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Aufnahmeprüfung Marie-Catherine Girod - "Regards de femmes"

Sie liebt Entdeckungen – und will sie mit ihrem Publikum teilen: Die französische Pianistin Marie-Catherine Girod. Mit großer Leidenschaft sucht sie ganz gezielt nach Komponistinnen und Komponisten, deren Werke nicht im Kanon der Klavierliteratur angekommen sind. Jetzt hat Marie-Catherine Girod ein neues Album herausgebracht – "Regards de femmes" heißt es, "Aus weiblicher Sicht". Und diese musikalischen Perlen weiblicher Klavierliteratur entdeckt sie darauf.

Bildquelle: Béatrice Cruveiller

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Sie hatte neben Talent auch Glück: Louise Farrenc, 1805 in Paris geboren. Denn das Conservatoire de Paris akzeptierte auch Frauen, im Gegensatz zu anderen Konservatorien in Europa. Farrenc konnte ihrem Talent als Pianistin und Komponistin also auch ein theoretisches Fundament geben. Sie wurde Professorin, unterrichtete Klavier und wurde hochgeschätzt. Ihre Werke gerieten trotzdem in Vergessenheit.

Die Lebenswelt der Komponistinnen im 19. Jahrhundert

Die Geschichte Farrencs ist typisch für die einer Künstlerin im 19. Jahrhundert: begabt, gelehrt, manchmal gegen Widerstände sogar erfolgreich – und doch schnell aus dem kollektiven Bewusstsein getilgt. Denn die Moralvorstellungen der Zeit waren streng und ließen Frauen wenig Spielraum: Heilige oder Hure, Ehefrau und Mutter oder Verführerin. Komponistin war dabei nicht vorgesehen. Vater, Bruder, Ehemann – in ganz unterschiedlichen Rollen sorgten Männer dafür, dass Frauen ja nicht über ihre künstlerische Leistung definiert und wahrgenommen wurden. Auch der Vater von Cécile Chaminade war wenig begeistert vom Komponieren seiner Tochter, sie tat es trotzdem.

Daß ich bei so gänzlichem Mangel an Anstoß von außen dabeibleibe, deute ich mir selbst wieder als ein Zeichen von Talent.
Fanny Hensel, Komponistin

Zu Unrecht vergessen: Amy Beach, Mel Bonis oder Emilie Zumsteg

Frau sitzt an Tasteninstrument, gemalt im naturalistischen Stil | Bildquelle: Mirare Bildquelle: Mirare 24 Miniaturen von 17 Komponistinnen hat Marie-Catherine Girod für ihr Album "Regards de femmes" ausgesucht – sie begründet diese Zusammenstellung mit Wissbegierde: stets habe sie parallel zum "normalen" Repertoire auch nach zu Unrecht Vergessenen Ausschau gehalten – es seien diese Begegnungen, die ihr das Gefühl von Freiheit geben, nur sie und die Partitur. So sind Fanny Hensel und Clara Schumann die populärsten Komponistinnen auf dem Album, Amy Beach, Mel Bonis oder Louise Farrenc sind in den letzten Jahren immerhin etwas bekannter geworden, Emilie Zumsteg und Henriette Bosmans hingegen warten noch darauf. Die Miniaturen auf diesem wunderbaren Album sind durchaus unterschiedlich in Charakter und Stil, einige noch in der Klassik verortet, viele romantisch, impressionistisch, manchmal modern. Marie Catherine Girod führt mit eleganter Hand durch den Reichtum dieser kleinen Kompositionen, mit Schwung und Präzision, mal temporeich–virtuos, mal in melodisch weichen Bögen und macht mit spielerischer Leichtigkeit klar: das hier sind nur "amuse gueule", Appetithäppchen, die definitiv Lust machen, noch viel, viel mehr von diesen vergessenen Komponistinnen zu entdecken.

Sendung: Leporello am 2. März 2022 ab 16:05 Uhr

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