"Das Kondensat“ ist ein spannendes Trio aus Berlin. In der Besetzung Saxofon, Bass und Schlagzeug plus Electronics geht es auf elektro-akustische Erkundungstour zwischen Klangkunst, Popkultur, Musica Viva und Jazztradition. Hier in unserer Session aus dem Studio 2.
Bildquelle: Dovile Sermokas
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Beim Übergang eines Stoffs in einen anderen kann ein Kondensat entstehen. Begibt man sich an den lateinischen Wortstamm des Begriffs, ist da vom Eindampfen, Komprimieren und Verdichten die Rede. Lauter Vokabeln, die dazu passen, wie die Band "Das Kondensat“ ihre mit elektro-akustischen Improvisationsanteilen angereicherte Musik konzipiert. Seit mehr als zehn Jahren spielen Saxofonist Gebhard Ullmann, Bassist Oliver Potratz und Schlagzeuger Eric Schaefer zusammen. In vielen Konzerten haben sie ihre Meisterschaft in der hohen Kunst entwickelt, minutiös vorbereitete und ad hoc geschaffene Sounds aus dem Moment heraus zeitgleich zu ihren akustischen Instrumenten einzusetzen. So erschaffen die drei, mit viel kreativer Interaktion die improvisatorischen Spielräume ihrer Kompositionen nutzend, eine kraftvolle, mal ungemein rockige, mal fast schon das Prädikat "Das Kondensat for lovers“ verdienende, romantische Musik.
Der Schlagzeuger Eric Schaefer ist schon seit seiner Zeit mit der international erfolgreichen Band [em] Anfang der 2000er Jahre als Komponist tätig. Neben der Arbeit mit den eigenen Formationen "The Shredz“ und "Kyoto Mon Amour“ spielt er in den Bands von Eva Kruse, Michael Wollny und Joachim Kühn. Zwischen den musikalischen Welten wandelnd ist Bassist Oliver Potratz schon mit Chansonier Tim Fischer, mit Broadwaystar Helen Schneider und mit der jazzaffinen Gitte Haenning aufgetreten, ist aber aktuell vor allem mit Hardcore-Jazz und Experimentellem befasst. Den spielt er unter anderem mit "Shake Stew“, dem "Andromeda Mega Express Orchestra“, mit "Klima Kalima“ und eben im Trio "Das Kondensat“. Das wiederum ist eine der vielen langlebigen Bands des etwa 20 Jahre älteren Gebhard Ullmann. Manche seiner Gruppen bestehen schon seit 20 oder 25 Jahren. Sein Clarinet Trio zum Beispiel oder die Bands "Basement Research“ und "Conference Call“ mit amerikanischen Kollegen, mit denen Ullmann, der über 10 Jahre auch ein festes Standbein in New York hatte, dies-und jenseits des Atlantiks tourt, wenn das nicht gerade eine Pandemie verhindert.
2017 hat "Das Kondensat“ seine Debüt-CD veröffentlicht. Vom tiefenentspannten, hypnotischen Slow Motion Dub zu Anklängen der zweiten Wiener Schule und Zwölftonmusik hin zu rockigen Grooves und zurück zu sphärischen Klängen und einer Verbeugung vor John Coltranes Balladenkunst dampft "Das Kondensat“ die Musikwelten ein und erschafft einen ganz eigenen, faszinierenden Stil. Wir freuen uns, den hochspannenden Prozess der Musikwerdung, den man im Live-Format bei diesem Trio miterlebt, in unserer Audio-/Videosession ohne Publikum im Studio 2 des BR eingefangen zu haben.
Jazztime am Freitag, 1. Januar 2021, 23:05 Uhr
"Das Kondensat" mit Gebhard Ullmann (Saxophon), Oli Potratz (Bass) und Eric Schaefer (drums).
Moderation und Auswahl: Beate Sampson