BR-KLASSIK

Er war ein Vielreisender, hat knapp 170 unterschiedliche Orchester rund um den Globus geleitet: Der tschechische Dirigent Zdeněk Mácal. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahre gestorben.

"Es war mir immer eine Ehre, verschiedene Länder und Kulturen kennenlernen zu dürfen," sagte Zdeněk Mácal einmal im BR-KLASSIK-Interview. 2002 war das, da war der gebürtige Tscheche bereits rund um den Globus gereist, um bei knapp 170 Orchestern zu gastieren. Schelmisch fügte er hinzu: "Nennen Sie mir irgendein Orchester. Ich war da!"

Flucht aus Tschechoslowakei

Bildquelle: picture-alliance/ dpa | Hermann Wöstmann Geboren 1936 in Brünn, studierte er in seiner Heimatstadt, bevor er 1965 mit dem Gewinn des Wettbewerbs in Besançon erstmals das Internationale Parkett betrat. Ein Jahr später war er schon beim "Dimitri Mitropoulos International Music Competition" in New York erfolgreich und endgültig angekommen in der Ersten Riege. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in der Tschechoslowakei verließ er sofort seine Heimat und bekam schnell Einladungen von großen Orchestern, darunter auch vom BRSO.

Dessen Chef war damals Rafael Kubelik, ebenfalls Tscheche, der den jungen Kollegen unter anderem auch für Zeitgenössisches Repertoire holte, wie sich Mácal schmunzelnd erinnerte: "Es ging um die Uraufführung der Achten Sinfonie von Jan Kapr. Kubelik sagte mir: "Die Partitur ist so komplex, mach du das, du bist noch jung und kannst dich da reinarbeiten.""

Fast auf allen Kontinenten

Auch an der Bayerischen Staatsoper in der Ära Wolfgang Sawallisch war Mácal regelmäßig zu Gast. Seine erste Festanstellung hatte er ab 1970 beim Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester. Aber es hielt ihn nur 4 Jahre, zu stark war der Drang, die Welt zu bereisen, Länder und Orchester kennenzulernen. Und das tat er, auf 4 Kontinenten. Mit Chefpositionen in Hannover, kurz in Sydeny, lange in den USA, aber vor allem als Gast bei den renommierten Klangkörpern Europas, darunter den Berliner Philharmonikern, dem Orchestre de Paris oder dem London Philharmonic Orchestra.

Am Ende seiner Karriere schloss sich gewissermaßen der Kreis zu seiner lange gemiedenen Heimat: als Chef der Tschechischen Philharmonie in Prag (2003 bis 2007). Bei all seiner internationalen Erfahrung mit so vielen unterschiedlichen Orchestern der Welt, freute er sich dennoch auf ein Urvertrauen, etwa bei Repertoire wie Dvorak: "Ich muss nur den Ellbogen heben, und die wissen, wie das läuft", sagte er im BR-KLASSIK-Interivew 2002, und fügte in seiner herzlichen, offenen, immer neugierigen Art mit dem ihm eigenen Charme hinzu: "Und wenn ich doch mal was andes haben will, dann heb ich halt den Zeigefinger." Am 25. Oktober 2023 hat der große und vielgereiste Dirigent Zdeněk Mácal für immer seine Finger gesenkt. Im Alter von 87 Jahren ist er gestorben.