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Patricia Kopatchinskaja Die Geigerin erzählt von aktuellen Aufnahmen im BR

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist eine sehr direkte Musikerin. Meist tritt sie barfuß auf – wie um sich und ihre Mitmusiker*innen zu erden. In Zeiten der Pandemie schätzt sie das gemeinsame Muszieren umso mehr. Gerade spielt sie mit dem Münchener Kammerorchester zeitgenössische Werke von Márton Illés ein. BR-KLASSIK hat sie von den Aufnahmen in den BR-Studios berichtet.

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja sitzt Barfuß auf der Bühne | Bildquelle: Eric Melzer

Bildquelle: Eric Melzer

Nicht digital reproduzierbar sei der Geruch eines Konzertsaals. So einfach. So direkt. Damit erklärt die Geigerin Patricia Kopatchinskaja treffend, warum menschliche Nähe und deren direkte Erfahrung für den Musikgenuss essentiell sind. Gerade nimmt die moldawische Musikerin mit dem Münchener Kammerorchester in den Studios des Bayerischen Rundfunks das Violinkonzert des ungarischen Komponisten Márton Illés auf; es ist ihr gewidmet. Doch Kopatchinskaja begreift diese Widmung nicht bloß als strahlenden Schmuck für sich selbst: Eine große Ehre sei diese Widmung, so die Geigerin im Interview mit BR-Klassik. Sie glaube aber nicht wirklich an so ein Konstrukt: "Die Musik entwickelt sich über einen Menschen", so Kopatchinskaja weiter. Der Komponist bekomme eine Information, eine Nachricht oder Energie und schreibe diese dann auf. Demütig sieht sie sich selbst als Glückliche, die die Musik dann auf die Welt bringen dürfe.

Nie gehörte Klänge: Passender Sondtrack zum Corona-Lebensgefühl

Patricia Kopatchinskaja hat insgesamt einen eher spirituellen, aber dennoch sehr direkten Blick auf die Welt und die Kunst. "Für mich ist diese Musik eher ein Geist. So ein Hausgeist, der Unfug treibt", sagt sie über Illés‘ Stück. Eine zeitgenössische Komposition, in der Kopatchinskaja aber wirklich neue, bisher so nicht gehörte Klänge entdeckt. Darin liege Kraft, Witz und Überraschung: "Es ist ein Abenteuer es zu spielen. Jedes Mal."

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja. | Bildquelle: BR/Alexander Hellbrügge Schätzt die seelische Kraft, die im gemeinsamen Musizieren liegt: Patricia Kopatchinskaja. | Bildquelle: BR/Alexander Hellbrügge "Vont-tér" heißt das Stück. "Wir stehen auf dem Vulkan, diese Musik ist Feuer", berichtet Kopatchinskaja von den Aufnahmen. Übersetzt bedeutet der Titel so viel wie gezogener oder gedehnter Raum. Einen Soundtrack zum pandemischen Zeitgefühl sieht Kopatchinskaja aber nicht direkt darin: "Ich habe das Gefühl, dass wir mehr wollen als wir können", sagt sie. Der Mensch von heute wolle immer gottgleicher werden: langes Leben und Gesundheit. Die Covid-Pandemie zeige, dass das auch eine Hybris ist. "Plötzlich sehen wir, dass wir endlich sind", sagt Kopatchinskaja. Die seelische Kraft, die im gemeinsamen Musizieren und im Konzerterlebnis liege, wisse sie derzeit auch umso mehr zu schätzen.

Die Seele eines Menschen ist nicht so flach wie wir denken. Computer werden uns nicht Menschen und echte Unterhaltung ersetzen.
Patricia Kopatchinskaja über die Corona-Beschränkungen der Live-Kultur

Für Particia Kopatchinskaja ist deshalb momentan jede normale Sekunde kostbar. Und genau das will sie nun zusammen mit dem in der Interpretation zeitgenössischer Musik so versierten Münchener Kammerorchester spürbar machen. Hoffentlich bald auch wieder live in einem Konzertsaal. Mit Gerüchen, Plastizität und Menschlichkeit. Und vorher? Trinkt Kopatchinskaja an Weihnachten erst einmal Glühwein. Danach: „Durchschlafen bis zum nächsten Konzert.“

Sendung: "Allegro" am 23. Dezember 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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