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Der Dirigent und Pianist Wayne Marshall wird 60 Wayne's World

"Ein Musikant durch und durch", "ein super Typ" – das sagen Kolleginnen und Kollegen über den britischen Dirigenten, Pianisten und Organisten Wayne Marshall. Der Meister-Improvisator und grenzenlos denkende Publikumsliebling feiert am 13. Januar seinen 60. Geburtstag.

Dirigent, Organist und Pianist Wayne Marshall | Bildquelle: Edgar  Brambis

Bildquelle: Edgar Brambis

"Just Wayne, not Mr. Marshall", das sind seine ersten Worte im Interview. Gutgelaunt im Kapuzenpulli strahlt Wayne Marshall in seine Handykamera und dann sprudeln die Worte. Über Rhythmus, über Gershwin und Bernstein, über Genres und Genregrenzen. Wayne Marshall bringt im Gespräch dieselbe glühende Energie rüber, die er auch auf der Bühne hat. Nicht umsonst liebten ihn Publikum und Orchester in Köln gleichermaßen. Von 2014 bis 2020 war er Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters. Für alle Beteiligten war es eine inspirierte und inspirierende Zeit, die leider – Corona-bedingt – ohne echtes Abschiedskonzert endete. Aber das soll noch nachgeholt werden.

Spielzeug-Autos und Gershwin im Radio

Marshalls Eltern stammen von der Karibik-Insel Barbados. Wayne wurde in Oldham, einem Ort nahe Manchester, am 13. Januar 1961 geboren. Musik umgab ihn seit seiner Geburt. Seine Mutter spielte Klavier und Wayne spielte daneben auf dem Boden mit seinen Autos. Eigentlich konnte er als Kleinkind schon improvisieren, sagt er im Interview. Eine Gabe, die er nie verlernt hat. Mit acht Jahren hörte er dann eine Musik, die sein Leben für immer ändern sollte: Im Radio erklang das Klavierkonzert in F-Dur von George Gershwin. Wayne war fasziniert von dieser rhythmisch und harmonisch so reichen Musik zwischen Klassik und Jazz. Sofort mussten Partitur und eine Aufnahme besorgt werden und der Junge sog die Klänge in sich auf.

Von den Tasten zum Taktstock

Dirigent, Organist und Pianist Wayne Marshall | Bildquelle: Charles Best Wayne Marshall mit Taktstock | Bildquelle: Charles Best Gershwins Musik änderte noch ein weiteres Mal die Lebensausrichtung von Wayne Marshall. Bei der Opernakademie im englischen Glyndebourne hörte er zum ersten Mal Musik aus der Oper "Porgy and Bess". Bis zu diesem Zeitpunkt plante Marshall eine Karriere als Konzert- oder Kirchenorganist, aber durch die Oper wurde seine Faszination fürs Dirigieren geweckt. Das führte zu einer "Porgy and Bess"-Produktion im Sommer 1986, dirigiert von Simon Rattle, auf der Wayne Marshall in der Rolle des Jasbo Brown auftrat, der ganz zu Beginn der Oper Klavier spielt.

60 Minuten improvisieren zum 60. Geburtstag

Dirigent, Organist und Pianist Wayne Marshall | Bildquelle: Charles Best Ein virtuoser Improvisator an der Orgel: Wayne Marshall | Bildquelle: Charles Best Als Dirigent leitete Marshall zahlreiche Spitzenorchester, etwa das Gewandhausorchester Leipzig, die Wiener Philharmoniker, die Rotterdamer Philharmonie und andere. Die Tasteninstrumente begleiten Wayne Marshall aber auch als Dirigent noch. Er ist ein fabelhafter Pianist und Organist. Das WDR Funkhausorchester dirigierte er auch immer wieder vom Klavier aus, was von den Musikerinnen und Musikern als Highlight beschrieben wird. Sein Improvisationstalent am Klavier stellte er dann immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. Genauso fantasievoll ist er als Improvisator an der Orgel. Am Tag seines 60. Geburtstages wird er 60 Minuten lang an der Orgel des St. Paul’s Cathedrals in Malta – dort lebt er mit seiner Familie – improvisieren, und zwar über das Thema von "Happy Birthday".

Vielfalt schadet niemandem

MoTrip und Wayne Marshall | Bildquelle: WDR Wayne Marshall zusammen mit Rapper MoTrip | Bildquelle: WDR So vielfältig die Leidenschaften von Wayne Marshall für Dirigieren, Klavier- und Orgelspielen sind, so weit ist auch sein musikalischer Horizont. "Crossover", das Wort mag er nicht, aber wenn sich Genres treffen und zu neuen musikalischen Ideen verschmelzen, ist es etwas Großartiges. "Das schadet niemandem", sagt Wayne Marshall und es ist auch ein Weg in die Zukunft. "Kann die klassische Musik, wie sie heute existiert, überleben? Ja und nein", so der Dirigent. Er sucht nach neuen Wegen, um vor allem junge Menschen für die Musik zu begeistern. Von Händel bis HipHop, Musik ist eine Sprache. Das hat Wayne Marshalls Vater immer gesagt, und all die unterschiedlichen Stile sind Interpretationen dieser Sprache.

Wayne Marshall, der Tausendsassa ohne Berührungsängste strotz vor Energie und wünscht sich nichts mehr, als wieder normal reisen zu können und so viel Musik wie möglich zu machen. Besonders freut er sich auf sein Debut bei den Berliner Philharmonikern, das für Ende Juni 2021 auf der Berliner Waldbühne geplant ist.

Sendung: "Leporello" am 13. Januar 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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