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Ludwig als böser Bruder Darf Johann Nikolaus van Beethoven nicht heiraten?

Johann Nikolaus van Beethoven, der jüngere Bruder Ludwig van Beethovens, ehelicht seine Haushälterin Therese Obermeyer. Aber Ludwig hat entschieden was dagegen. Warum nur?

Der deutsche Komponist Ludwig van Beethoven (1770-1827) in einer zeitgenössischen Darstellung.  | Bildquelle: dpa-Bildfunk

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Linz, 8. November 1812: Nikolaus Johann van Beethoven heiratet seine Haushälterin Therese Obermeyer. Und Bruder Ludwig kann es nicht verhindern.

Ausgerechnet dieses Weib! "Unsichtbar schwebe ich um Dich, damit die Kanaille Dir nicht den Hals umdreht", hatte er dem Jüngeren eben noch geschrieben. Sogar zum Bischof war Ludwig gelaufen, um die Ehe zu verhindern, weil das Luder ein uneheliches Kind von einem anderen hatte. Das konnte der Bischof doch nicht zulassen, dass die Obermayer das heilige Sakrament beschmutzte und den ehrenvollen Namen Beethoven dazu. Aber umsonst! Bruder Johann heiratet die Theres‘ am 8. November und basta! Aber was geht das eigentlich den Ludwig an, ob und wen sein Bruder heiratet?

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Nun, die Geschichte könnte so anfangen: Es waren einmal drei Brüder, die verloren früh ihre Mutter, und da der Vater dem Alkohol verfiel, fühlte sich der Älteste, Ludwig, für die beiden anderen verantwortlich, vor allem für Johann, den Jüngsten. Er sorgt für dessen Unterhalt, beschafft ihm eine Lehrstelle als Apotheker, und als es ihn selbst 1792 nach Wien verschlägt, holt er den Bruder nach.

Karriere als Apotheker

Nikolaus steht bald auf eigenen Füßen. Er macht sich als Apotheker selbständig und wird ein erfolgreicher Geschäftsmann. 1819 erwirbt er ein Landgut bei Krems und lebt auf großem Fuß. Trotzdem muss er sich immer wieder Mahnungen seines Bruders anhören:

Nimm dich nur in Acht vor der ganzen Zunft der schlechten Weiber
Ludwig van Beethoven zum Bruder Johann Nikolaus

Ludwig van Beethoven: Brief an die unsterbliche Geliebte | Bildquelle: angelica beatrice berlage (via YouTube) Brief Beethovens an die "Unsterbliche Geliebte" | Bildquelle: angelica beatrice berlage (via YouTube) Sagt ausgerechnet der, der sein Lebtag über schwärmerisches Liebesgeplänkel nicht hinausgekommen ist und der noch vor wenigen Wochen den ebenso überschwänglichen wie nutzlosen Brief an jene bis heute mysteriöse "unsterbliche Geliebte" geschrieben hat, eine vermutlich verheiratete Frau mit zahlreichen Kindern. Schwärmereien, aus denen nichts werden konnte, waren Beethovens Spezialität. War der Komponist also neidisch? Oder hatte er Angst, den Bruder zu verlieren?

Ludwig, der "Hirnbesitzer"

Ludwig hat an allem, was sein Bruder tut, etwas auszusetzen. Ehe, Reichtum, Lebensstil, nicht ist ihm recht. Eine Neujahrskarte des Jüngeren, die dieser mit "Von deinem Bruder Johann, Gutsbesitzer" unterschreibt, beantwortet er mit: "Von deinem Bruder Ludwig, Hirnbesitzer."

Das Gut des Bruders war ihm dann freilich wenige Monate vor seinem Tod gut genug für einen längeren Aufenthalt, dem wir die Vollendung von zwei seiner späten Streichquartette verdanken. So ist das manchmal unter Brüdern: sie können nicht miteinander und nicht ohne einander. Oder wie es schon zu Lebzeiten der Brüder Beethoven hieß: Sie schlugen und vertrugen sich.

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