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Rafael Kubelík zum 20. Todestag Musik ist meine Heimat

Neben Karajan, Bernstein und Solti gehört Rafael Kubelík zu den großen Dirigenten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 11. August jährt sich sein Todestag zum 20. Mal. BR-KLASSIK erinnert an den langjährigen Chefdirigenten des Chors und des Symphonieorchesters des BR.

Bildquelle: Süddeutsche Zeitung Photo

Video-Kurzporträt

Der tschechische Dirigent Rafael Kubelík

Mit dem international erfahrenen Chefdirigenten tschechischer Herkunft begann bei Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks die "wunderbare Ära Kubelík", so der damalige Oboist Gustav Meyer. Sie erwies sich als eine äußerst fruchtbare Phase in der Geschichte des Klangkörpers. Kubelík verstand es, die Musiker mit Leidenschaft und künstlerischer Kompetenz in seinen Bann zu ziehen und zu begeistern. Unter seiner Leitung wurde das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks laut FAZ zu einem "geschmeidig agierenden, klangvollen und technisch souveränen Ensemble".

Raphael Kubelík | Bildquelle: BR/Sessner 1970 dirigiert Kubelík die 9. Symphonie von Beethoven im Herkulessaal in München. | Bildquelle: BR/Sessner Für Kubelík war Musik und Politik eng miteinander verwoben. Er war ein Verfechter des freiheitlichen Denkens und daher auch kein Diktator am Pult. Das Zusammenspiel zwischen Dirigent und Orchester entsprach für ihn der Interaktion in einer demokratischen Republik. Der Musiker spiele die Musik, der Dirigent schlage vor, wie sie zu spielen sei.

Die tschechische Musik war tief in Kubelíks Seele verwurzelt. So erweiterte der Dirigent das Repertoire des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks um Werke slawischer Komponisten, wie Smetana, Janáček und Dvořák. Er setzte sich auch für Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Karl Amadeus Hartmann ein. Seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren die Werke des jüdischen Komponisten Gustav Mahler in Deutschland kaum noch aufgeführt worden - unter Kubelík spielte das Orchester als erstes deutsches Orchester einen Zyklus der Mahler-Symphonien ein. Darüber hinaus reichte Kubelíks breites Repertoire von Bach und Mozart über Beethoven, Schubert, Wagner und Brahms bis hin zu Reger, Pfitzner, Bartók, Debussy und Schönberg.

Mit Mut und Meinung

Er verfolgte das politische Geschehen in seiner Heimat und rief sogar zum Protest auf, als 1968 die Truppen der Sowjets und des Warschauer Paktes in Prag einmarschierten. Auch in München bezog er politisch Stellung gegen das neue Bayerische Rundfunkgesetz, das 1972 verabschiedet werden sollte. Demnach hätte der Staat stärker auf das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem einwirken können. Kubelík drohte, seinen Vertrag nicht mehr zu verlängern, da er die Zusammenarbeit mit dem BR nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Somit trug er maßgeblich dazu bei, dass das Gesetz neu formuliert wurde.

Erst als er sein Pensionsalter erreichte, gab er die Leitung 1979 ab. Als Gastdirigent war er Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks noch einige Jahre länger verbunden, nachdem sein designierter Nachfolger Kirill Kondraschin überraschend im März 1981 gestorben war.

Ein Künstlerleben

Rafael Kubelík kam 1914 in Bychory unweit von Prag als Sohn des berühmten tschechischen Violinvirtuosen und Komponisten Jan Kubelík auf die Welt. Er wuchs in einer von Musik geprägten Familie auf. Seine künstlerische Laufbahn begann, als er zeitweise als Pianist seinen Vater auf dessen Tourneen durch Europa begleitete. Schon mit 22 Jahren dirigierte er die Tschechische Philharmonie.

Ein Vogel singt nicht im Käfig. Ich habe meine Heimat verlassen, um nicht mein Volk verlassen zu müssen.
(Rafael Kubelík)

1948, im Jahr des kommunistischen Putsches, verließ er die Tschechoslowakei und leitete zunächst das Chicago Symphony Orchestra. Neben seiner Stelle als Chefdirigent beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bekleidete er weitere Spitzenpositionen des internationalen Musiklebens, so beim Concertgebouw Orchester in Amsterdam, dem Royal Opera House Covent Garden in London und der Metropolitan Opera New York.

Ich glaube, dass man den Geist nicht fesseln darf durch die Politik.
(Rafael Kubelík)

Kubelík begründete das international bekannte Musikfestival "Prager Frühling", das seit 1946 jährlich stattfindet. Als er seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen bereits beendet hatte, überredete ihn Václav Havel, dieses Festival mit der Tschechischen Philharmonie 1990 zu eröffnen. Er dirigierte eine triumphale und bewegende Aufführung von Smetanas Tondichtungs-Zyklus "Mein Vaterland". Nach dem Ende des Kommunismus war dies Kubelíks erster Auftritt in seiner Heimat seit seiner Emigration 1948. Am 11. August 1996 starb er im Alter von 82 Jahren in Luzern.

Kubelík an "sein" Orchester

Zum 40-jährigen Bestehen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks 1989 schrieb Rafael Kubelík:

"Die vielen Jahre unseres gemeinsamen Musizierens - insgesamt doch fast 25 - waren ein einzigartiger Beweis dafür, wie Musik Menschen verbrüdern kann. Nur im Geiste des gegenseitigen Respekts, der Freundschaft und der Liebe können wir Menschen frei leben - ohne die Lebensaufgabe, die jeder von uns trägt, zu vernachlässigen. Unser großes Glück ist, dass wir Musiker sind - Musik hat die Kraft, das Beste im Menschen zu erwecken und deshalb können wir die Erfüllung unserer Mission immer noch steigern. Musiziert ehrlich weiter, zu unser aller Freude!"

BR-KLASSIK sendet in Gedenken an Rafael Kubelík Aufnahmen mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am 10. August, um 22.05 Uhr, und am 11. August, ab 9.05 Uhr in der "Philharmonie".

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