Als Professor in Würzburg hat Heinz Winbeck eine ganze Generation junger Komponisten geprägt, sein eigenes Schaffen stellte er dagegen nie in den Vordergrund. Dabei brachte er in seinen Symphonien Wesentliches und Existentielles zur Sprache. Der Niederbayer ist zeitlebens immer seinem eigenen Weg gefolgt - und hat auch seine Kompositionsstudenten in Würzburg gelehrt, auf ihre innere Stimme zu hören. Nun ist Winbeck 73-jährig in Regensburg gestorben.
Bildquelle: biography.de
Heinz Winbeck wurde 1946 in Piflas bei Landshut geboren. Nach seinem Kompositionsstudium in München bei Harald Genzmer und Günter Bialas half ihm insbesondere Wilhelm Killmayer, unbeeinflusst von Moden und Dogmen seine ganz eigene musikalische Sprache zu finden. Rasch etablierte sich Winbeck neben Persönlichkeiten wie Wolfgang Rihm und Manfred Trojahn als Vertreter der damals sogenannten "Neuen Einfachheit", die die Abkehr vom seriellen Denken und das Bekenntnis zur Subjektivität einte.
Nach einem Stipendium 1981 für die Pariser "Cité des Arts" und einer kurzzeitigen Laufbahn als Theaterkapellmeister wurde er 1988 zum Kompositionsprofessor an die Würzburger Musikhochschule berufen; zu seinen Schülern gehörten dort unter anderem Tobias PM Schneid, Rudi Spring oder Stefan Hippe. Seit 2012 war Winbeck auch Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zugleich blieb er zeitlebens fest in seiner niederbayerischen Heimat verwurzelt und bewohnte dort in dem kleinen Örtchen Schambach einen ehemaligen Pfarrhof aus dem 18. Jahrhundert, umgeben von einem Naturgarten mit Hunden, Eseln und Fledermäusen.
Ich bringe buchstäblich nur das zu Papier, das, würde ich es nicht tun, mich zersprengte.
Fest verwurzelt war Heinz Winbeck auch als Komponist – in der großen klassisch-romantischen Tradition von Schubert über Mahler bis zu Alban Berg. Angetrieben von einem existentiellen Ausdrucksbedürfnis und von einer großen inneren Wahrhaftigkeit erweckte er die Gattung der Symphonie zu neuem Leben. Zwischen 1983 und 2011 komponierte er fünf großbesetzte Orchesterwerke, die Persönlichstes zur Sprache bringen, zugleich politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge reflektieren und einen so ungeschönten wie schonungslosen Blick auf unsere Gegenwart richten. Die Geschichte als Abfolge von Kriegen und Gräueltaten, die Schuld der Vätergeneration, die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen waren ebenso seine Themen wie die Verlorenheit des Menschen im Kosmos oder die Beschäftigung mit Nahtoderfahrungen.
Der Rückbezug auf die symphonische Tradition entsprang dabei keinem Kalkül, sondern im Gegenteil einer Sturheit, einem Nicht-anders-Können, ungeachtet aller praktischen Schwierigkeiten, die dieses Beharren auf dem Komponieren in Mahler'schen Dimensionen mit sich brachte. Winbeck selbst war extrem zurückhaltend, wenn es darum ging, seine eigenen Werke (neben den Symphonien u.a. drei Streichquartette, das Schubert-Ballett "Lebensstürme" und viele weitere Orchester- und Kammermusik) in die Öffentlichkeit zu bringen. Und so bleibt, obwohl sich renommierte Interpreten wie der Dirigent Dennis Russell Davies für ihn einsetzten, das Schaffen dieses großen Unzeitgemäßen noch zu entdecken.
Wie BR-KLASSIK aus Kreisen seiner Schüler erfahren hat, ist Heinz Winbeck am 26. März 2019 in einer Regensburger Klinik gestorben.
Sendung: "Leporello" am 27. März 2019 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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