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Hilfen für Musiker aus der Ukraine Wie vernetzen sich Geflüchtete in Deutschland?

In der Ukraine gibt es eine große klassische Szene mit mehr als 400 privaten und öffentlichen Theatern. Immer mehr Künstlerinnen und Künstler fliehen angesichts des Krieges aus der Ukraine nach Deutschland. Zahlreiche Initiativen versuchen nun, sie hier durch Übemöglichkeiten oder dem Organisieren von Konzerten ins künstlerische Leben zu integrieren. Doch das ist nicht immer leicht.

Ukrainische Musiker spielen auf der Straße in Odessa am 12. März 2022 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Die meisten werden durch den Freundeskreis gerettet", erklärt der belarussische, in Deutschland lebende Dirigent Vitali Alekseenok die Situation. Noch vor wenigen Tagen hatte er den Komponisten Valentin Silvestrov selbst mit dem Auto an der polnisch-urainischen Grenze abgeholt. "Viele Freunde von mir haben es nicht geschafft, mit dem Zug offiziell auszureisen. Die mussten nach einem Auto suchen", erzählt Alekseenok.

Die Ukrainer kennen die deutschen Institutionen nicht und die Institutionen kennen die ukrainischen Musiker nicht.
Vitali Alekseenok, Dirigent

Der Dirigent Vitali Alekseenok | Bildquelle: © Serhiy Horobets Der belarussische Dirigent Vitali Alekseenok vermittelt privat ukrainische Musiker und deutsche Kulturinstitutionen. | Bildquelle: © Serhiy Horobets Auch die Hilfe in Deutschland läuft vor allem über Freundeskreise und private Kontakte. Alekseenok selbst versucht seine Kontakte zu nutzen und zwischen ukrainischen Musiker*innen und deutschen Kulturinstitutionen zu vermitteln. Denn noch fehle es an Infrastruktur, sagt er. "Die Ukrainer kennen die deutschen oder westeuropäischen Institutionen nicht und die Institutionen kennen die ukrainischen Musiker nicht." Um seine Reichweite zu vergrößern, hatte er bereits Anfang März auf Facebook einen Aufruf gestartet. Darin hatte er seine Freunde gebeten, sich mit jeglicher Art von Hilfe für Musiker an ihn zu wenden – mit Erfolg: "Es haben sich sehr viele Musiker aus der Ukraine bei mir gemeldet und auch Musikinstitutionen aus Deutschland und aus ganz Westeuropa", erzählt er.

Kulturinstitutionen vermitteln Hilfsangebote

Doch neben diesen Privatinitiativen bauen sich inzwischen auch erste Strukturen bei größeren Institutionen auf. Ebenso wie Alekseenok sammelt auch der Deutsche Musikrat Hilfsangebote und Hilfegesuche und vermittelt zwischen deutschen Institutionen und ukrainischen Musiker*innen. In Berlin haben sich über 60 Kulturinstitutionen zusammengeschlossen. Online stellen sie gemeinsam ein Formular bereit, über das auch Privatpersonen ihre Hilfe anbieten können. Auch auf der Seite des Bayerischen Musikrats werden dazu voraussichtlich in den kommenden Tagen weitere Informationen veröffentlicht.

Theater wollen ukrainische Künstler beschäftigen

Das Ziel all dieser Aktionen: Die ukrainischen Musiker in das deutsche Kulturleben zu integrieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, weiter Musik zu machen. Aus diesem Grund haben sich aktuell über 70 Theater und Kulturinstitutionen an das Kulturministerium in der Ukraine gewandt, mit der Absichtserklärung, ukrainische Künstlerinnen und Künstler beschäftigen zu wollen. Der Wunsch zu helfen ist bei vielen sehr groß, doch noch sind diese Strukturen nicht einheitlich koordiniert. Auf Bundesebene gibt es daher nun eine Task Force, die sich diese Koordination zur Aufgabe gemacht hat. Sie will mit ihrer Arbeit vor allem Doppelstrukturen vermeiden. Noch ist diese übergeordnete Koordination allerdings erst im Entstehen.

Weitere Hilfen

Informationen, wie Sie ukrainischen Musikerinnen und Musikern darüber hinaus helfen können, finden Sie hier.

Sendung: Leporello am 15. März 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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