Sie hat den Groove, sie hat den Soul und sie hat eine Meinung: Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington transportiert mit ihrer Musik immer auch eine Aussage, gerne auch ein politische. Morgen gastiert sie beim Internationalen Jazz-Weekend Unterföhring.
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Jazz begann als amerikanisches Kultur-Phänomen, ein Teil der amerikanischen Hochkultur, sagt Terri Lyne Carrington. Heute sei der Jazz in der Gesellschaft jedoch nicht akzeptiert. Die wenigen Menschen, die in Amerika Jazz unterstützten, animierten aber Musiker wie sie, weiterzumachen. In Europa, meint Terri Lyne Carrington, gebe es eine viel größere Anerkennung für den Jazz - deshalb ist sie gerne dort zu Gast.
Sie ist eine Musikerin, die sich einmischt und die mitmischt, unter den ganz Großen ihres Faches. Sie hat offene Augen und nimmt die Verhältnisse war. Sie ist nicht nur musikalisch hellwach, sondern auch als Mensch und Teil der Gesellschaft. Schließlich lebe sie in einer politischen Welt und da gelte es, aufmerksam zu sein.
Die Politik hat Einfluss auf dich, ob dir das gefällt oder nicht.
Bildquelle: Ralf Dombrowski Carrington - das Wunderkind: geboren 1965 in Massachusetts, in eine Musikerfamilie. Der Großvater war Schlagzeuger bei Fats Waller, der Vater Saxophonist bei James Brown. Zuerst spielte sie Saxophon, dann Schlagzeug. Ihr erster großer Auftritt, das war mit zehn Jahren ein Gig beim Wichita Jazz Festival in der Band von Trompeter Clark Terry. Terri - eine, die wusste wohin sie wollte. Sie spielt mit Herbie Hancock und Wayne Shorter, mit Stevie Wonder und Joni Mitchell. Sie zählt zu den zehn wichtigsten Vertretern ihres Instruments im Jazz der letzten 20 Jahre.
Duke Ellington sagte: Jazz ist die Freiheit des Ausdrucks.
Für ihre eigenen Projekte, die schon mit zwei Grammy Awards ausgezeichnet wurden, lässt sie sich von der ganzen afroamerikanischen Musiktradition beeinflussen, von Blues und Soul über Funk bis hin zu Hip Hop und Beat. Was manchmal aufs erste Hören entspannt soulig anmutet, hat meist eine vertrackte Tiefe: Hier eine ungewöhnliche Harmonie, dort ein ungerader Takt und immer rumort es bei Terri Lyne Carrington im Untergrund. Ihre Musik hat etwas Flirrendes, ein musikalisches Stressmoment, das den Hörer aufkratzt.
Ich glaube, es ist wichtig, in die Vergangenheit zu schauen, um sich in die Zukunft zu bewegen.
Bildquelle: © Tracy Love / IMN Carringtons Live-Band ist fast ausschließlich mit Frauen besetzt: Die niederländische Saxophonistin Tineke Postma, die amerikanische Pianistin Helen Sung und die Sängerin China Moses. Die lebt in Paris, wurde in Los Angeles geboren und ist die Tochter von Jazzdiva Dee Dee Bridgewater. Eine aufregende Besetzung, die so noch nicht auf CD zu hören ist, hat Terri Lyne Carrington zusammengestellt.
Auf ihrer aktuellen CD The Mosaic Project: Love and Soul interpretieren weibliche Musikerinnen Songs von Männern - sie sei aber nicht auf einem Kreuzzug oder wolle Geschlechterpolitik durch Musik betreiben, betont Terri Lyne Carrington. Aber "was du bist und an was du glaubst", scheine in der Musik durch. Carrington ist eine Galionsfigur der Gleichberechtigung im Jazz und in der Musik generell. Die amerikanische Bürgerrechtlerin und Schriftstellerin Angela Davis beschrieb das im Booklettext zu Terri Lyne Carringtons CD "Jazz is a spirit":
Jazz ist ein Spirit und Terri Lyne Carrington sei es gedankt, befreit sich dieser Spirit gerade von seiner exklusiv-männlichen Geschichte.
Terry Lyne Carrington tritt am Samstag, 16. Juli 2016, im Bürgerhaus Unterföhring auf.
Das Internationale Jazz-Weekend Unterföhring dauert noch bis zum 17. Juli 2016.
Weitere Informationen: Internationales Jazzfestival Unterföhring