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Europäischer Tag der Alten Musik Warum Alte Musik toll ist

Es ist Musik aus einer anderen Zeit. Klänge, die vor so vielen hundert Jahren komponiert wurden, dass die Welt in der Zwischenzeit eine völlig andere geworden ist. Nun steht am 21. März bereits zum zwölften Mal der Europäische Tag der Alten Musik an und die hat bis heute für viele noch ihren ganz eigenen Reiz.

Bildquelle: CdlT/Andreas Greiner-Napp

Die Musik der Renaissance und des Frühbarock ist uns heute zeitlich sehr fern. Die Menschen damals lebten in einer völlig anderen Wirklichkeit. So funktioniert diese Musik auch als eine Art emotionale Zeitreise. Lässt man sich also darauf ein, ist man einem Stück Menschheitsgeschichte auf der Spur.

Die Freiheit der Alten Musik

Der Schweizer Blockflötist Maurice Steger gehört zu den derzeit bekanntesten Interpreten Alter Musik. | Bildquelle: Kasskara Der Schweizer Blockflötist Maurice Steger genießt besonders die Freiheit, die diese Musik ihm als Künstler gibt. Viele Elemente der Alten Musik sind nicht so klar definiert, wie es in späteren Stilen der Fall ist. Das bietet viel Möglichkeit zur Improvisation. "Die Farbgebung und die Besetzung sind vom Komponisten oft nicht vorgeschrieben. Man kann diese Musik wie ein Künstler mit einer Farbpalette ausschmücken," sagt Steger. Er gehört zu den derzeit bekanntesten Interpreten Alter Musik. Seit seiner Kindheit fasziniert ihn diese Musik. Heute ist er eine Art Botschafter dafür. Er unterrichtet Blockflöte an der Musikhochschule Nürnberg und nimmt vielbeachtete Alben auf.

Alte Musik als Brücke zur Vergangenheit

Für die Gambistin Heidi Gröger liegt der Reiz der Alten Musik aber auch ganz klar in ihrem Bezug zur Gegenwart. "Die Alte Musik ist quasi eine Brücke von der Gegenwart in die Vergangenheit", erklärt sie. Gerade das sei faszinierend für uns Menschen, denn "wir suchen immer nach unserem Ursprung, nach unserer Vergangenheit. Wo kommen wir her? Was ist früher passiert?"

Festivals Alter Musik

Neben ihrer Tätigkeit als Hochschuldozentin leitet Heidi Gröger auch das Musikfest in ihrer Heimatstadt Eichstätt, eines von vielen Festivals Alter Musik. Auch in Regensburg gibt es etwa seit 1984 die "Tage Alter Musik". Mitbegründer Ludwig Hartmann hat als Jugendlicher bei den Regensburger Domspatzen gesungen und damals diese fernen Klänge kennen und lieben gelernt. "Das hat mich eigentlich nie mehr losgelassen", erinnert er sich. Und dank Leuten wie ihm kommt die Fangemeinde Alter Musik heutzutage mit verschiedensten Festivals auf ihre Kosten.

Rückschlüsse auf die damalige Musikpraxis

Alte Partituren geben Hinweise darauf, auf welchem Ton Instrumente früher gestimmt wurden. | Bildquelle: picture-alliance / maxppp Manchmal lassen sich aus den alten Partituren aber auch Rückschlüsse auf die damalige Musikpraxis ziehen. Etwa, welcher Stimmton wann benutzt wurde – Anreiz für große Diskussionen. Doch Heidi Gröger sieht eine einfache Lösung: Anhand der Gesangspartien ließe herausfinden, auf welchem Stimmton gespielt wurde. "Es fasziniert, dass sich die Stimme eigentlich gar nicht viel geändert hat. Der Mensch bleibt der Mensch," sagt sie.

Alte Musik für Anfänger

Ein humanistisches Grundideal erzählt sich also auch noch über die Klänge der Vergangenheit. Doch womit steigt man am besten ein, wenn man noch keine Erfahrungen mit Alter Musik gemacht hat? Auf jeden Fall live sollte es sein, sagt Ludwig Hartmann. Er empfiehlt Telemann. Heidi Gröger persönlich liebt die Liedkompositionen, verweist für etwas Wuchtiges aber auf Monteverdi. Maurice Steger bleibt klassisch beim Bachchoral, einer "ruppigen Sinfonie" von einem seiner Söhne oder einem ganz frühen Gesang von Hildegard von Bingen. Es ist wohl jedem selbst überlassen, wie er sich der Alten Musik annähert. Falsch machen kann man sicherlich nichts.

Sendung: Piazza am 19. März 2022 ab 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK