Bildquelle: Frank Schemann
Fürth, Kulturforum
Sie sind eine nostalgische Konstante in unserer schnelllebigen Zeit, eine Reminiszenz an die Kindheit: Spieluhren. Das Ensemble Il Lusorius präsentiert historische Spieluhren und improvisiert live zu ihren Klängen. Mechanisches und Lebendiges verschmelzen im Konzert von Il Lusorius zu einem einzigartigen Klangerlebnis.
Seit Jahren sammelt das Ensemble Il Lusorius historische Spieldosen und -uhren, die älteste stammt aus der Zeit um 1900. Viele der Melodien konnten die Musiker identifizieren Es gibt aber auch etliche unbekannte Melodien, bei denen es noch nicht gelungen ist, Herkunft und Titel herauszufinden. Die meisten Originalspieluhren werden live auf der Bühne erklingen. Manche haben so starke Temposchwankungen, dass sie vorher aufgenommen werden mussten. Um die kleinen Spieldosen überall sehen zu können, werden sie an die Wand projiziert. Die Videoprojektionen laufen, während das Ensemble spielt. Sie zeigen zum Teil live die Spieluhr, die gerade zu hören ist. Manche Sequenzen wurden vorher produziert und zeigen spezielle Details oder manchmal nur eine Atmosphäre.
Spieluhrenspiel
Il Lusorius besteht aus den drei Musikern Meike Herzig (Blockflöten, Serpent), Albrecht Maurer (Violine, Fidel, Rebec) und Annette Maye (Klarinette, Bassklarinette). Als roter Faden im Programm dienen Sätze aus der Suite "Spieluhrenspiel" von Ensemblemitglied Albrecht Maurer. In dieser Suite wird die komponierte Musik von verschiedenen Spieldosen inspiriert, durchkreuzt und konterkariert. Die Suite vereint neue Spieltechniken, improvisierte Elemente und imaginäre "Weltmusik" und vernetzt sie mit virtuoser Kammermusik. Ob Maurers Komposition für den Moment einer bekannten Spieldosen-Melodie innehält, ihr quasi zuhört oder über eine rückwärts geloopte Melodie schwebt - es entstehen interessante Wechselspiele, fremdartig vertraut, irritierend schön, abenteuerlich kalkuliert. Zwischen den Sätzen der Suite gibt Improvisationen und eine Komposition von Annette Maye.
Vom Luxusobjekt zum Spielzeug
Unter dem Stichwort "Spieldose" steht in der Brockhaus Enzyklopädie geschrieben: "Ein mechanisches Musikinstrument, bei dem die Töne durch das Anzupfen von Metallzungen mittels Stiften entstehen. Die Stifte sitzen auf einer rotierenden Metallscheibe oder -walze, die durch ein Federwerk oder mit einer Handkurbel in Drehung versetzt wird. Ist sie mit einer Tisch- oder Taschenuhr verbunden, spricht man von Spieluhr." In der Umgangssprache wird Spieluhr meist synonym für Spieldose verwendet, also auch dann, wenn der Mechanismus nicht mit einer Uhr verbunden ist.
Der entscheidende Entwicklungsschritt gelang dem Genfer Uhrmacher Antoine Favre-Salomon, der 1796 eine musizierende Taschenuhr nach dem Prinzip der klingenden Stahlzungen konstruierte. Diese Idee der Klangerzeugung war für die Zwecke von Spieluhren und -dosen revolutionär. So konnte man den Mechanismus in kleinste Gehäuse einbauen, anfangs vor allem Taschenuhren, bald aber auch in Spielwaren, Schmuck und viele weitere Alltagsgegenstände. Neben der Verwendung in Schmuckkästchen dürfte die Spieldose bis heute am häufigsten jedoch im Kinderzimmer zu finden sein. Und obwohl für uns dank digitaler Technik jegliche Art von Musik fast überall abrufbar ist, erfreuen wir uns immer noch gerne an dem intimen Klang ihrer kleinen Metallzungen - vielleicht als nostalgische Konstante in unserer schnelllebigen Zeit, als Reminiszenz an eine behütete Kindheit.
Meike Herzig | Blockflöten, Serpent |
Albrecht Maurer | Violine, Fidel, Rebec |
Annette Maye | Klarinette, Bassklarinette |
Eigene Improvisiationen über Spieluhrmelodien wie "Schwedenmädel", "La vie en rose", "Schweizer Ländler", "Ode an die Freude" und andere Melodien und Weisen |