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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 27. August 2024

Kritik- Bayreuther Festspiele Thielemann dirigiert "Tristan und Isolde"

Die Premierenwoche bei den Bayreuther Festspielen endete am 1. August mit der Wiederaufnahme von "Tristan und Isolde", uraufgeführt 1865 in München. Damit ging die Inszenierung der Festspiel-Leiterin Katharina Wagner in die zweite Runde, am Pult stand wieder der Bayreuther Musikdirektor Christian Thielemann. Neu dabei ist in diesem Jahr Petra Lang als Isolde. Die gebürtige Frankfurterin war schon die Brangäne in der letzten Bayreuther "Tristan"-Produktion von Christoph Marthaler und die Ortrud im jetzt schon legendären Bayreuther Ratten-"Lohengrin" von Hans Neuenfels.

Szenenbilder Wagners "Tristan und Isolde", Inszenierung Bayreuther Festspiele 2016 | Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Zu ganz großer Form laufen Christian Thielemann und das bestens aufgelegte Bayreuther Festspielorchester im dritten Aufzug auf: Tristans Leiden und Isoldes Sehnsucht zeichnet Thielemann mit kammermusikalischer Zartheit und leidenschaftlichem Ausdruck nach. Wohl kaum einer hat die Akustik des Festspielhauses derart im Griff wie Thielemann, kaum einer dürfte mit der "Tristan"-Partitur so vertraut sein wie er. Meisterhaft disponiert er Wagners Steigerungen und Klangmischungen, sorgt im Graben für Balance und Präzision, hält alles im Fluss.

Manches gerät zu laut

Der symphonische Charakter der "Tristan"-Musik hat es Thielemann hörbar angetan - manches gerät ihm schlicht zu laut. Seinen Protagonisten macht er es damit nicht immer leicht. Allerdings hat Thielemann in dieser Produktion auch einen Tristan von wahrhaft heldischer Statur: Stephen Gould verfügt über eine voluminöse Stimme, eine stabile Höhe und selbst im mörderischen dritten Aufzug noch über verblüffende Kraftreserven.

Die Bühne dominiert das Dreieck

Anders als in ihrer Bayreuther "Meistersinger"-Inszenierung hat Katharina Wagner die "Tristan"-Welt nicht auf den Kopf gestellt. Brav am Libretto entlang erzählt sie die Geschichte der beiden Liebenden, die in dieser Welt nicht zusammenkommen können. Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann hat ihr für Wagners Nachtstück drei völlig abstrakte Räume gebaut: Ein surreales Treppen-Labyrinth mit Hängebrücken und Reling, ein Gefängnis mit ausfahrbaren Metallkrallen und Suchscheinwerfern sowie eine Artus-Runde im mystischen Urnebel. Dabei wird das Bild des Dreiecks als banales Symbol für das Beziehungs-Dreieck arg überstrapaziert - vervielfacht erscheint dem siechen Tristan seine Isolde in dreieckigen Hologrammen: madonnenhaft, verführerisch, kopflos.

Buhs für die Inszenierung - Applaus für den Gesang

Symbolträchtig und bedeutungsschwanger wirkt da vieles, psychologisch ausgefeilte Personenregie ist Katharina Wagners Stärke nicht. Kein großer Wurf, diese Inszenierung - wofür die Festspielleiterin am Ende überraschend viele Buhs kassierte. Phänomenal auch im "Tristan" wieder der König Marke des Georg Zeppenfeld - ein drahtiger Sängerdarsteller, der mit seinem klar fokussierten, profunden Bass beweist, wie textverständlich Wagner gesungen werden kann. Schon mit seinem Gurnemanz im neuen "Parsifal" und seinem Hunding in der "Walküre" hat Zeppenfeld bei den diesjährigen Bayreuther Festspielen Maßstäbe gesetzt. Dabei konnte sich auch der sonore Kurwenal des Iain Paterson in dieser "Tristan"-Wiederaufnahme hören lassen.

Bedauerlich war die kurzfristige Absage von Christa Mayer als Brangäne, für die Claudia Mahnke zuverlässig einsprang. Und die neue Isolde? Petra Lang ist eine starke Sängerpersönlichkeit und zeigt bei ihrem Rollendebüt Mut und Eigensinn - was ihr in der Höhe an Strahlkraft fehlt, macht sie durch ihre flutende Mittellage wett. Im finalen "Liebestod" steigerte sie sich zu berückender Intensität und sang sich so in die Herzen der Wagnerianer.

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