Oft schließen sich Qualität und Quantität gegenseitig aus – nicht so bei Telemann. Ihm war ein langes Leben beschert, in dem er schrieb und schrieb: vom Kabinettstück bis zur Oper ist alles dabei; sowohl geistliche als auch weltliche Werke hat er zuhauf hinterlassen.
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Als kleiner Junge musste Telemann seiner musikalischen Hochbegabung oft sogar heimlich nachgehen: seine Mutter - der Vater war bereits früh verstorben - wollte das Kind vor dem unangesehenen Musikerstand bewahren. Doch es kam alles anders. Das immense Talent brach sich größtenteils autodidaktisch seine Bahn und Telemann wurde zum erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Komponisten seiner Zeit.
Telemann fand stets einen Weg, sich ausgiebig der Musik zu widmen. Selbst für das bürgerliche Jura-Studium nach Leipzig zu gehen, dürfte im Hinblick auf die Musik keine zufällige Entscheidung gewesen sein. Denn Leipzig war ein pulsierendes Zentrum der bürgerlichen Musik, und prompt übernahm Telemann dort eine ganze Reihe musikalischer Aufgaben und hatte seine ersten größeren Erfolge als Komponist. Sein weiterer Weg war dann gänzlich von der Musik bestimmt und führte ihn schließlich nach Hamburg. Hier übernahm er 1721 eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands als Kantor und musikalischer Direktor der Stadt, später auch die Leitung der Oper. Johann Mattheson berichtet, dass Telemann
"sich bisher, der ihm beywohnenden grossen Geschicklichkeit und Arbeitsamkeit zu Folge, äuserst, und mit sehr gutem Fortgange, angelegen seyn lassen, die geistliche Music so wohl, als auch Privat-Concerte, aufs neue zu beseelen […]; also hat man auch, seit kurzem, ein fast gleiches Glück an den hiesigen Opern zu erleben angefangen"
Telemann galt als innovativer Komponist. Da er viele Instrumente selber spielen konnte, war er sehr geschickt und einfallsreich im Einsatz von Klangfarben. Seine Harmonik drang in ungewohnte Bereiche vor und besonders typisch sind die stets sehr gesanglichen Melodien. Eine ausgeprägte Polyphonie dagegen war für ihn veraltet: Die Musik von Telemann ist stilistisch eine wichtige Verbindung zwischen Barock und beginnender Klassik. Im 19.Jahrhundert dann war der subjektive Ausdruck gefragt, nicht mehr das Erzählen. Man konnte mit einem Telemann nichts mehr anfangen und vermutete hinter seinem immensen Oeuvre - Telemann schrieb über 3600 Stücke aller denkbaren Gattungen - Vielschreiberei auf Kosten der Qualität. Davon wussten Telemanns Zeitgenossen noch nichts - und auch heute schätzt man wieder die meisterlichen Fähigkeiten des einst weit über die Landesgrenzen hinaus berühmten Komponisten.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. März 2013 um 13.05 Uhr, auf BR-KLASSIK