Die Medici haben ihren Reichtum im Textilhandel begründet und waren später dann auch im Bankwesen tätig, weit über Florenz hinaus. Durch diese Handelsbeziehungen lernten sie nicht nur andere Sprachen kennen, sondern natürlich auch die dortige Musik.
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Wer heute Florenz besucht, begegnet überall dem Vermächtnis der Medici, etwa beim Besuch der Uffizien; dieses riesige Gebäude hatte Cosimo I. de' Medici im 16. Jahrhundert in Auftrag gegeben. Der Bau der Basilica di San Lorenzo war von Giovanni di Bicci de' Medici initiiert worden, viele Mitglieder der Großfamilie Medici sind dort begraben. Etliche Paläste gehen auf sie zurück, und hinter dem Palazzo Pitti, dem Hauptsitz der Familie, lässt sich trefflich flanieren im Boboli-Garten. Die Anlage war im 16. Jahrhundert entworfen worden von Eleonora von Toledo, einer Spanierin, die in die Medici-Familie eingeheiratet hatte.
Die Medici haben ihren Reichtum im Textilhandel begründet und waren später dann auch im Bankwesen tätig, weit über Florenz hinaus. Durch diese Handelsbeziehungen lernten sie nicht nur andere Sprachen kennen, sondern natürlich auch die dortige Musik. In den Niederlanden, wo die Familie Bankfilialen unterhielt, lebten und wirkten einige der bedeutendsten Musiker der Zeit, darunter Johannes Ghiselin oder Heinrich Isaac. Beide wurden angeworben, in Florenz bei den "Cantori di San Giovanni" zu singen, einem hochkarätigen Ensemble, das im Baptisterium von San Giovanni beheimatet war.
Heinrich Isaac war Sänger bei den Cantori, und er war Komponist. Unter anderem vertonte er Gedichte von Lorenzo de' Medici, dem wegen seiner großzügigen Förderung der Künste der Beiname il Magnifico - der Prächtige gegeben worden war. Als Lorenzo 1492 starb, komponierte Heinrich Isaac eine Nänie, einen Klagegesang, auf seinen Tod.
Die Familie Medici dehnte ihre Macht bald weit über Florenz hin aus: 1513 bestieg Giovanni de' Medici den Heiligen Stuhl und hieß fortan Papst Leo X. Wenige Jahre nach seinem Tod folgte ihm ein weiteres Mitglied der Familie: aus Giulio de' Medici wurde Papst Clemens VII. In dieser Zeit hat sich die Musikpatronage nach Rom verlagert: für Leo X. wurde der so genannte Medici-Codex angefertigt, ein Notenbuch mit geistlichen Werken von mehr als 20 namhaften Komponisten, darunter Josquin Desprez, Adrian Willaert oder Jean Mouton.
Doch nicht nur der wichtigste Posten der katholischen Christen lag zeitweise in der Hand dieser Familie, auch im weltlichen Bereich sicherte sie sich weit reichenden Einfluss: Caterina de Medici und später Maria wurden durch Heirat Königin von Frankreich. Auch mit Habsburgern und dem Geschlecht der Este wurden Ehen geschlossen.
Die Hochzeitsfeste der Medici wurden überaus prächtig gefeiert, und dazu gehörte natürlich auch die passende Musik. Zu diesen Gelegenheiten wurden oft Intermedien aufgeführt, also Zwischenspiele, die anfangs in Pausen von Schauspielen gegeben worden waren, im Laufe der Jahre aber immer mehr zu eigenständigen Werken gereift sind. 1589, als Ferdinando de Medici mit Christine von Lothringen vermählt wurde, wurde unter anderem das Stück "L'armonia delle sfere" gespielt.
So mächtig und weit verzweigt die Medici einst waren, so banal ist ihr Untergang: 1737 starb Gian Gastone de' Medici, er war der letzte Großherzog, und er starb kinderlos. Die Dynastie ist einfach ausgestorben.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. April 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK