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Kostprobe | 23.06.2024 Als die Mandoline England eroberte

In Sachen barocker Mandolinenmusik ist das Originalklang-Ensemble Artemandoline seit Jahren die erste Adresse. Auf seinem neuen Album "Die Mandoline in London" zeigt es, wie die Mandoline England eroberte. Mit Grazie, Virtuosität und viel Italianità.

CD-Cover: Die Mandoline in London | Bildquelle: deutsche harmonia mundi

Bildquelle: deutsche harmonia mundi

Dass es in der Barockmusik für ihr Instrument noch viele Schätze zu heben gibt, das wissen die Mandolinenspieler Juan Carlos Munoz und Mari Fe Pavón schon lang. Seit Jahren sind die beiden Leiter des Ensembles Artemandoline in Notenarchiven unterwegs, um unbekannte Mandolinenwerke ans Licht zu holen und wieder erklingen zu lassen. Auf ihrem neuesten Album demonstrieren sie, wie die Mandoline England erobert hat.

Zentrum der Mandolinenmusik

Im 17. Jahrhundert in Italien erfunden, breitete sich die Mandoline bald im ganzen Land aus. Im 18. Jahrhundert gelang ihr der Sprung über die Alpen und Paris wurde um 1750 das Zentrum der Mandolinenmusik. Von dort brachten konzertierende italienische Virtuosen wie Giacomo Merchi oder Girolamo Nonnini diese Musik nach England. Besonders populär wurde das Zupfinstrument in Bürger- und Adelskreisen. Sogar die englische Prinzessin Amelia spielte Mandoline.

Anmut mit Virtuosität

Die italienischen Spieler und Komponisten, die die Mandoline in England populär machten und dort auch Unterricht gaben, kennt man heute kaum noch. Wie Giovanni Francesco Weber, der charmante Sonaten für das Instrument komponierte. Oder den Florentiner Carlo Arrigoni, ein begehrter Lauten- und Mandolinenspieler, der in London auch als Sänger für Händel arbeitete, und der in seinen Sonaten Anmut mit Virtuosität verband.

Jigs für Mandoline

Manche dieser italienischen Virtuosen blieben lange und prägten das britische Musikleben maßgeblich. Wie der Geiger und Mandolinenspieler Girolamo Stabilini, der viele Jahre in Edinburgh als Orchesterleiter wirkte. Der ließ sich von der englischer Tanzmusik inspirieren und komponierte lebhafte Jigs für Mandoline.

Ein Album für Entdecker

Natürlich wurden auch englische Komponisten vom Mandolinenvirus befallen. Der Flötist Robert Valentine etwa, der die Mandoline schon in Italien kennenlernte, schrieb hervorragende Sonaten. Der schottische Musikalienhändler James Oswald komponierte dagegen nicht allzu schwierige, aber reizende Divertimenti für private Salons. Das alles wird vom Ensemble Artemandoline mit hohem Können und großer Leidenschaft präsentiert. Ein Album für Entdecker, das mit lauter Ersteinspielungen eher unbekannter Komponisten aufwartet, und wirklich gute Laune macht.

The Mandolin in London

Sonaten für Mandoline von Merchi, Nonnini, Stabilini, Weber, Conti, Arrigoni, Valentine und Oswald
Artemandoline
Mari Fe Pavón und Juan Carlos Munoz (Leitung)
Label: deutsche harmonia mundi

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 23. Juni 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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