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Chorleiter Yoshihisa Matthias Kinoshita Freude am Singen

Zuerst kommt die Freude am Singen, dann das Können. Mit diesem Ansatz hat Yoshihisa Matthias Kinoshita 34 Jahre lang den Wolfratshauser Kinderchor geformt. Bemerkenswert findet man das auch in Ägypten. Dort war der Chorleiter erst kürzlich mit den Kindern beim Chorprojekt "You(th) can sing". Jetzt geht Kinoshita in Ruhestand.

Yoshihisa Kinoshita, 34 Jahre lang Leiter des Wolfratshauser Kinderchores (1989 - 2023) | Bildquelle: Yoshihisa Kinoshita

Bildquelle: Yoshihisa Kinoshita

Bremen – Tokio – Wolfratshausen. So lauten verkürzt die Lebensstationen von Yoshihisa "Yoshi" Matthias Kinoshita. Der Sohn einer Bremer Deutschlehrerin für Japaner und eines japanischen Stimmbildners ist seit 1989 Leiter des Wolfratshauser Kinderchores. In den letzten 34 Jahren hat er ihn zu einem auch international beachteten Ensemble geformt, das man sogar in Kairo schätzt. In wenigen Tagen geht er in den Ruhestand.

Von den Vögeln zum Gesang

Geboren wurde Yoshi 1957 in Bremen, aufgewachsen ist er aber knapp 20 Jahre lang in Tokio. Erst zum Studium kam er 1977 zurück nach Deutschland. Und es war der deutsche Winter, der ihm die Augen und Ohren für die Musik öffnete. Davor wollte er eigentlich Ornithologe werden. In den vielen dunklen Stunden war die Musik "seine Sonne", die er aus Tokio im Winter eigentlich kannte. So packte Yoshi seine Querflöte ein und stellte sich bei den Musikhochschulen in Aachen und Köln vor. Als Zweitfach belegte er damals Gesang. Dieser brachte ihn schließlich 1987 nach Bayern, als Stimmbildner des Tölzer Knabenchores.

Weg vom Auswahlsingen und Drill

Doch nach drei Jahren wurde Yoshi klar, dass er einen anderen Weg mit Kindern gehen wollte. Kein Auswahlsingen, zuerst sollte die Freude am Singen stehen. Richtig zu singen, das vermittelte er im Laufe der Zeit als Pädagoge. Ein klarer Gegenentwurf zu vielen Auswahl (Knaben-)chören hierzulade. Trotzdem erreichte er mit seinen Kindern in Wolfratshausen höchstes musikalisches Niveau und überraschte mit ungewöhnlichen Werken und Programmen in den Konzerten.

Mit Wolfratshauser Kinderchor nach Kairo

Yoshis Horizont reichte dabei immer schon über Wolfratshausen hinaus. Über die Jahre wurde das Goetheinstitut in Kairo auf ihn aufmerksam. Es kooperiert mit so genannten PASCH-Schulen, in denen Kinder Deutsch lernen können. Und aus diesen heraus bildete sich auch ein Chor, das PASCH-Ensemble, mit dem Yoshi bald einen intensiven Kontakt aufbaute. So kamen Lehrer nach Deutschland, um sich anzusehen wie die Arbeit im Kinderchor aussieht. Yoshi flog aber auch mit seinem Chor nach Kairo, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, so wie noch Anfang Juni 2023.

Ein besonders bemerkenswertes Projekt entwickelten sich in Kairo und Wolfratshausen während des Corona-Lockdowns, als man beschloss ein gemeinsames Musikvideo zu drehen. In dem kommen sich die Kinder Stück für Stück näher, bis sie schließlich aufeinandertreffen. Auf dem Bayerischen Chorwettbewerb 2022 gewann der Wolfratshausen Kinderchor und das PASCH-Ensemble aus Ägypten damit den Jurypreis von BR-KLASSIK in der Kategorie Musikvideo.

Jetzt im Fokus: Bambusflöte und Lederhose?

Jetzt übergibt Yoshihisa Kinoshita seinen Chor an den Physiker und Kirchenmusiker Emanuel Schmidt. Die nationale wie internationale Chorszene hat Yoshi 34 Jahre als Menschenfänger und Chorleiter geprägt. Jetzt freut er sich aber erstmal auf die freie Zeit, in der er seine Shakuhachi, eine spezielle japanische Bambusflöte, bauen und für ein Jahr nach Japan ziehen möchte, um dort den "warmen Regen wieder zu spüren". Seine bald fünf Enkelkinder halten ihn zusätzlich auf Trapp. Und vielleicht spielt er ja auch noch einmal mit seiner Querflöte mit, in der benachbarten Blaskapelle Münsing und besorgt sich dafür auch nochmal eine Lederhose, die ihm nach drei Jahrzehnten in Bayern noch immer fehlt.

Sendung: Samstag, 17. Juni 2023 um 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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