnahmen. Nach Auflösung des Quartetts, in dem er als Primgeiger fungierte, förderte Levin zahlreiche junge Musiker, besonders Quartettformationen, aber auch den Dirigenten James Levine. Walter Levin hat zuletzt in Chicago gelebt und ist dort auch gestorben - am 4. August, im Alter von 92 Jahren.
Sendung: Allegro am 07. August 2017, ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK