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Adrian Willaert Polyglotter Star des Cinquecento

Er hatte Fans in ganz Europa, eine Schar von Groupies um sich herum versammelt: Man kann den Musiker und Komponisten Adrian Willaert eigentlich nur als Superstar des Cinquecento bezeichnen...

Bildquelle: © Gallica Digital Library | Bibliothèque nationale de France

Er war der gefeiertste Musiker des Cinquecento in Venedig, bekannt und gerühmt aber auch in vielen anderen Ländern Europas: Adrian Willaert.

"Ich würde sagen, dass für mich Adrian Willaert der wichtigste Komponist ist, der die Generation von Josquin verbindet mit dem Komponisten der Spätrenaissance, wie Lasso und de Rore."

Sagt der Sänger Tore Tom Denys über ihn, der viel zu Willaert geforscht, zahlreiche seiner Werke ediert und auch gesungen hat. Noch dazu ist er im gleichen Ort in Flandern geboren, wie Willaert: In Rumbeke, einem Ortsteil von Roeselaere. Hier kam der Komponist soweit wir wissen zwischen 1488 und 1490 zur Welt. Etwa im Jahr 1507 zog er dann nach Paris, um die Rechte zu studieren - nur: Dort lernte er den Komponisten Jean Mouton kennen... Und der faszinierte ihn offenbar so sehr, dass er die Rechte Rechte sein ließ und seine Studien fürderhin der Musik widmete. Erst bei Mouton selbst, dann im flämischen Leuven. Und schon in seinen ersten überlieferten Werken zeigt sich, was ihn später ausmachen sollte: Dass er dem Text in der Musik größere Bedeutung einräumte. Eine Entwicklung, die Josquin Desprez angestoßen hatte.

"Das ist sozusagen ein Humanisierungsprozess, die in der Musik stattfindet, wo man plötzlich sagt: aha, es geht um das, was gesagt wird. Was später dann ausmündet in wirklich das perfekte Zusammenhang von Wort und Text mit Chromatismen hat er eigentlich vorbereitet."

Bella Italia

Nach Abschluss seiner Studien machte Willaert denn auch bald Karriere, vor allem in Italien: Von 1515 bis 1527 diente er drei Herzögen von Ferrara, reiste mit ihnen unter anderem nach Rom, Mailand und Ungarn. Im Jahre 1527 dann wurde Willaert zum Kapellmeister des Markusdoms in Venedig berufen: Damals so ziemlich die renommierteste Position in der Musikwelt überhaupt. Und sein Werk machte ihn natürlich noch berühmter. So kamen im Laufe der 35 Jahre, die er diese Stellung innehatte, zahlreiche Komponisten aus ganz Europa nach Venedig, um bei ihm zu lernen. Aus seinen Schülern und Bewunderern bildete sich sogar ein Willaert-Kreis, der später in die venezianische Schule mündete - mit Komponisten, wie etwa Claudio Merulo, Gioseffo Zarlino oder Cipriano de Rore.

"Die venezianische Schule ist bekannt natürlich. Und das ist ihm zu danken."

Der Nachlass

Als Willaert im Dezember 1562 starb, schrieben fünf der bekanntesten Komponisten seiner Zeit Trauergesänge auf seinen Tod. Und ja: Kein Wunder! Sein Werk ist schon einmal ungewöhnlich reichhaltig: Er prägte die neue Gattung des Ricercar mit, es sind zehn Messen von ihm überliefert, mehr als 150 Motetten, dazu Hymnen, Madrigale, Villanesce, Chansons. Und mit seinen konzertanten achtstimmigen Psalmen kann Willaert außerdem als Wegbereiter der venezianischen Mehrchörigkeit gelten. So wurden seine Werke damals auch in ganz Europa gedruckt und aufgeführt. Heute dagegen hört man diese eher selten. Das mag unter anderem an ihrer Komplexität und Länge liegen. Aber, sagt Denys:

"Wenn man etwas singt von Willaert, hat man das Gefühl, man muss wirklich sich bemühen um das zu Gehör zu bringen, aber, und das ist für mich das Unglaublichste bei Willaert: das Ergebnis, das haut einen um. 3,56 Theorie und kontrapunktische Technik, das ist alles drinnen, aber trotzdem: er baut eine Kathedrale und man sieht nicht die Steine, man sieht das Ganze. Und das ist sehr, sehr berührend."

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 12. Dezember 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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