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Die Schweiz und ihr Alphorn Vier Meter nacktes Holz

Ein urtümliches, rohes und doch sensibles Stück Holz ist es. Aber sehr beliebt: Bei Regen und bei Schnee, im Sommer und im Winter, allein, in kleinen Gruppen oder bei grossen Festen, auf Bergwiesen, im Wald oder am See – immer und überall tun sie es: Alphorn spielen.

Alphorn | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das Alphorn ist ein urtümliches Instrument, das sich nie weiterentwickelt hat, aber dennoch sehr empfindlich ist. Was man oben reinbläst, kommt in zehnfacher Vergrößerung unten raus. Das heißt auch: Das Alphorn verzeiht nichts, auch nicht den kleinsten Fehler.

Der Ursprung ...

... liegt im Dunklen. Hirten waren es wahrscheinlich, die auf den Hörnern ihrer verstorbenen Schützlinge Musik machten. Zum eigenen Vergnügen, zur Kommunikation mit anderen Hirten oder zum Anlocken der Tiere, die weit verstreut herumlaufen. Irgendwann dann begannen sie, Hörner aus Holz zu bauen, also junge Bäume auszuhöhlen. Handliche und recht kleine Hörner entstanden so, die man mit hinauf in die Berge nehmen konnte. Aber auch mit hinunter ins Tal, um sich im Winter als fahrender Musikant ein bisschen was dazu zu verdienen.

Steckbrief

Name: Alphorn
Länge: ca. 3,50 bis 4 Meter
Material: ursprünglich Holz, heute auch Kunststoff
Gattung: Blechblasinstrumente (weil man die Töne nur mit Blasdruck und Lippenspannung erzeugen kann)
Herstellung: aufwändig – 70 Stunden mit dem Hohlmeißel.
Alter: schwer zu sagen; Geburtsdatum unbekannt
Geburtsort: unbekannt
Wohnort: Alpenraum
Sozialverhalten: Einzelgänger, schließt sich aber auch zu kleinen Gruppen zusammen. Auch größere Ansammlungen wurden schon beobachtet.
Besondere Merkmale: Kann nur die Naturtonreihe spielen – weil es keine Grifflöcher, keine Klappen, keine Ventile hat.

Der Durchbruch

Um die Wende zum 19. Jahrhundert wird das Alphorn schlagartig berühmt. Der EJC, der eidgenössische Jodlerclub mit seinen Tausenden von Mitgliedern nimmt das Alphorn unter seine organisatorischen Fittiche, bietet Kurse an und schafft es, das Instrument innerhalb kürzester Zeit bekannt und beliebt zu machen: Das Alphorn wird zum Schweizer Nationalsymbol, einem Symbol für das verklärte, romantisch-sehnsüchtige Bild von der unverfälschten Natur der Berge. Es ist die Zeit, in der Touristen die schöne Schweizer Bergwelt entdecken. Und für diese Touristen, egal ob aus England oder dem Schweizer Flachland, wächst das Alphorn auf seine absurde Größe von dreieinhalb oder gar vier Metern heran. So ein Trumm würde ein Hirte niemals mit sich schleppen. Aber aus der Ferne hört und sieht man es gut.

Das Nationalsymbol

Und warum das Alphorn als Schweizerisches Nationalsymbol? Ganz banal: Das Jodeln ist als "Tirolern" schon belegt – das Alphorn ist noch frei.

Sendung: "Das Musik-Feature" am 15. März 2019 ab 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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