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Der Wolfratshauser Kinderchor in Kairo: Drei Chöre aus unterschiedlichen Ländern trafen dort beim Projekt "You(th) can sing" aufeinander. Jugendliche aus Ägypten, Litauen und Deutschland sangen für Frieden und Völkerverständigung.

48 Jugendliche versuchen herauszufinden, an welcher Stelle das Klatschen am besten platziert ist. Sie laufen durch einen Proberaum, singen verschiedene Tonabfolgen, die sie immer wieder neu kombinieren. Mal werden sie lauter, mal sind sie ganz leise. Einen gemeinsamen Klang finden – darum geht es den 12- bis 17-Jährigen des Projektes "You(th) can sing". Das Besondere: Sie kommen alle aus drei verschiedenen Ländern - aus Wolfratshausen in Deutschland, Klaipėda in Litauen und Kairo in Ägypten.

Angeleitete Improvisation für das Abschlusskonzert

Beim Treffen in Kairo arbeiten sie an ihrer eigenen musikalischen Komposition, die sie bei einem Abschlusskonzert aufführen wollen. "Bei der Komposition handelt es sich um eine angeleitete Improvisation", erklärt die Komponistin Helga Pogatschar. Gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter des Projekts, Yoshihisa Matthias Kinoshita, hilft sie den Jugendlichen, ihr eigenes Stück zu erarbeiten. Dafür hat sie einzelne Klangabfolgen komponiert, sogenannte Module, die die Jugendlichen interpretieren und in eine Reihenfolge bringen können.

Das Ziel ist der gemeinsame Austausch

"Es kann natürlich mal chaotisch sein, aber im Prinzip ist es schon eine starke Präsenz, die die Jugendlichen ausstrahlen", sagt Helga Pogatschar. "Da ist eine Energie, die sich transportiert. Was ich aber noch viel wichtiger finde ist, dass der Weg das Ziel ist." Das Ziel ist neben dem gemeinsamen Singen vor allem der Austausch. Die Jugendlichen sollen miteinander in Kontakt kommen, Vorurteile abbauen und Gemeinsamkeiten finden. Am besten funktioniert das in der gemeinsamen Freizeit. Nach drei Stunden Singen gibt es eine Pause am Pool. Der 17-jährige Sharif aus Kairo springt mit einer Gruppe Jungs aus Deutschland, Litauen und Ägypten ins Wasser. Dann schwimmen sie um die Wette. "Ich hätte nicht gedacht, dass die Deutschen viel Sinn für Humor haben. Ich habe gedacht, dass sie streng sind", sagt Sharif überrascht. "Sie sind alle sehr lustig und kennen viele gute Witze."

Förderung der deutschen Sprache an Schulen

Das Projekt startete vor über einem Jahr, Anfang 2022. Seitdem haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu mehreren Online-Workshops und einer Projektwoche am Tegernsee getroffen. Gefördert und getragen wird der Austausch von Erasmus+ und dem Goethe-Institut in Kairo. Das Goethe-Institut fördert weltweit die deutsche Sprache, unter anderem durch Kultur- und Musikprojekte. Gerade für die Jugendlichen aus Ägypten und Litauen, die auf deutsche Schulen gehen, sei der Austausch wichtig, meint Cordula Hunold vom Goethe-Institut: "Das Hauptziel von der Partnerschul-Initiative ist die Förderung der deutschen Sprache an Schulen. Aber was wir hier machen ist Musik, und die gibt dem Ganzen irgendwie eine Leichtigkeit."

Projekt beendet, Freundschaften halten an

Die Jugendlichen singen deutsche Lieder und sollen dadurch nochmal einen ganz neuen Zugang zur deutschen Sprache bekommen. Auch Arabisch und Litauisch soll den Jugendlichen nähergebracht werden. Neben ihren eigenen Kompositionen singen sie bei ihrem Abschlusskonzert deshalb auch einige Lieder, in deren Strophen alle drei Sprachen vorkommen. "Im ersten Moment hat man ein bisschen überlegen müssen, wie die Aussprache für einen selber klingt, aber man hat sich schnell daran gewöhnt", erklärt die 16-jährige Jolina aus Wolfratshausen. "Es ist echt schön auf Arabisch zu singen und so auch ein bisschen Arabisch zu lernen."

Der Kinderchor hat im vergangenen Jahr in der entsprechenden Kategorie den Bayerischen Chorwettbewerb gewonnen. In diesem Jahr schafften sie es beim Deutschen Chorwettbewerb auf den vierten Platz. Jolina ist traurig, dass das Projekt nach dem Workshop in Kairo zu Ende sein wird. "Ich glaube einfach, dass unsere Gemeinschaft hält und dass wir die Freundschaft halten können", sagt sie überzeugt. Bevor die Jugendlichen wieder getrennte Wege gehen, steht erstmal das Abschlusskonzert an. Nach der Auszeit am Pool üben Sie dafür – natürlich in allen drei Sprachen.

Sendung: "Leporello" am 12. Juni 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK