Keine klingt wie sie: Die portugiesische Sängerin Maria Joao gurrt und zwitschert, flötet und juchzt – und swingt und berührt. Kindlich-verspielt wirken Songs bei ihr. Und scheinen dabei auf Entdeckungsreise zu gehen.
Bildquelle: Maria João
Wer sie je erlebt hat, weiß, wie scheinbar einfach musikalisches Staunen erzeugt werden kann. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren wurde Maria João international berühmt und war etwa beim Nürnberger Festival "Jazz Ost-West2 oder bei der Internationalen Jazzwoche Burghausen zu erleben. Und sie führte auf ihre ganz eigene Art das fort, was Vokal-Akrobaten wie Al Jarreau oder Bobby McFerrin in jener Zeit zu einer frühen Perfektion getrieben hatten: Geschichten zu erzählen nur mit der Stimme - die dazu manchmal weder Text noch melodische Linien brauchte, sondern einfach nur Bewegungsfreiheit jenseits traditioneller Grenzen.
Genau diese Freiheit nutzt Maria João so zart und vielgestaltig wie wohl kaum jemand sonst. Und dann spielen die Töne Theater. Feine leise Dramen können sich da entwickeln. Aus Klang. Aus Geräuschen. Aus allem, was Mundwerkzeuge hergeben. Ein Flüstern. Ein leises Piepsen. Ein Raunen. Ein melodisches Lachen. Ein rhythmisches Grummeln. ein Flattern. Ein Lufthauch. Und dann ein immer stärker gesteigerter Groove aus geformten Atemgeräuschen und einer Gesangsstimme, die Silben virtuos in flirrende Höhen hinauf tanzen und sich überschlagen lässt, um dann genau so überraschend in zarten, lyrischen Linien auszuschwingen.
Eine atemberaubend große Skala der Gefühle konnte und kann Maria João in solchen Augenblicken wecken, zumal in solistischen Einlagen ohne jedes Begleit-Instrument. Ein Mosaik aus poetischen Geräuschen und Lauten, die archaische menschliche Zustände ausdrücken entsteht dabei. Ein Schauspiel für die Ohren. Und selbstverständlich für die Augen dazu: Denn die Sängerin lässt ihre Performances auch stets zu intensiven mimischen Kunstwerken werden.
Maria João gehört zu den Pionieren einer Musik, die heute von Akrobaten des Beatboxing oder auch von so exquisiten Jazz-Verfeinerern wie dem Schweizer Vokalisten Andreas Schaerer und seiner Band "Hildegard lernt fliegen" in neue Richtungen gelenkt werden.
Bildquelle: Markus Fagersten Bei Maria João ist sie ein Synthesizer der Emotionen. Und das nicht zuletzt, weil diese Musikerin eben nicht vor allem Kunststücke vorführt, sondern weil sie beseelte Musik macht. Diese große Solistin ist daher auch eine Meisterin des Dialogs. Ein aufregend schönes Duo bildete sie einst mit der in Deutschland lebenden japanischen Pianistin Aki Takase, mit der sie vom Musical-Song bis hin zum fetzenden Bebop-Stück ein funkelndes Repertoire interpretierte.
Eine ganz innige Seite des musikalischen Dialogs zeigte sie immer wieder mit dem Pianisten Maria Laginha, mit denen sie von den 1990er-Jahren an viele gemeinsame Projekte verwirklichte. Und in jüngster Zeit wird sie bei so renommierten internationalen Festivals wie demjenigen im schwedischen Ystad (Kommissar Wallanders Heimat) im Duo mit dem brasilianischen Gitarristen und Komponisten Guinga gefeiert, mit dem sie poetische Songs zum Funkeln bringt: Musik voller warmtönender Schönheit. Musik von Maria João.