Am Mittwoch tritt Jazzgitarrist Al Di Meola in München im Brunnenhof der Residenz auf. Er ist der Schnellste, der Präziseste, der Lässigste, schlicht: Weltklasse - und das weiß er auch.
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Er fährt Rolltreppe. Lässig, mit cooler Sonnenbrille. Am Stachus. Er schlendert übers Pflaster, die Gitarre auf dem Rücken, eine junge Dame dreht sich nach ihm um. Er zwinkert jemandem zu, am Brunnen sitzend, die Gitarre in der Hand. Schiebt (!) sein Fahrrad durch die Kaufingerstraße. Ausnahmsweise mal in ganz langsamem Tempo: Al Di Meola, der Weltstar mit den Hochgeschwindigkeitsfingern.
2014 war das, zu sehen in einem Promo-Video zu Al Di Meolas Auftritt beim "Jazz Sommer" im Bayerischen Hof. Damals lebte er sogar in München, mit seiner neuen Freundin. Morgen ist er wieder in der Bayerischen Landeshauptstadt zu Gast, im Brunnenhof in der Residenz. Zwei Tage später wird der Mann, der schneller spielt als sein Schatten, 62 Jahre alt - und das sieht man ihm nicht an: Er wirkt jugendlich, cool, entspannt - einer, der weiß, was er will, und der ist, wo er hinwollte. Dass der Amerikaner mit italienischen Wurzeln nicht nur mit Tönen umgehen kann, sondern auch Sinn fürs Optische hat, beweisen seine Platten-Cover. Da gibt es nicht nur den in die Ferne gerichteten Blick, sondern auch Raubkatzen, Cowboy-Stiefel und nackte Haut. Für jeden ist etwas dabei.
Er galt und gilt vielleicht immer noch als der schnellste Gitarrist der Szene. Beim ihm sind es nicht nur Ton-Kaskaden, bei ihm sind es mindestens die Niagarafälle. Rasende Geschwindigkeit, rhythmische Perfektion, unglaubliche Virtuosität. Fahrrad oder Rolltreppe? Niemals! Musikalisch fährt Al Di Meola Ferrari.
So ein Sportflitzer kann allerdings nur eine begrenzte Menge Ladung schnell an bestimmte Ziele bringen. Für schwerere Inhalte und vor allem ein reflektierendes Innehalten ist ein solches musikalisches Fahrzeug schlicht nicht gebaut. Das muss man wissen, bevor man einsteigt.
Al Di Meola - vom Licht bestrahlt | Bildquelle: imago/PPfotodesign Den vielen Fans des Künstlers ist das ohnehin klar. Sie suchen Töne, die mitreißen - zum Beispiel durch Rhythmus: "Melodie und Harmonie kann man lernen, Rhythmus nicht. Meine Kompositionen beginnen immer mit einem Riff, einer rhythmischen Idee, das ist der Grundstock. Eine Melodie findet sich dann ganz einfach", erklärte Al Di Meola 2009 im Interview in Burghausen.
Die Kompositionen auf seinem aktuellen Programm "Elysium" stammen von ihm, aber auch von den Beatles oder Astor Piazzolla. Bei rund 28 Grad im Schatten und perfekten Open-Air-Bedingungen werden Al Di Meola und seine Band morgen sicher ein Erlebnis sein, und wahrscheinlich darf man sogar auf den großartigen Hit "Mediterranean Sundance" hoffen. Der Ferrari steht bereit!
Al Di Meola, Guitar
Im Rahmen der "Elysium & more" Tour 2016
20. Juli 2016, 20:00 Uhr
München, Brunnenhof der Residenz