Er war der bedeutendste italienische Opernkomponist seiner Zeit - nach Monteverdi und neben Francesco Cavalli. Dass er sich auch als Opernsänger profilierte, dies machte ihn zum prominentesten italienischen Musiker der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überhaupt. Antonio Cesti - geboren 1623 in Arezzo, gestorben 1669 in Florenz - war umstrahlt vom Erfolg, gefeiert nicht nur in seiner italienischen Heimat, sondern auch in Innsbruck, München, Wien...
Bildquelle: © Metropolitan Museum of Art
Cesti stammte aus der Toskana, aus Arezzo. Dort wurde er auf den Namen Pietro getauft. Nach vier Jahren als Sängerknabe trat er 1637 den Franziskaner-Minoriten bei und nahm den Ordensnamen Antonio an. Als Antonio Cesti wurde er zunächst Organist in Florenz, danach Kapellmeister am Dom von Volterra. 1647 startete er seine Opernkarriere: Als Tenor gab er sein Debüt am Theater von Siena, gefolgt von Auftritten in Florenz und Lucca. Als Komponist debütierte er 1651 mit seiner ersten Oper "Alessandro Vincitor di se stesso" in Venedig. Die Doppelrolle als Sänger und Komponist von Opern, dazu ein allzu "weltlicher" Lebenswandel mit Liebesaffären lösten bald die Missgunst und den Tadel der Ordensoberen aus. 1652 ging Cesti als Maestro di Cappella di Camera des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol nach Innsbruck. Sein dort 1656 uraufgeführtes Dramma musicale "Orontea" avancierte in der Folge zu einer der beliebtesten Opern des 17. Jahrhunderts.
1659 musste sich Cesti auf Anordnung der Minoriten nach Rom begeben, wo er mehrere Jahre als Tenorist der Päpstlichen Kapelle wirkte. 1665 wurde er dann Kapellmeister am Hof von Kaiser Leopold I. in Wien. Nach der Kapellmeisterzeit in Innsbruck und vor der letzten Anstellung am Hof des Erzherzogs von Florenz war dies die höchste Position, die Cesti in seinem Leben besetzte. In Wien schrieb er auch sein berühmtestes Werk: die prachtvolle, höfische Repräsentationsoper "Il Pomo d'Oro" (Der Goldapfel), entstanden 1668 zur Hochzeitsfeier des Kaisers.
Antonio Cestis Opern, die neben Kantaten das Gros seines Schaffens bilden, stellten Weichen in der Geschichte des italienischen Musiktheaters: der Übergang des rezitativischen Stils à la Monteverdi zur generellen Trennung von Rezitativ und Arie, die Anlage der Da-Capo-Arie und die Intensivierung des Belcanto - dies sind Verdienste des Komponisten. Dennoch: Antonio Cesti fristet heute auf den internationalen Opernbühnen ein Schattendasein. Immerhin gab es an der Frankfurter Oper 2015 eine aufsehenerregende Neuinszenierung seiner einstigen Erfolgsoper "Orontea", die klarmachte, warum dieses Stück im 17. Jahrhundert ein Kassenschlager war. Und bereits viele Jahrzehnte zuvor hatte ein anderes Stück von Cesti Millionen zum Träumen und Schwelgen gebracht: Die Aria "Tu mancavi a tormentarmi" aus seinem Meisterwerk "Il Pomo d'Oro" in der Instrumentalbearbeitung für Streicher und Harfe von Leopold Stokowski.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. Oktober 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK