Frauen haben es heute viel leichter als früher – sollte man meinen. Zwei Studien bieten ernüchternde Zahlen, was Dirigentinnen am Pult und Komponistinnen in Konzert-Programmen angeht. Da muss sich was ändern, meint BR-KLASSIK-Redakteur Fridemann Leipold.
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Die "Zugabe" zum Anhören
Musikfrauen im Abseits? Das muss nicht so sein
Klar, Clara Schumann kennt man, bekannte Komponistin. Aber kennt man auch ihre Musik? Und: Wird die auch gespielt? Da habe ich so meine Zweifel... Und die Statistik gibt mir recht. Eine Studie vom Frankfurter Archiv Frau und Musik und von musica femina münchen besagt: Auch in der Konzertsaison 2019/20 gab es bei den Berufsorchestern einen "Gender Gap", ein starkes Gefälle zwischen den Geschlechtern.
Die Platzhirsche Beethoven, Mozart und Brahms führen das Ranking an. Aber: Weniger als zwei Prozent der aufgeführten Stücke stammen von Komponistinnen der Vergangenheit. Immerhin etwas günstiger fällt die Bilanz für 2019 aus – richtig, da war ja Clara Schumanns 200. Geburtstag! Wen wundert's, dass da wenigstens ihr Klavierkonzert ab und zu mal gespielt wurde?
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Ragna Schirmer - Clara - Piano Concerto in A Minor, Op. 7: III.
Nicht viel besser sah es 2019/20 bei den Dirigentinnen aus: nur sieben Prozent Frauen am Pult. Doch es werden immer mehr. Ich bewundere Joana Mallwitz, Oksana Lyniv oder Mirga Gražinytė-Tyla: Mit welcher Coolness die sich gegen alle Widerstände durchgesetzt haben! Die machen's vor. Eigentlich sollte doch nur das Können zählen, oder?
Die Realität sieht leider anders aus. Der Deutsche Musikrat steuert noch neue Zahlen zu weiblichen Orchestermitgliedern bei: Dünn wird's bei den Konzertmeister- und Stimmführer-Stellen. Und man staunt: Vor allem Spitzenorchester haben da großen Nachholbedarf. Eine Quote für Musikerinnen? Schwer vorstellbar. Deshalb mein Appell zum Weltfrauentag: Liebe Intendanten und Orchestermanager, engagiert doch mehr Dirigentinnen und nehmt vor allem mehr Komponistinnen ins Programm! Da sind gerade auch die Klangkörper der ARD in der Pflicht. Es muss nicht immer Beethoven sein. Und keineswegs nur Clara Schumann – es gibt so viel zu entdecken!
Sendung: "Allegro" am 5. März 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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