Jazz mit Bass - das gibt es in diesem Frühjahr immer wieder sonntags beim BMW Welt Jazz Award 2017. Zum 9. Mal wird der Preis dieses Jahr vergeben, heuer an herausragende Bassistinnen und Bassisten.
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"Be a Bass Player!", soll Miles Davis den damals noch ganz jungen Dave Holland nach einem unkreativen Ausflug in die höchsten Höhen seines Kontrabasses ermahnt haben. Er hätte das tun sollen, was von einem Bassisten erwartet wird: Fundament, Timekeeping und Harmonie festlegen. Das war Ende der 60er-Jahre, und eigentlich hatte sich zu dieser Zeit die Rolle des Basses im Jazz schon verändert.
Der Bass hat eine Emanzipations-Geschichte hinter sich: In Louis Armstrongs frühen Aufnahmen noch gar nicht vorhanden, wurde er das Wummermöbel, das man zwischen Schlagzeug und Klavier aufstellt, aber nicht unbedingt hört. Bassisten wie Slam Stewart, Paul Chambers und Ray Brown machten den Bass zum Dreh- und Angelpunkt der Jazzband. Andere gaben ihm die Freiheit zum herausragenden Soloinstrument: Scott Lafaro, Ron Carter, Charles Mingus. Bassisten waren und sind immer auch Charakterköpfe mit klaren Standpunkten - mal ultracool, mal heißblütig. Charles Mingus soll auf jemanden geschossen haben, weil behauptet wurde, Mingus hätte eine falsche Note gespielt.
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Solche überhitzten Gemüter finden sich nicht unter den sechs Tieftönern, die beim BMW Welt Jazz Award auftreten - unverwechselbare Individualisten sind sie aber alle. Der Däne Chris Minh Doky eröffnet am 22. Januar die Matineekonzerte im Doppelkegel. Er ist ein gefühlvoller Begleiter auf dem Kontrabass, aber auch ein satter Groover mit dem E-Bass. Seine Zusammenarbeit mit dem niederländischen Metropole Orkest und mit Gitarrist Mike Stern zeugen davon.
Lars Danielsson sorgt seit den 90er-Jahren mit unterschiedlichen Besetzungen für Aufsehen. Seine Libretto-Band ist eines der spannendsten europäischen Bandprojekte. Danielsson reichert seinen Sound immer wieder mit Electronics an. Im Duo mit Pianist Grégory Privat kommt er am 5. Februar in die BMW Welt.
Am 12. Februar präsentiert der Münchner Bassist Henning Sieverts sein Trio "Symmethree". Für die Besetzung mit Gitarrist Ronny Graupe und Posaunenstar Nils Wogram hat Sieverts eigens Stücke komponiert, die ganz gewissen Symmetrien folgen. Nach verstaubtem Rechenschieber klingt diese subtil-feine und leise-mitreißende Musik aber keinesfalls.
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Henning Sieverts "Symmethree"
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Chris Minh Doky
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Eva Kruse
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Lars Danielsson
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Renaud Garcia-Fons Trio
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Wenn Renaud Garcia-Fons seinen Bass streicht, könnte man meinen, er spiele Geige. Flageoletts sind sein Markenzeichen. Der Franzose verbindet immer auch unterschiedliche Welten in seiner Musik. Nach "Suite Andalouse" oder "Oriental Bass" stellt er am 19. Februar mit Akkordeonist David Venitucci und Perkussionist Stephan Caracci sein Programm "Revoir Paris" beim BMW Welt Jazz Award vor.
Die Sonntagsmatineen finden jeweils ab 11.00 Uhr im Doppelkegel der BMW Welt statt. Einlass 10.30 Uhr. Eintritt frei.
Das große Finale beginnt mit den zwei von der Jury nominierten Ensembles am 06. Mai 2017 um 19.00 Uhr.
Karten gibt es ab 22. Januar in der BMW Welt und bei München Ticket.
Linda Oh | Bildquelle: © Linda Oh Sie ist für viele Kenner die bedeutendste Vertreterin ihres Instruments in jüngster Zeit: Nicht umsonst spielt Linda Oh den Bass in der aktuellen Band von Gitarren-Superstar Pat Metheny. Die in den USA lebende Australierin kommt mit einer außergewöhnlichen Besetzung nach München. Am 5. März wird sie mit den drei jungen Wilden der US-Jazzszene auftreten: Saxophonist Ben Wendel, Gitarrist Matthew Stevens und Schlagzeuger Justin Brown.
Die Matineekonzerte beschließt am 12. März die deutsche Bassistin Eva Kruse. Seit Jahren lebt sie in Schweden am Meer; diese Landschaft prägt ihre Musik stark. In ungewöhnlicher Besetzung mit Rhythmusgruppe, Oboe und Saxophon lotet sie die musikalischen Tiefen zwischen packendem Jazz und moderner Klassik aus. Die Musiker sind Tjadina Wake-Walker, Oboe, Uwe Steinmetz, Saxophon, Christian Jormin, Klavier, und Eric Schaefer, Schlagzeug.
Freuen wir uns auf sechs "Bass Players", die alle für ein überaus solides Fundament stehen, aber alle auf ihre eigene Weise emanzipiert sind.
Jazztime am 10. Februar 2017, 23.05 Uhr: Chris Minh Doky und Lars Danielsson
Jazztime am 10. März 2017, 23.05 Uhr: Henning Sieverts und Renaud Garcia-Fons
Jazztime am 14. April 2017, 23.05 Uhr: Linda Oh und Eva Kruse