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NEUE JAZZREIHE AUF BR-KLASSIK IM GESPRÄCH MIT … Claus Reichstaller

Der Jazztrompeter und Leiter des Jazzinstituts der Hochschule für Musik und Theater in München spricht darüber, was die Pandemie für seine Studierenden und ihn bedeutet, aber auch über seine eigene Laufbahn. Und Claus Reichstaller hat eine Menge guter Musik mitgebracht, bei der er selbst mitspielt.

Bildquelle: Ralf Dombrowski

Jazztime 06.07.2020

Im Gespräch mit Claus Reichstaller - Podcast

Claus Reichstaller leitet seit 2009 das Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater in München. Und er ist ein international vernetzter und tätiger Jazztrompeter. Seine Laufbahn begann Mitte der 80er Jahre. 1989 wurde der 1963 geborene Musiker von dem Saxophonisten Nathan Davis in die mit amerikanischen Jazzgrößen prominent besetzte Paris Reunion Band geholt, die vier Jahre zuvor im Gedenken an den, lange Zeit in Paris ansässigen Schlagzeuger Kenny Clarke gegründet worden war. Ein Ritterschlag und zugleich die Möglichkeit, ganz eng mit Jazzlegenden zusammen zu arbeiten, von denen manche einst den Bebop und Hardbop mit aus der Taufe gehoben haben. "That´s  university" raunte ihm Nathan Davis damals auf der Bühne zu.

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Jazz Masters All Stars ·Claus Reichstaller· - Peruvian Nights

Claus Reichstaller in seiner Heimatstadt Burghausen bei der Jazzwoche im Jahr 2013. Mit George Cables, Abe Laboriel und Dennis Mackrel

Claus Reichstaller überträgt die Lehren, die er aus seiner "Universität" mitgenommen hat, auf seine Studierenden, indem er ihnen die Jazzgeschichte, ihre Stile und ihre spielerischen Persönlichkeiten nahebringt. Diese zu ergründen, sei wichtiger Bestandteil der "Tool Box", die auch die junge Generation parat haben sollte, erwähnt er im Gespräch. Es schade nichts, auch Duke Ellington und Count Basie zu kennen, auch wenn es für sie natürlich immer darum gehe, sich mit eigenständiger Aussage und Stilistik zu profilieren. Ein gutes Beispiel dafür seien im Umfeld der Musikhochschule entstandene große Ensembles wie die in Richtung Artrock ausgerichtete Monika Roscher Bigband oder die Jazzrausch Bigband.

Die Schule des Zusammenspiels

Claus Reichstaller, Leiter des Jazzinstituts an der Hochschule für Musik und Theater München, beim Konzert mit Dusko Goykovich und dem U.M.P.A. Jazz Orchestra.
| Bildquelle: Orla Connolly Claus Reichstaller beim Konzert mit Dusko Goykovich und dem U.M.P.A. Jazz Orchestra. | Bildquelle: Orla Connolly Apropos Big Band: Ein permanentes Lieblingsprojekt von Claus Reichstaller ist das von ihm an der Hochschule gegründete U.M.P.A Jazz Orchestra, das er, trotz regelmäßiger Fluktuation in der Besetzung, zu einer hochprofessionellen, stilistisch breit aufgestellten Großformation gemacht hat. Aus Sicht des selbst klassisch ausgebildeten Trompeters stärkt die Big Band Fähigkeiten, die für das Zusammenspiel von großer Bedeutung sind: perfektes Blattspiel, geschultes Aufeinander-Hören und gekonntes Improvisieren. Auch in seiner eigenen Laufbahn haben Big Bands eine enorme Rolle gespielt. Claus Reichstaller hat unter anderem viele Jahre als Freelancer in der SWR Big Band und der Thilo Wolf Big Band gespielt. Für die Jazztime hat er Aufnahmen mit ihnen und einem Nonett von Paul Kuhn ausgesucht, einen Live-Mitschnitt mit der Paris Reunion Band und zwei Titel aus der CD "Arrival" seines eigenen Quartetts.

Im Moment dürfen das U.M.P.A. Jazz Orchestra und die Rehearsal Big Band der Musikhochschule pandemie-bedingt noch nicht wieder proben oder auftreten. Aber bei der alljährlich stattfindenden Jazznacht zum Abschluss des Studienjahres, in der Studierende und Dozenten im Carl-Orff-Saal im Gasteig ihre aktuellen Programme vorstellen, darf zumindest schon eine zehnköpfige "Small Big Band" dabei sein. Am 14. Juli wird die Hochschule den Konzertabend auf ihrem YouTube-Kanal streamen.

Gerade die jungen Musiker und Künstler sind etwas gelassener als die, die schon länger im Business sind.
Claus Reichstaller

Eine nur dreiwöchige Pause entstand zu Beginn des Lock-Downs beim Unterricht. Dann bot die Hochschule ihn digital an und verzeichnete bei Vorlesungen sogar höhere Beteiligungen als im regulären Betrieb. Und inzwischen ist auch wieder Präsenzunterricht für Ensembles bis zu fünf Musiker*innen erlaubt. Allein die Bläser müssen auch im Einzelunterricht noch reichlich Abstand voneinander halten: 5 Meter ist die derzeitige Distanz beim "physical distancing" für sie. Claus Reichstaller blickt zuversichtlich in die Zukunft nach der "Corona-Auszeit" und hofft, dass auch dann einige der Konzerte, die er in den letzten Monaten mit seinem aktuellen, mit jungen Musikern besetzten Quintett geben wollte, nachholen kann. Denn das Live-Erlebnis ist natürlich auch für einen Jazz-Professor immer noch das Höchste.

Sendung auf BR-Klassik:

Jazztime, Montag, 06. Juli, 23.05 Uhr
"Im Gespräch mit ... Claus Reichstaller - Trompeter, Professor am und Leiter des Jazzinstituts der Hochschule für Musik und Theater München
Moderation: Beate Sampson

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