Der große Bach – heute ist damit Johann Sebastian gemeint, doch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts galt dieser Titel Carl Philipp Emanuel, der lange am Hof Friedrichs II. beschäftigt war.
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"Er ist ein Original! Alle seine Produkte sind mit Originalität gestempelt." Johann Kaspar Lavater
"Er ist der größte Komponist für Klavierinstrumente, der jemals gelebt hat." Charles Burney
"Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe." Joseph Haydn
Ultimativer können Komplimente kaum sein, wie sie Carl Philipp Emanuel Bach von seinen berühmten Zeitgenossen, dem schweizerischen Philosophen Johann Kaspar Lavater, dem englischen Musikschriftsteller Charles Burney und dem österreichischen Komponisten Joseph Haydn erhalten hat.
Der zweite Bach-Sohn war zu Lebzeiten nicht nur berühmter als seine Brüder, sondern auch als sein Vater, weshalb nicht Johann Sebastian, sondern Carl Philipp Emanuel als der "große" Bach bezeichnet wurde. Doch der zur Bescheidenheit neigende Sohn, der nicht nur wegen seiner Talente und Kunstfertigkeiten, sondern auch aufgrund seiner umfassenden Bildung, seiner guten Sitten und seines heiteren Wesens beliebt war, wusste sehr wohl, wem er die Grundlagen seines Erfolges zu verdanken hatte. Und sagte das auch.
"In der Komposition und im Klavierspielen habe ich nie einen anderen Lehrmeister gehabt, als meinen Vater."
Was Carl Philipp Emanuel Bach, der in knapp 60 Jahren über 1.000 Werke schuf, auszeichnete, war sein elegischer empfindsamer Stil. Man darf ihn zu Recht als einen der bedeutendsten Komponisten zwischen Barock und Wiener Klassik bezeichnen und als ein Bindeglied dieser beiden Epochen ansehen. Er entwickelte die Gattung der Sonate weiter und komponierte für sein Lieblingsinstrument, das Cembalo, rund 50 Konzerte und 150 Sonaten, deren Noten sich gut verkauften und von denen die sechs "Preußischen" und sechs "Württembergischen Sonaten" zu seinen ausdrucksstärksten Stücken zählen.
"Ich bin nicht arm, Gottlob! Aus Not tue ich nichts, was ich tue. Ich habe ansehnlich mit meinen Sonaten gewonnen." C. P. E. Bach
Erfolgreich bis weit über den Tod hinaus war Carl Philipp Emanuel Bach nicht nur als Komponist, sondern auch als Autor einer Klavierschule. Sein "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" erlebte zu seinen Lebzeiten mehrere Auflagen und war noch für Beethoven und Clementi das ultimative Lehrwerk. Dabei hatte Bach zunächst Jura studiert, ehe er eine Laufbahn als Musiker einschlug.
28 Jahre lang diente er dem Preußenkönig Friedrich II. als Hofcembalist in Berlin und Potsdam. Die Zusammenarbeit mit den Hofmusikern Quantz, Benda und Graun war anfangs ziemlich inspirierend für ihn, doch als der musische König nach dem 7-jährigen Krieg immer mehr vom Schöngeistigen abrückte und zum starren Machtpolitiker wurde, entschloss sich Bach im fortgeschrittenen Alter von 54 Jahren, noch einmal die Stellung zu wechseln. Er beerbte seinen Patenonkel Georg Philipp Telemann als Musikdirektor der fünf Hauptkirchen Hamburgs, befreundete sich dort unter anderem mit den Dichtern Lessing, Klopstock und Claudius und versah diesen anstrengenden Dienst noch zwanzig Jahre lang bis zu seinem Tod. Carl Philipp Emanuel Bach liegt in der Michaeliskirche begraben, einem der Wahrzeichen der Hansestadt.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 15. Dezember 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK