BR-KLASSIK

Helge kann Jazz, den hat er für BR-KLASSIK erklärt. Helge kann aber auch Klassik und besonders Beethoven. Mit ihm hat sich Musikclown und BR-KLASSIK Jazzprofessor Helge Schneider besonders auseinandergesetzt.

"Er war besessen!" - so Helge Schneider über Ludwig van Beethoven. Schneider und Beethoven, zwei Charakterköpfe, mit Gemeinsamkeit: "Von der Frisur her empfinde ich manchmal eine gewisse Ähnlichkeit", sagt Schneider.

Ende November 2019 war der Entertainer in München und präsentierte bei einer Pressekonferenz sein neues Konzertprogramm. Aber es gab am Rande der Veranstaltung auch etwas Zeit, um über den großen Beethoven zu plaudern. Damals wollte man das Beethoven-Jahr 2020 mit unzähligen Konzerten feiern und auch Helge Schneider wollte eine große Tournee spielen mit gleich drei Konzerten im Münchner Circus Krone Ende Mai 2020. Daraus wurde nichts, die Corona-Krise hat alle größeren Konzerte vor Publikum auf Eis gelegt.

Für immer Zuhause?

Helge Schneider hat in den letzten Tagen auf die derzeitigen Einschränkungen im Konzertbetrieb reagiert und eine ziemlich ernste und eindringliche Videobotschaft veröffentlicht. Er spiele nicht vor Autos und mit Streamings kann er nichts anfangen. Erst wenn Menschen wieder unter normalen Bedingungen Konzerte besuchen könnten, kann Schneider wieder auftreten. Falls das nicht gehe, "war‘s das".

Im Interview mit BR-KLASSIK betonte Schneider: "Es macht mir unheimlich Spaß, live aufzutreten, Menschen zum Lachen zu bringen und mich selber auch zum Lachen zu bringen." Das ist nun in gewohnter Form nicht möglich, deshalb wird es wohl noch dauern, bis Schneider wieder live zu erleben ist. Aber sofort lieferte Schneider neues Material, wie um seine Fans zu besänftigen: Letzte Woche erschien Schneiders Corona-Krisen-Song "Forever at Home", eine Swingnummer mit echtem Helge-Schneider-Kultpotential.

Katzeklo: Schneiders 5. Sinfonie

Ob der allerdings an seinen größten Erfolg "Katzeklo" hinreicht, weiß man noch nicht. Der Musikclown verspürt auch keinen Druck noch so einen Hit zu landen. Er hat "Katzeklo" - quasi seine 5. Sinfonie - immer noch im Programm und es macht ihm nichts aus, das Stück zu spielen: "Ich ändere das ja immer und ich bin ganz froh, dass ich das mal erfunden habe. Es bedeutet für mich Bewegungsfreiheit ohne Ende. Ich bin auch dankbar, denn durch 'Katzeklo' kann ich heute den Kram machen, den ich jetzt immer mache." Er kann sich auch vorstellen, dass "Katzeklo", ähnlich wie Beethovens Werke, in 250 Jahren immer noch aufgeführt wird, aber es werde dann sicher ganz anders klingen.

"Für Elise war eine Maßnahme"

Helge Schneider im Gespräch über Ludwig van Beethoven | Bildquelle: Ulrich Habersetzer Beethoven lernte der kleine Helge schon mit fünf oder sechs Jahren kennen, im Klavierunterricht: "'Für Elise' war da eine Maßnahme." Die echte Faszination kam aber erst in den Teenager-Jahren, Helge hörte Beethovens Werke im Radio und lernte weitere Stücke auf dem Klavier. Eines hat sogar in sehr eigener Version Einzug in Schneiders Programm gefunden: "Die 'Mondscheinsonate' ist einfach fantastisch, um den ganzen Ernst der Lage drastisch darzustellen und die Leute zum Schweigen zu bringen."

Die meisten - auch berühmten - Pianisten würden den ersten Satz der Klaviersonate immer zu schnell und zu laut spielen: "so leise wie möglich, fast unhörbar", sollte man den Satz spielen, findet Helge Schneider. Beethoven ist für Helge ein echter Klassiker, schräg, kantig, vergleichbar mit Jazzpianist Thelonious Monk. Und eine Sache an Beethoven beeindruck Helge Schneider ganz besonders: dass Beethoven noch komponiert hat, als er schon taub war, "das grenzt schon an den unglaublichen Hulk".