Am Samstagabend stand er noch im New Yorker Jazzclub Iridium auf der Bühne. Einen Tag später, am Sonntag, den 19. Februar starb Larry Coryell. Er war ein Superstar der Jazzgitarre und galt als der "Godfather of Fusion". Larry Coryell wurde 73 Jahre alt.
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An ihm war alles markant. Sein Sound, seine Art, Gitarre zu spielen, wie er sprach, seine Mimik und seine Frisur. Ein imposanter, schlohweißer Schopf, der einem sofort beeindruckend ins Auge stach und der swingend im Takt mitwippte, wenn der Maestro seine Gitarre bediente.
Auf Larry Coryells Homepage steht der schöne Satz: "He's still got that beautiful head of hair!" Aber er hatte nicht nur eine beeindruckende Haarpracht, sondern auch und vor allem einen Kopf voller Musik und ein Herz, das weit offenstand für seine Mitmusiker, seine Fans und alle Menschen, denen er begegnete.
Zu spüren war das zum Beispiel am 28. Oktober letzten Jahres. Da trat Larry Coryell mit der Neuauflage seiner legendären Band aus den 70er Jahren "The Eleventh House" im Birdland in Neuburg an der Donau auf. Das Konzert wurde für BR-KLASSIK aufgezeichnet. Fans kamen schon zum Soundcheck und plauderten mit ihrem Idol. Er kannte sie seit Jahren. Man sprach über die glorreiche Vergangenheit und über eine spannende Zukunft, aber auch über die Familie, die Kinder und die Enkelkinder. Coryells Sohn Julian ist zweiter Gitarrist der Band "Eleventh House" und Larry war stolz und glücklich, mit seinem Sohn auf Tournee sein zu können. Er wirkte jung, locker und voller Tatendrang.
Er erzählte, dass er gerne nach Deutschland komme und dass die Kulturlandschaft in Deutschland ein weltweites Vorbild sein könne.
Demensprechend häufig war er auch in Deutschland zu hören. Ein Konzert für den 11. März 2017 beim "Guitar Masters"-Festival im unterfränkischen Reichenberg war schon geplant, dort war Larry Coryell Stammgast. Das Festival trauert nun mit all den Fans um die Jazzlegende.
Auch bei anderen Musikern war der smarte Texaner beliebt. Viele jüngere Jazzer der deutschen Szene arbeiteten mit ihm zusammen. Mit den bayerischen Gitarristen Paulo Morello, Helmut Kagerer und Andreas Dombert gab er immer wieder legendäre "Nights of Jazz Guitars". Mit dem Hammondorganisten Jermaine Landsberger hatte er ein Trio, in dem auch der Schlagzeuger Guido May zu hören war. Der saß auch im vergangenen Oktober bei den Konzerten von "Eleventh House" an den Drums. Wenn man all diese Musiker nach Larry Coryell befragte, zeigte sich ein breites Lächeln auf ihren Gesichtern und sie drückten ihre Freude und Dankbarkeit darüber aus, an der Seite des Meister musizieren zu dürfen.
Larry Coryell wurde Jazzmusiker in einer Zeit, in der die Jazzer auch noch Rockstars waren. Er befeuerte besonders die Fusion von Jazz und Rock, aber Fusion bedeutete bei ihm auch, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Die Musik von Django Reinhardt, die großen Standards des Jazz und auch das weite Feld der Klassischen Musik zogen ihn an.
Am Sonntag, den 19. Februar, starb Larry Coryell in einem Hotel in New York. Nach Angaben seines Sohnes ist er friedlich eingeschlafen.
Ein großer Markanter des Jazz hat nun die Bühne verlassen, aber seine Musik wird nachhallen.
2. April 1943: geboren in Galveston, Texas
Aufgewachsen im Bundesstaat Washington
1965: Umzug nach New York, Zusammenarbeit mit Vibraphonist Gary Burton
1969: Das bahnbrechende Album "Spaces" erscheint, Zusammenarbeit mit Gitarrist John McLaughlin
1973: Gründung der Band "Eleventh House"
1977: Beginn der Zusammenarbeit mit Gitarrist Philip Catherine auf dem Album "Twin House"
1979: "The Guitar Trio" mit den Gitarristen John McLaughlin und Paco de Lucia
1983: "Le Sacre du Printemps", eine Bearbeitung von Strawinskys Ballettmusik für Gitarre solo
1999: "The Coryells", eine Aufnahme zusammen mit den Söhnen Julian und Murali
2005: "Electric" mit Schlagzeuger Lenny White und Bassist Victor Bailey
Weitere Zusammenarbeit mit Chet Baker, Stephane Grappelli, Charles Mingus, Wolfgang Dauner und vielen mehr
19. Februar 2017: Larry Coryell stirbt in New York City im Alter von 73 Jahren
BR-KLASSIK widmet dem großen Sänger die Jazztime am Dienstag, 21. Februar ab 23:05 Uhr.